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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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müssen wir die Fey-Überbleibsel in Ihnen sowohl gründlich beobachten als auch untersuchen. Das haben Sie immer gewusst. Sie haben sich dennoch entschlossen, diesen Pfad in Ihrem Leben einzuschlagen.“
    „Ja, Großmeister.“
    „Jetzt werden wir die Angelegenheit im Plenum besprechen, aber was immer auch dabei herauskommt – haben Sie ein Quartier außerhalb der Loge?“
    Ian sah ihn erstarrt an.
    „Ja. Mein Onkel hatte mir geraten, eine Wohnung außerhalb zu nehmen, damit ich mich besser erholen kann.“ Er erblasste mit einem Mal vor Schreck. „Heißt das, Sie werfen mich raus?“
    „Natürlich nicht. Keinesfalls. Wir werden uns nur alle etwas weiter verteilen. Wenn wir hier nicht alle wie Schießbudenfiguren nebeneinander aufgereiht stehen, mag es derjenige, der uns angreift, – wer immer es ist – ein wenig schwerer haben. Zum Studium kommen Sie natürlich weiter in die Loge.“

Kapitel 2
    Catrin hatte früher nie Angst gekannt. Jetzt wartete die Furcht in jeder Ecke des Seins, war allgegenwärtig. Das Leben war nicht einfach nur unangenehm geworden, es war unheimlich.
    Dauernd hatte sie Alpträume. Dünnbeinige Schatten lauerten irgendwo außerhalb ihres Blickfelds und warteten. Gegen jede Vernunft, die ihr sagte, dass sie sich das alles nur einbildete, konnte sie sie spüren. Sie waren da, Schemen aus konzentrierter Seelenpein, die sie fast zum Wahnsinn trieben. Nachts wachte sie auf und wusste, sie würden nicht ewig abseits warten. Sie musste nur einen Fehler machen, und dann würden sie kommen, würden immer näher an sie herankriechen und nach ihr greifen. Sie konnte die Klauen spüren, die bereits auf sie warteten, konnte die eisige Kälte fühlen, die alles gefror, was sie berührte.
    Auch hatte sie sich noch nie in ihrem Leben so allein, hilflos und einsam gefühlt.
    Ihr Leben hatte sich geändert, als ihr Vater wieder geheiratet hatte.
    Unsinn. Das alles war Unsinn, nur ein Zeichen dafür, wie verunsichert sie sich fühlte. Eine echte Bedrohung gab es nicht. Wenn sie objektiv über ihre Lage nachdachte, und bisweilen zwang sie sich dazu, dann musste sie zugeben, dass obgleich sie und Lucilla-weiß-es-besser sich nicht ausstehen konnten, ihre neue Stiefmutter tatsächlich ihre Pflicht tat.
    Aber alles, was sie tat, Pflicht oder nicht, kratzte an Catrins Nerven, tat ihr weh, ängstigte sie, machte sie zutiefst unglücklich.
    Im Märchen waren Stiefmütter immer so. Die Romane, die Catrin gern gelesen hatte, ehe ihre neue Gouvernante verfügte, solche Literatur wirke sich nachteilig auf die Entwicklung eines gesunden Geistes aus, gingen ebenfalls mit dem klassischen Bild der bösen Stiefmutter konform.
    Es hätte Catrin denn auch nicht erstaunen sollen, dass Lucilla-Elsbeth Lybratte ein Biest war.
    „Sei nicht kindisch, Catty“, hatte ihr Vater gesagt, bevor er die unglaublich schöne Frau ehelichte, die um so vieles jünger war als er selbst. „Du wirst sehen, Lucilla ist eine ganz wunderbare Frau. Du wirst sie bald genauso lieben wie ich.“
    „Ich werde sie jedenfalls nicht Mutter nennen“, begehrte Catrin auf und schmollte. Dann hörte sie zu schmollen auf, denn zum einen ließ es einen dümmlich aussehen und zum anderen war sie zu alt dazu. In ein oder zwei Jahren mochte sie schon eine verheiratete Frau sein. Oder in drei Jahren. Oder vier. Doch ihre Meinung gegenüber der Dame, die ganz plötzlich ihre Mutter werden sollte, änderte sie nicht.
    „Unsinn. Natürlich wirst du sie Mutter nennen. Sie wird dir eine wunderbare Mutter sein. Sie ist eine hochintelligente Dame. Sie wird deine Ausbildung wohl in die richtigen Bahnen zu lenken wissen und dir den abschließenden Gesellschaftsschliff geben. Genau das, was du brauchst.“
    Lucilla hatte sich mitnichten als das herausgestellt, was Catty brauchte. Sie hatte ihren Vater geheiratet und den Haushalt übernommen, und Catrins unbeschwerte Kindheitstage waren von einem Tag auf den nächsten zu Ende. Sie und die Frau, die sie nicht Mutter nennen mochte, hatten sich bei deren Ankunft in die Augen geblickt und waren sich von dem Moment an herzlich unsympathisch gewesen.
    „Lucilla weiß es gewiss am besten“, sagte ihr Vater immer, wenn Catrin wieder mit Klagen über die Dame kam, die den Haushalt, der so erfreulich locker und unkonventionell gewesen war, nun mit eiserner Hand regierte.
    Lucilla wusste es nicht am besten, jedenfalls fand Catrin das. Doch niemand, absolut niemand hörte einem richtig zu, wenn man ein „unreifer

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