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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Backfisch“ war. Weder Vater noch ihre neue englische Gouvernante, Miss Colpin, oder die Dienstboten.
    Zumindest letztere hatten das zu Anfang durchaus getan. Die Köchin mochte die neue Hausherrin ebenso wenig wie Catrin und verlieh ihrer Meinung Ausdruck, dass mit dieser Dame irgendetwas ganz gewaltig nicht stimmte.
    „Von der kann nichts Gutes kommen“, hatte sie gewarnt. „Die ist eine Hexe.“
    Catrins Erziehung hatte die Maxime beinhaltet, es gäbe keine Hexen. Schließlich war ihr Vater Naturwissenschaftler, einer der hervorragendsten Köpfe seiner Zeit, Professor an der Universität München. Nur im Gesindetrakt glaubte man unerschütterlich an Hexen und anderes abergläubisches Zeug. Catrin war viel zu gebildet und modern, um auf solche Geschichten irgendetwas zu geben. So führte sie es denn auch nicht auf Hexerei zurück, dass ihrer Stiefmutter der Kommentar der Köchin zu Ohren kam. Lauschen und Leuten hinterherspionieren waren weitaus plausiblere Gründe. Lucilla-weiß-es-gewiss-am-besten schien in diesen Dingen unübertroffen zu sein.
    Was auch immer es gewesen sein mochte, die Köchin hatte ihre Sachen packen und gehen müssen. Sie hatte geflennt und gefleht. Nach siebzehn Jahren treuer Dienste ohne ein Zeugnis auf die Straße gesetzt zu werden, würde die Suche nach einer anderen Stellung sehr schwer machen. Lucilla weiß es gewiss am besten, sagte Catrins Vater.
    Catrin war durch ein Fenster im Erdgeschoss ausgebüchst und der Köchin in Hausschuhen nachgelaufen, ohne Hut und ohne Pelerine, und hatte sich so auf der Straße zum Gespött gemacht und zu ihrem eigenen Entsetzen erneut bewiesen, dass sie sich eben doch nicht wie eine Erwachsene benahm. Das Leben war unfair, und Catrin fehlte jede Übung darin, die Riffe im Fahrwasser des Schicksals geschickt zu umschiffen.
    „Lassen Sie mich nicht allein!“, hatte sie sie angebettelt. Die Köchin war ein Teil ihres Lebens gewesen, seit sie denken konnte. Ein Fels in der Brandung und eine Ersatzmutter, als Catrins leibliche Mutter vor Jahren gestorben war.
    „Kindchen, es tut mir leid“, hatte die Köchin gesagt und dann dankbar die Münzen von Catrins Spargroschen angenommen, obgleich sie sagte, dass sie das eigentlich nicht tun sollte. „Ich bete für dich.“
    Offenbar hatte sie nicht sofort mit dem Beten angefangen, denn auf dem Rückweg ins Haus wurde Catrin von ihrer Stiefmutter erwartet. Wie ein Erschießungskommando hatte sie sich ihr gegenüber aufgebaut, und Catty war unter den strafenden Blicken beinahe zusammengeschrumpelt. Gänzlich irrationale Angst beschlich sie, hielt sie gefangen, und sie hasste sich für ihre Feigheit, die ihr – wie sie fand – nicht anstand. Man hatte sie dazu erzogen, selbst zu denken und für sich selbst zu entscheiden. Es ergab also nicht den mindesten Sinn, dass sie sich vor dieser Frau, die kaum mehr als sieben oder acht Jahre älter sein konnte als sie selbst, geradezu panisch fürchtete.
    „Dein empörendes Benehmen muss aufhören. Ich habe nicht vor, deine Burschenstreiche länger zu tolerieren!“, sagte Lucilla und lächelte dabei.
    Es war dieses Lächeln, das Catrin in den Wahnsinn trieb. Es schien der neuen Gattin ihres Vaters in die klassischen Züge eingemeißelt zu sein, einerlei ob sie sich gerade mit ihrem Gatten unterhielt, ihre Stieftochter schalt oder einen weiteren treuen Dienstboten auf die Straße setzte.
    „Lucilla weiß es gewiss am besten“, sagte ihr Vater immer wieder, als ein treuer Dienstbote nach dem anderen fortgejagt wurde aus den – wie Catrin fand – unsäglichsten Gründen. Einer nach dem anderen wurden sie durch eine Schar neuer Bediensteter ersetzt, die man nach ihrem Respekt und der Distanz, die sie brav einhielten, auswählte. So viel Distanz. Die Welt war kalt geworden für Catrin, die sich für einen kleinen Plausch und ein bisschen Getratsche im Gesindetrakt nie zu schade gewesen war.
    Mit der Ankunft Miss Colpins erreichten die Absurditäten schließlich ihren Höhepunkt. Catrin brauchte keine Gouvernante mehr. Sie war viel zu alt für eine, fand sie. Schon bald würde sie formell in die Gesellschaft eingeführt werden, und sie plante bereits heftig für diesen Augenblick. Wenn sie Glück hatte, würde sie schon in der ersten Ballsaison einen Ehemann finden. Dann konnte sie heiraten und das Haus verlassen, das sich von einem Heim langsam zu einer Art absurder Besserungsanstalt entwickelt hatte.
    Sie hatte nicht geplant, schon so früh zu heiraten, doch es

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