Jenseits Der Grenze
hielt einen Moment lang ihre Hand fest. »Danke, Captain. Ich bewege mich auf einem schwierigen Pfad, aber Sie sorgen dafür, dass ich auf diesem Pfad bleibe. Sie haben natürlich recht. Ich habe nichts von den Übertragungen mitbekommen, die innerhalb der Flotte hin- und hergegangen sein müssen. Ich habe nur ein aktualisiertes Bild gesehen, daher weiß ich von einigen Schiffen, die daran beteiligt waren. Dass die Illustrious dazugehören würde, war mir klar.«
Sie sah ihn mit mürrischer Miene an. »Badaya hat ein unglaubliches Theater gemacht. Mit ihm hatte ich die größten Schwierigkeiten, weil er darauf beharrte, die Regierung versuche, Sie und all Ihre Anhänger in der Flotte aus dem Weg zu räumen. Er ging so weit, mich als Witwe zu bezeichnen. Hätten wir uns gemeinsam in einem Raum aufgehalten, wäre ich auf das Äußerste versucht gewesen, ein ganzes Magazin in seinen Körper zu pumpen.«
»Dann hätte er wenigstens Ruhe gegeben«, meinte Geary.
»Das wäre dann noch ein weiterer Vorteil gewesen.«
Geary wollte im Augenblick nicht weiter über das Problem Badaya reden, stattdessen ging er im Geist die lange Liste an Kriegsschiffen durch, die sich gegenwärtig im System aufhielten. »Die Dreadnaught .«
»Ja.« Es schien Desjani unangenehm zu sein, dass er ausgerechnet auf dieses Schiff zu sprechen kam. »Sie beharrte darauf, dass Sie Hilfe benötigen.«
»Obwohl Sie meinen Befehl weitergeleitet hatten.«
»Richtig. Jane Geary verhielt sich sehr aggressiv und wollte unbedingt eine Konfrontation mit der Regierung herbeiführen. Dabei sind ihr mehr Schiffe gefolgt, als Sie vermutlich gesehen haben.«
Das ergab keinen Sinn. »Sie war nicht von den Anklagen betroffen, also sollte sie auch nicht das Kommando über ihr Schiff abgeben. Die Dreadnaught gehörte bis zur Schlacht hier im System nicht mal zur Flotte. Und Jane hat das Kommando über ein Schlachtschiff erhalten, weil man ihr einen Schlachtkreuzer nicht geben wollte, nachdem man sie als nicht energisch genug beurteilt hatte. Was hat sie so ausrasten lassen?«
»Das weiß ich nicht. Aber den Leuten ist aufgefallen, dass sie jeden dazu gedrängt hat, genau das zu tun, was sie laut meinen Anweisungen nicht tun sollten. Auf den privaten Kanälen wurde viel darüber diskutiert, dass sie mir keine Rückendeckung geben wollte. Nicht, dass ich das persönlich genommen hätte«, betonte Desjani nachdrücklich, »aber aus professioneller Sicht war ich wirklich wütend auf sie. Ich schlage vor, Sie reden mit ihr.«
»Das werde ich machen.« Geary durchforstete wieder sein Gedächtnis. »Ist sonst noch jemand besonders aus der Reihe getanzt?«
»Hmm.« Sie überlegte kurz, dann sah sie Geary auf eine rätselhafte Weise an. »Die Dragon .«
»Die Dragon? « Commander Bradamont, einer von Tulevs Offizieren. »Was war daran überraschend? Tulevs sämtliche Schlachtkreuzer sind auf ihren Positionen geblieben.«
»Richtig«, bestätigte Desjani. »Aber auf den privaten Kanälen hat sich Bradamont ganz besonders engagiert, um mir den Rücken zu stärken.«
»Wieso ist das ein Problem?« Geary dachte nach. »Es ist ungewöhnlich, nicht wahr?« Er hatte Bradamont als eine Befehlshaberin in Erinnerung, die ihr Schiff gut und aggressiv einzusetzen wusste, die bei den Besprechungen aber stets schweigsam agierte und in Tulevs Schatten stand. Er hätte nicht sagen können, dass sie sich je zu Wort gemeldet oder auf irgendeine andere Weise während einer Besprechung die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte.
»Auch richtig. Bradamont hat sich bedeckt gehalten, seit ihr das Kommando über die Dragon übertragen wurde. Und das aus gutem Grund.«
»Augenblick mal.« Eine Erinnerung regte sich bei ihm, etwas, das er in ihrer Akte gesehen hatte, etwas Ungewöhnliches. »Sie hatte sich in Kriegsgefangenschaft befunden.«
»Sehr gut, Admiral. Sie wurde befreit, als man sie von einem Gefangenenlager in ein anderes verlegen wollte. Das war, noch bevor Sie zu uns kamen.« Wieder warf ihm Desjani einen von diesen rätselhaften Blicken zu. »Ihr Transporter wurde von einem Allianz-Verband abgefangen, was nicht sehr oft vorkam, genau wie die Verlegung von Kriegsgefangenen in andere Lager.«
Geary lehnte sich zurück und beobachtete Desjani. »Es gab einen Sicherheitsvermerk in ihrer Akte, aber nichts von besonderer Dringlichkeit. Deshalb bin ich bislang nicht dazu gekommen, mich damit zu beschäftigen.«
»Das wundert mich nicht. Was den Vermerk angeht … Es ist witzig,
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