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Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Terrell
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bewunderte.
    »Klar. Aber das ist es wert. Der Coach hat aus unserem Team innerhalb von kürzester Zeit einen Anwärter auf die State-Meisterschaften gemacht«, erzählte Michael stolz. Dann fügte er in etwas bescheidenerem Tonfall hinzu: »Und er hat gesagt, dass ich, wenn ich mich richtig anstrenge, vielleicht sogar ein Football-Stipendium fürs College bekommen könnte.«
    Ich war platt. Von einem Football-Stipendium hatte er mir kein Wort gesagt. Bisher hatte er überhaupt so gut wie nie über Football gesprochen.
    Ich wollte etwas erwidern, aber Ruth kam mir zuvor. »Das ist ja der Hammer, Michael! Ich wäre froh, wenn ich für irgendwas ein Stipendium bekäme.« Für Michael lag in greifbarer Nähe, was Ruth sich schon immer erträumt hatte.
    Jamie legte ihr den Arm um die Schultern. »Ich glaube, deswegen musst du dir wirklich keine Sorgen machen, Ruth – bei deinem Notendurchschnitt und den ganzen Clubs, denen du vorstehst.«
    Während Jamie zu einer Lobeshymne darüber ansetzte, wie unglaublich er Ruth finde und wie absolut sicher er sich sei, dass sie ein fantastisches Stipendium bekommen würde, nahm ich Michaels Hand. »Du hast nie was von einem Football-Stipendium erwähnt.«
    Er lächelte. »Na ja, wir hatten in letzter Zeit ja auch wichtigere Probleme, oder?«
    Ich sah in seine klaren grünen Augen und erwiderte sein Lächeln. »Das kannst du laut sagen.«
    Eigentlich hatte ich ihn ermahnen wollen, dass wir uns zuerst um das Ende der Welt kümmern müssten, bevor wir uns Gedanken übers College machten, aber dann schluckte ich die Bemerkung herunter. Michael spielte seine Rolle als ganz normaler Schüler wirklich gut, und das war bewundernswert. Warum hätte ich ihm die Laune verderben sollen, nur weil es mir schwerer fiel, mich zu verstellen, oder weil er das Glück hatte, sich mit seinem Footballtraining ablenken zu können, während bei mir die Nerven blank lagen und ich dieser endlosen Warterei hilflos ausgeliefert war?
    Ich nahm mir vor, mich für Michael zu freuen, ganz egal, ob sein Traum vom College-Football auf lange Sicht überhaupt realistisch war. Ich verkniff mir jede Erwiderung, drückte seine Hand und sagte: »Ein Football-Stipendium wäre wirklich toll, Michael. Ich bin so stolz auf dich.«
    Wir verabschiedeten uns von Ruth und Jamie und stiegen in Michaels Wagen. Ich war noch kein bisschen müde.
    »Willst du schon nach Hause?«, fragte Michael, als er den Motor anließ.
    Die Aussicht auf eine weitere schlaflose Nacht allein in meinem Bett war wenig verlockend. Vor allem, da wir – vor Boston – jede Nacht zusammen damit verbracht hatten, entweder den Himmel oder unsere Körper zu erkunden.
    »Noch ein bisschen früh für unsere Verhältnisse, findest du nicht?«, gab ich zurück.
    Michael ergriff meine Hand. »Viel zu früh. Wollen wir zu unserer Wiese fahren?«
    Warum war ich nicht selbst auf die Idee gekommen? Mit der Wiese verband ich meine schönsten Erinnerungen. Und Michael hatte sie in seinem zweiten Brief an mich erwähnt. »Eine wundervolle Idee.«
    Den Rest der Fahrt schwiegen wir, und ich dachte daran zurück, wie Michael mit mir zum allerersten Mal zur Wiese gefahren war. Er hatte mir erklärt, dass sie im näheren Umkreis der einzig sichere Ort für Flugübungen sei. Er hatte sehr viel Geduld mit mir gehabt, obwohl ich eine Bruchlandung nach der anderen hingelegt hatte. Danach hatten wir nebeneinander im weichen Gras gelegen und die Sterne angeschaut, und er war so lieb und zärtlich und verständnisvoll gewesen … Die Wiese wurde zu unserem ganz besonderen Ort, an den wir Nacht für Nacht zurückkehrten, um ganz wir selbst sein zu können.
    Es war ein komisches Gefühl, im Auto hinzufahren. Früher waren wir immer geflogen. Ich war im Slalom zwischen den stechenden Zweigen der Fichten hindurchgesaust, die die Wiese kreisförmig umstanden. Erst wenn Michael kam, war ich auf der Erde gelandet.
    Hand in Hand gingen wir jetzt den schmalen Pfad an den Bäumen vorbei. Die Nadeln waren spitzer, als ich sie in Erinnerung hatte. Vielleicht war die Wiese anders, wenn man sich ihr auf dem Landweg näherte? Nur wenige Tage waren vergangen, seit wir zuletzt hier gewesen waren, aber in der Zwischenzeit war so viel geschehen, dass es eine Ewigkeit her zu sein schien. Als wir die letzten Zweige zur Seite bogen, lag sie vor uns: unsere vollkommene, kreisförmige grüne Insel.
    Ich konnte kaum fassen, wie schön sie war. Sie hatte das weichste, grünste Gras, das man sich nur

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