Jenseits Der Grenze
das stimmt, weiß ich nicht.« Der Major ließ eine kurze Pause folgen. »Ich habe überlegt, was ich wohl tun sollte, wenn wir aufgelöst werden, aber ich habe keine Ahnung. Mein Leben lang bin ich zum Kämpfen ausgebildet worden, und ich habe immer nur gekämpft. Es ist das, womit ich mich auskenne.«
Die anderen Soldaten, sogar die jüngeren, nickten zustimmend. »Meine Familie hat seit drei Generationen im Krieg gedient«, meldete sich ein anderer zu Wort. »Als ich klein war, wusste ich immer, eines Tages würde ich dienen. Jetzt weiß ich nicht, was die Zukunft mir bringen wird.«
»Das geht nicht nur Ihnen so«, sagte Geary. Es überraschte ihn, von diesen Soldaten genau das Gleiche zu hören, worüber er mit Tanya gesprochen hatte. »Keiner von uns weiß, was die Zukunft uns bringen wird.«
Die Soldaten tauschten untereinander flüchtige Blicke aus, aber niemand sprach aus, was sie in Wahrheit dachten: Dass Black Jack, der angeblich seine hundert Jahre Kälteschlaf inmitten der lebenden Sterne verbracht hatte, sehr wohl mehr wissen könnte als jeder andere.
»Sie haben Ihre Marines in der Flotte, Admiral Geary«, redete Major Sirandi auf einmal weiter. »Aber wenn Sie gute Soldaten benötigen, Männer und Frauen, die besser kämpfen können als jeder andere, dann denken Sie bitte an uns.«
Geary sah dem Mann in die Augen. »Major, ich kann Ihnen versichern, dass ich an Sie und auch an jeden anderen hier denken werde.«
Gleich darauf meldete sich die Komm-Einheit des Majors. »Dock 71 Beta«, gab er an Geary weiter. »Dort dockt Ihr Shuttle an.«
»Danke. Kommt das von Captain Desjani?«
»Es ist nur eine Textnachricht, Admiral. Hier steht auch noch …« Der Major legte die Stirn in Falten. »›Mutter hatte recht.‹«
Unwillkürlich musste Geary grinsen. »Das … ist ein Code, Major.« Gewissermaßen jedenfalls. Er erinnerte sich noch gut an den erschrockenen Gesichtsausdruck von Tanyas Mutter, als sie mit ihr auf Kosatka zusammengetroffen waren, und an die ersten Worte, die sie zu ihrer Tochter gesagt hatte: Du wirst ein sehr interessantes Leben führen, Tanya. Aber denk immer dran, wenn es zu interessant wird – es ist das, was du dir ausgesucht hast.
Noch bevor sie den letzten Kontrollpunkt erreichten, kam ihnen Admiral Timbale entgegen. Die Soldaten gingen im bisherigen Tempo weiter, während Geary sich ein wenig zurückfallen ließ, um unter vier Augen mit Timbale zu reden. »Bei Ihnen alles in Ordnung?«
»Im Moment ja«, sagte der Admiral. »Froh werde ich erst sein, wenn die zusätzlichen Truppen und die diversen Senatoren wieder abgereist sind und es auf meiner Station so normal zugeht wie üblich. Ich darf annehmen, Sie haben jetzt Befehle erhalten?«
»Sie reden mit dem neuen Befehlshaber der Ersten Flotte.« Geary machte eine ausholende Geste, um das gesamte Sternensystem zu umschließen.
»Ich hoffe, Glückwünsche sind angebracht.«
»Das hoffe ich auch.«
»Gehört die Dauntless zu Ihrer Flotte?«
»Ja.« Bis zu diesem Augenblick hatte Geary noch keine Gelegenheit gehabt sich vor Augen zu führen, dass er nicht durch seine Befehle von Tanya getrennt wurde.
Timbale verzog den Mund. »Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, bis wir das Dock erreichen. Aber eine Sache sollte ich Ihnen noch sagen, solange Gelegenheit ist, ungestört mit Ihnen zu reden. Mir ist da etwas zu Ohren gekommen, vielleicht nur dummes Gerede, aber es hörte sich nicht so abwegig an. Haben Sie sich nicht gefragt, wieso Ihre Befehle nicht zur Folge haben, dass die Dauntless mitsamt ihrer Befehlshaberin an das eine Ende der Allianz und Sie ans andere Ende geschickt werden?«
»Ehrlich gesagt war ich bis zu diesem Moment noch gar nicht dazu gekommen, mir darüber Gedanken zu machen«, erwiderte Geary. »Allerdings bin ich zuvor deswegen besorgt gewesen.«
»Das geschieht nicht aus Rücksicht auf Ihr privates Glück. Sie und Desjani haben die ganze Zeit über professionell zusammengearbeitet, als Sie noch kein Paar waren.« Timbale sah ihn entschuldigend an. »Es gibt Leute, die sich fragen, wie gut das noch funktionieren wird, nachdem Sie nun verheiratet sind. Wenn Sie voneinander getrennt sind, dann kann es kein Versagen geben. Aber jetzt …«
»Jetzt könnten wir scheitern?« Er ärgerte sich nicht über die Worte, stattdessen fragte er sich, worüber sich manche Leute den Kopf zerbrachen, anstatt an der Lösung echter Probleme zu arbeiten.
»Es ist nur eine Warnung. Da draußen sind Leute, die warten nur
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