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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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vom einfachen Leben im Einklang mit der Natur,
den freundlichen Menschen, so ganz allgemein. Über ihr tägliches Leben in Zululand haben sie aber nie ein Wort verloren. Dann ist mein Vater gestorben, ganz plötzlich an einer banalen Grippe, und danach hat meine Mutter endgültig jeden Versuch von mir abgeschmettert, dieses Thema anzuschneiden. Und nun das! Ich versteh das alles nicht.«
    Das letzte Mal, als sie mit ihrer Mutter darüber sprechen wollte, hatte die nur eine wegwerfende Handbewegung gemacht. »Das ist eine lange Geschichte«, hatte sie gesagt und sehr abweisend und geradezu unfreundlich dabei ausgesehen. »Eine für kalte Wintertage, wenn wir am Kamin sitzen.« Mit leidender Miene hatte sie die Augen zusammengekniffen und sich über die Stirn gestrichen.
    Anita kannte diese Geste seit ihrer frühesten Jugend. Ein Migräneanfall war im Anzug. Mindestens zwei Tage lang war sie danach kaum ansprechbar, und ihr blieb nur die bohrende Frage, was in Zululand vorgefallen war, dass die bloße Erwähnung dieses heftige Verhalten auslösen konnte. »Wir haben gar keinen Kamin«, hatte sie leise gesagt, aber ihre Mutter hatte sich verschlossen und in sich zurückgezogen.
    Â»Ich bin immer gegen eine Mauer aus Schweigen und Abwehr angerannt. Irgendwann habe ich aufgehört zu fragen. Ich möchte wirklich wissen, was vorgefallen ist, dass sie jetzt aus heiterem Himmel beabsichtigt, dorthin zurückzukehren, und vor allen Dingen, warum sie uns mitnehmen will.« Sie stand auf und stapelte die leeren Schüsseln ineinander. »Lass uns den Rest hinunter bringen.«
    Â»Langsam bin ich sehr gespannt darauf, was uns dort erwartet.« Frank nahm ihr die Schüsseln und Pfeffer- und Salzmühle ab. »Ich bringe das in die Kombüse.«
    Anita legte die Tischsets zusammen und verstaute sie unter der Sitzbank. Ihre Mutter kam gleich darauf den Niedergang hoch, dicht gefolgt von Frank.

    Anna-Dora setzte sich ans Ruder, krempelte die Hosenbeine bis zum Knie auf, verknotete das Oberteil in der Taille und strich sich anschließend mit beiden Händen ihr weißes Haar hinter die Ohren. Sie legte eine Hand aufs Steuerrad. »Ich pass auf das Boot auf. Geht ihr ruhig schwimmen.«
    Anita zögerte. »Wir sollten den Anker auswerfen, damit nichts passiert … Ich meine, ein Boot zu steuern ist doch etwas anderes, als ein Auto zu lenken.«
    Anna-Dora schmunzelte nachsichtig. »Mach dir keine Sorgen, Liebes. Ich kann ziemlich gut segeln. Ich habe meine Feuertaufe vor der Küste Natals in den Brechern des Indischen Ozeans erhalten. Danach kommt mir das Mittelmeer vor wie eine Badewanne.«
    Â»Ui!«, machte Frank anerkennend. »Der Indische Ozean. Eines der schwierigsten Segelreviere der Welt. Unberechenbares Wetter, meterhohe Wellen und viele hungrige Haie im Wasser.«
    Anita starrte ihre Mutter mit offenem Mund an. »Du hast nie davon erzählt, dass ihr gesegelt seid. Du und Papa.«
    Â»Nein«, sagte Anna-Dora und schaute an ihrer Tochter vorbei zum südlichen Horizont. »Davon habe ich dir nie erzählt.«
    Â»Hast du einen Segelschein?«, fragte Frank. »Ich muss das fragen, sonst darf ich dich laut Chartervertrag nicht ans Ruder lassen.«
    Â»Sporthochseeschifferschein«, war die lakonische Antwort. »Alles in einem Wort geschrieben.«
    Â»Alle Achtung!« Frank grinste überrascht. »Okay. Das reicht. Komm, Liebling, das Boot ist in besten Händen. Deine Mutter dürfte auf hoher See einen Tanker steuern. Außerdem herrscht totale Flaute. Es wird keine Schwierigkeiten geben. Da könntest sogar du am Ruder sitzen.«
    Er kletterte über die Reling, sprang kopfüber ins Wasser und tauchte in einem Sprudel von Luftblasen wieder auf.
    Â»Komm zu mir«, rief er ihr zu und streckte die Arme aus.
    Anita warf ihrer Mutter noch einen zweifelnden Blick zu, schob aber dann ihr ungutes Gefühl energisch beiseite und folgte ihm mit einem Kopfsprung ins türkisblaue Wasser. Warm und seidig weich umspülte es ihren Körper. Sie schwamm Frank in die Arme.
    Anna-Dora sah ihnen nach und wischte sich dabei fahrig mit einer Hand über die Stirn, als säße da ein lästiges Insekt. Die Hitze drückte, die Segel hingen schlaff herunter, das Meer lag bleiern unter dem brennenden Himmel. Ihr Kopf fühlte sich geschwollen an, und die Sonnenstrahlen stachen ihr in den Augen.
    Anita tauchte neben

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