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Jenseits Der Grenze

Jenseits Der Grenze

Titel: Jenseits Der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
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erst, das aufzuhalten?«
    Nun konnte Geary die Senatorin nur ungläubig anstarren. »Ich habe noch nie irgendwem den Befehl erteilt, sich gegen die gewählte Regierung der Allianz zu stellen, und das werde ich auch nicht machen. Was die Frage angeht, ob ich es nicht versuche – was glauben Sie, was ich hier gerade tue? Bevor ich in diese Besprechung gegangen bin, habe ich zwei anderen Offizieren den Befehl erteilt, die Flotte aufzufordern, dass sie keine Maßnahmen ergreifen soll.«
    »Dann wäre das Problem doch bereits gelöst«, wandte Navarro ein.
    »Ich bin nicht davon überzeugt, dass die Flotte diesen Befehl akzeptieren wird, Senator!« Warum wollten diese Leute eigentlich nichts begreifen? »Ich weiß, dass Ihnen die Stimmung in der Flotte bekannt ist. Dann sollten Sie eigentlich auch in der Lage sein zu verstehen, dass eine solche Anklage den Bogen überspannt. Zu viele Offiziere werden der Ansicht sein, dass es an der Zeit ist, etwas zu unternehmen. Natürlich dürfte jeder Einzelne dieser Offiziere von den Vorwürfen freigesprochen werden, aber es wird nur wenige Männer und Frauen in dieser Flotte geben, die in diesem Moment davon überzeugt sind, dass es auch genauso kommen wird. Sie werden die Anklage als einen Versuch werten, ihre Ehre zu besudeln und sie dann einen Schauprozess durchlaufen zu lassen.«
    »Aber Sie wollen, dass wir uns über die Militärautorität und über das militärische Rechtssystem hinwegsetzen. Wie soll so etwas Respekt vor Autoritäten und vor dem Gesetz schaffen?«
    Wieder mischte sich Suva mit unterkühlter Stimme ein. »Wie soll verhindert werden, dass das Militär die Regierung kontrolliert, wenn der einzige Weg der ist, dass sich die Regierung den Forderungen des Militärs beugt? Wollen Sie etwa sagen, dass wir gewinnen, indem wir kapitulieren?«
    Sakai schüttelte den Kopf. »Die Frage ist berechtigt, aber Admiral Gearys Ehre sollte nicht infrage gestellt werden.«
    »Das sehe ich auch so«, stimmte Navarro ihm zu. »Mit Blick auf das, was Admiral Geary getan und was er nicht getan hat, wäre es nicht angebracht, an seinen Worten zu zweifeln. Aber … in dieser Angelegenheit können wir nicht intervenieren. Ihre militärischen Vorgesetzten haben ihre Entscheidungen gefällt, und wenn wir an diesem Punkt in den militärjuristischen Prozess eingreifen würden, wäre das völlig unangemessen. Sie werden also Ihre Befehle befolgen, wie es die Ehre von Ihnen verlangt.« Auch wenn die Stimme des Senators nicht zitterte, glaubte Geary dennoch, eine unterschwellige Anspannung und vielleicht sogar Angst heraushören zu können. »Sie, Admiral, werden die Offiziere Ihrer Flotte auffordern, ihre Befehle zu befolgen und auf die Integrität des Systems zu vertrauen. Auf lange Sicht kann nur diese Vorgehensweise die Allianz retten.«
    Navarro hatte zwar grundsätzlich recht, aber diese Leute übersahen die kurzfristigen Gefahren. Geary wusste, dass diese Entscheidung verkehrt war. Er wusste, wenn die Senatoren nicht handelten, dann war eine Katastrophe so gut wie unvermeidlich. Aber auf eigene Faust würden die drei nicht handeln.
    Seit Rione ihn vor Monaten davon überzeugt hatte, dass er die Macht besaß, um sich über die zivile Führung der Allianz hinwegzusetzen, hatte er sich davor gefürchtet, einmal an diesem Punkt anzugelangen. Warum sollte er das überhaupt in Erwägung ziehen? Vor hundert Jahren wäre so etwas für ihn noch völlig undenkbar gewesen, aber nun sah er, wie ihm jede Alternative entrissen wurde, wie sich der Abgrund des Widerstands Stück für Stück näherte. Er wusste nicht, was ihn in dessen Tiefen erwartete, doch er konnte seinen Kurs so wenig ändern wie ein Raumschiff, das zu tief in das Schwerkraftfeld eines toten Sterns geraten war.
    Wo stand seine Ehre? Was wäre das Beste für die Menschen, die ihm vertrauten, und für die Allianz? »Sir, ich muss noch einmal mit Nachdruck darauf hinweisen, dass die Flotte eine solche Vorgehensweise nicht tatenlos hinnehmen wird.«
    »Das wird sie, wenn Admiral Geary es so fordert.«
    »Weder bin ich davon überzeugt, dass das geschehen wird, Sir, noch gefällt es mir, ein solches Handeln gutzuheißen.«
    »Das ist egal«, beharrte Navarro. »Sie haben Ihre Befehle, und die werden Sie ausführen.« Nach außen hin schien ihn Gearys Sturheit zu ärgern, aber je entschlossener sich der Senator gab, umso offensichtlicher wurde seine wachsende Unruhe. »Wir können uns nicht im Namen der Gerechtigkeit über Ihre

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