Jenseits des Protokolls
schnell läuteten da auch die Alarmglocken, da er eben verheiratet war und ein Kind hatte. Aber wusste ich, wie es in der Beziehung läuft? Was wusste ich überhaupt über das Privatleben dieses Mannes? Nicht viel, eigentlich gar nichts und letztlich war er ein erwachsener Mann, der sich von sich aus bei mir gemeldet hatte. So schob ich die Bedenken beiseite.
Wir begannen einen regen SMS-Austausch, telefonierten miteinander, verabredeten und verliebten uns. Zunächst fanden die Treffen jedoch nur heimlich in meiner Wohnung statt. Christian war es wichtig, zuerst die Trennung zu seiner Frau Christiane zu klären und diese dann auch öffentlich zu machen. Als dann feststand, dass Christiane und er am Pfingstmontag, den 5. Juni 2006, eine gemeinsame Mitteilung an die Presse geben würden, dass sie sich einvernehmlich getrennt hätten und sich in gemeinschaftlicher Verantwortung um Annalena kümmern würden, hatte die Geheimnistuerei für uns ein Ende. Am Pfingstsamstag, den 3. Juni 2006, trafen wir uns bei einem Italiener in Hannover und fast, im Hinblick auf die späteren Entwicklungen, könnte man von einem Omen sprechen, dass gleich bei dieser ersten sozusagen offiziellen Verabredung an einem anderen Tisch ein Gast saß, der daraufhin bei der Bild -Zeitung Hannover anrief. Vielleicht war es aber auch der Gastronom selbst, der die Bild -Zeitung über unseren Besuch bei sich im Lokal informierte, jedenfalls bekam der Sprecher von Christian sofort am Morgen des Pfingstsonntags eine SMS, in der eine Reporterin fragte, mit welcher jungen blonden Dame Herr Wulff denn da gemeinsam gegessen hätte.
Dieses gesteigerte, fast aufdringliche Interesse überraschte mich schon und gab mir einen Vorgeschmack darauf, wie schnell einem hinterherrecherchiert und auch spekuliert wird. So behauptete ja zum Beispiel später auch die BZ , die Berliner Zeitung , unter der Überschrift »Wulffs Neue, Niedersachsens Ministerpräsident und seine Neue Bettina Körner feierten schon Ostern auf Mallorca«, dass Christian und ich bereits eine Woche nach der Südafrikareise gemeinsam auf Mallorca bei einer Party der Moderatorin Sabine Christiansen gewesen wären. Das war totaler Quatsch. Wir haben zwar damals eine Gegendarstellung erwirkt, doch steht dieser Artikel immer noch im Internet und ist nahezu exemplarisch für die teils skrupellose Vorgehensweise mancher Journalisten und Verlage, etwas zu veröffentlichen, ohne die Richtigkeit im Vorfeld zu überprüfen.
Nachdem die Trennung von Christiane offiziell war, überlegten Christian und ich, wo wir uns das erste Mal ungezwungen einer breiteren Öffentlichkeit zeigen können. Wir wollten einen lockeren Rahmen, nichts Aufgesetztes und Inszeniertes. Die Fußball-WM im eigenen Land kam uns da gelegen. Das Wetter war hervorragend, die Leute gut drauf, alle redeten über Fußball – der Hype war so riesengroß, dass Christian und ich beschlossen: »Dann gehen wir doch einfach zum Public Viewing.« Wir hofften, aufgrund der Euphorie, nichts weiter als eine Randerscheinung zu sein. Ein Mann und eine Frau, die sich gemeinsam als Paar zeigen. Im Grunde nichts Außergewöhnliches, vielmehr etwas Alltägliches.
Ich machte mir selbst tatsächlich wenig Gedanken darüber, mich mit Christian das erste Mal, abgesehen von diesem Essen, in der Öffentlichkeit zu zeigen. Er war für mich trotz seines ja durchaus hohen Politikerdaseins so normal, so aufgeschlossen, so – und dies soll nicht negativ klingen – wenig spektakulär, dass ich mich an seiner Seite wohlfühlte. Doch es vergingen nur wenige Minuten an diesem Abend des 14. Juni 2006 auf dem Waterlooplatz in Hannover beim Public Viewing des Spiels Deutschland gegen Polen, da waren wir schon im Visier der ersten Fotografen und mir wurde erneut bewusst, wen ich an meiner Seite habe. Und noch klarer wurde mir dies, als ich am nächsten Morgen auf dem Weg zur Arbeit bei meiner Kioskfrau auftauchte. Die Neue Presse , die Hannoversche Allgemeine , die Bild Hannover – alle fanden sie es erwähnenswert, dass es im Leben von Ministerpräsident Christian Wulff anscheinend eine neue Frau gab. Die Kioskfrau meinte freundlich, als sie mich sah: »Das ist ja mal ein Ding. Dass so etwas in unserer Straße passiert …«, worauf ich etwas verkrampft zurücklächelte und erst einmal schlucken musste. Es war merkwürdig, sich da plötzlich selbst in den Tageszeitungen abgelichtet zu sehen, seinen eigenen Namen zu lesen. Und dank eines großen Porträts von mir auf
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