Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Bischof geschrieben. Ich habe ihr deutlich gemacht, dass dies eine reine Polizeiangelegenheit ist.“ Der Mann klang ungehalten.
„Der Aberglaube, der unter den besonders tief Gläubigen vorherrscht, ist wahrlich bedenklich. Die schreckliche Tat dieses Mannes mag für Nervenärzte von Forschungsinteresse sein, doch den Teufel mit ins Spiel zu bringen, das geht zu weit. Die Säkularisation war in diesem Lande schon vor sechzig Jahren, doch der Aberglaube der Einwohner hat sich nicht ein bisschen gebessert.“
„Die Kirche aller ihrer Schätze zu berauben hat nie eine Änderung herbeiführen können – außer im Besitzstand.“ Der Inspektor klang verärgert. Die strenger gläubigen Katholiken hatten den allzu harschen Umgang mit der katholischen Kirche während der napoleonischen Ära nie gebilligt.
„Was wir brauchen, ist eine Säkularisierung der Gemüter.“
„Sie gehen zu weit, Doktor. Das ist schon fast blasphemisch.“
„Aber mein lieber Herr Inspektor! ‚Dunkle und okkulte Mächte am Werk … ‘ in diesem Maler! Bitte überlegen Sie doch!“ Der Arzt klang empört.
„Doktor, ich begreife nicht, warum sie akzeptieren, dass die Hand Gottes den einen österreichischen Maler lenkte, aber nicht akzeptieren, dass der Teufel den anderen zu seiner Tat verführt hat. Ich glaube an die Hand Gottes.“
„Natürlich. Doch bedenken Sie, was es bedeuten würde, wenn dieser junge Mann tatsächlich Spielball dämonischer Kräfte gewesen wäre!“
„Was denn?“
„Dass er unschuldig ist.“
„Nun“, erwiderte der Inspektor entschlossen, „wir können wohl ziemlich sicher sein, dass er – was immer er sonst sein mag – das jedenfalls nicht ist.“
Die Tür öffnete sich und schloss sich dann mit einem scharfen metallischen Geräusch wieder, das durch Thorolfs geschundenen Kopf knallte. Er stöhnte.
Er lag im Sterben. Jetzt hatte er immerhin eine sachkundige Meinung dazu gehört.
Er war schuldig, und er starb, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
Es würde seiner Mutter das Herz brechen. Nur hatte er es bereits vorher gebrochen.
Kapitel 62
„Wir werden am 30. die großartigste aller Soireen halten, Liebling“, sagte Frau Lybratte ihrem Gatten. „Ich habe nur die prominentesten Herren eingeladen. Genies. Alle miteinander Genies. Es wird dir gefallen. Das verspreche ich dir.“
Professor Lybratte erschien nicht überzeugt.
„Ich weiß nicht. Ich hatte das ganz anders geplant. Ich bin mir sicher … ich weiß einfach nicht mehr genau, wie. Jedenfalls noch nicht so bald. Sondern erst, wenn ich mit meiner Forschung so weit bin. Ich muss noch so vieles bedenken, und irgendwie scheinen sie mir alle zu entfallen. Ich habe angefangen, mir Notizzettelchen zu schreiben. Nur um sicherzugehen.“
Er kramte in der Tasche seines Hausmantels und fischte eine Faust voll Papierschnipsel hervor. Einen davon hob er hoch.
„Von Orven zum Beispiel. Ich bin ganz sicher, dass ich ihn eingeladen hatte. Doch er scheint nicht gekommen zu sein. Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Sehr untypisch.“
„Er hat Nachricht gesandt. Er ist krank geworden. Ich habe es dir doch erzählt. Er kommt sicher ein anderes Mal, wenn er sich wieder besser fühlt. Er wird von deinen Forschungen begeistert sein.“
Er nickte, ließ die Zettel auf den Tisch regnen und sah seine Gemahlin unglücklich an.
„Ich wollte dich noch fragen, wann Catty zurückkommt. Es ist mir gerade eingefallen.“
„Catty geht es sehr gut. Sie ist zu Besuch bei meiner Tante. Ich habe dir davon erzählt.“
Er nickte abwesend.
„Sicher. Doch ich möchte, dass sie bei der Soiree dabei ist. Sie sollte daran teilnehmen. Das würde ihr sicher Freude machen. Ich weiß überhaupt nicht, warum wir sie nicht schon längst in die Gesellschaft eingeführt haben. Ich meine mich zu erinnern, dass ich das dieses Frühjahr tun wollte.“
„Wir haben darüber gesprochen. Sie ist doch noch sehr unreif. Wir wollten das verschieben.“
„Ach ja?“
„Das hast du jedenfalls entschieden.“
„Habe ich das? Wahrscheinlich, ja. Ich will sie trotzdem bei der Soiree dabei haben. Sie kann hier zu Hause schon ein wenig üben, wie man sich verhält. Hat sie ein schönes Kleid?“
„Aber ja. Natürlich hat sie ein schönes Kleid. Sie wird sehr hübsch und sehr erwachsen aussehen. Ganze Scharen unserer Gäste werden sich in sie verlieben. Vor allem die jungen Künstler.“
Er runzelte die Stirn.
„Das kann nicht angehen. Die ganze Meute – nichts als
Weitere Kostenlose Bücher