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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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»Es ist sehr clever von dir, einen zu heiraten, der so gut kochen kann«, bemerkte sie mit einem blau funkelnden Seitenblick auf Anita. »Wenn ich mich recht erinnere, gelingen dir allenfalls Spaghetti mit Tomatensoße aus der Dose.«
    Anita lachte vergnügt, während sie das im leichten Wind flatternde Sonnensegel über dem Cockpit festzurrte. »Aber nein. Rühreier kann ich auch. Ziemlich leckere sogar. Die klassische Rollenverteilung gilt eben nicht mehr. Heute können Männer kochen und manche Frauen eben nicht.«
    Â»Und wie kommt er mit deinem Temperament zurecht?«
    Â»Na, aber ganz prima, Anna-Dora.« Frank kam mit einem üppig beladenen Tablett den Niedergang hoch und grinste seine zukünftige Schwiegermutter an. »Bei mir schnurrt sie wie ein Kätzchen, und die übrige Zeit ist sie handzahm.« Er wechselte ein verstohlenes Lächeln mit Anita und stellte das Tablett vorsichtig auf den Tisch. Sein ärmelloses schwarzes T-Shirt klebte ihm am Körper, das Haar war verschwitzt. Mit einem Hemdzipfel trocknete er sich das schweißglänzende Gesicht ab. »Heiß wie in der Hölle da unten.«
    Sie setzten sich, und Frank legte je zwei Langustenhälften auf
die Teller, reichte Knoblauchbrot und den Salat herum und goss Wein ein. Anita naschte vom Salat und spießte mit verzücktem Ausdruck ein Stück Languste auf. »Der Salat ist köstlich, die Langusten sind himmlisch, und das Knoblauchbrot würde jeden Vampir in die Flucht schlagen!« Sie hob ihr Glas und prostete ihm zu.
    Auch ihre Mutter hatte mit angestoßen und beschäftigte sich jetzt mit abwesendem Ausdruck mit ihrer Languste. »Denkt ihr auch an Kinder?«, fragte sie dann wie beiläufig.
    Zu ihrem eigenen Erstaunen spürte Anita, dass sie rot wurde. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie diese Gefühlswallung das letzte Mal überkommen hatte. Als Schulmädchen vermutlich. Sie legte die Hände an ihr glühendes Gesicht und sandte Frank dabei einen schnellen Blick unter gesenkten Wimpern zu, worauf ein kleines Lächeln seine Mundwinkel kräuselte und er mit einem winzigen Nicken antwortete.
    Anna-Dora Carvalho war eine aufmerksame Beobachterin. »Meine Güte, ist es etwa schon so weit?«, rief sie. »Das ist ja wunderbar. Ganz wunderbar. Enkelkinder …« Ihre Augen glänzten. »Ganz wunderbar. Du glaubst gar nicht, wie ich mich freue! Wissen es deine Eltern schon, Frank?«
    Er schüttelte verneinend den Kopf. »Ich habe seit Wochen nichts von ihnen gehört, also geht es ihnen sicher gut. Sie werden irgendwo tief im Dschungel stecken. Seit sie diesen kleinen Indianerstamm am Amazonas entdeckt haben, sind sie völlig aus dem Häuschen und für nichts anderes ansprechbar. Aber ich nehme an, sie werden sich auch freuen.«
    Die drei am Tisch schwiegen versonnen. Jeder träumte seinen Traum. Von Wärme. Von Gemeinsamkeit. Von Liebe. Einem einfachen Leben, dachte Anita. Nichts Großes. Nichts, was den Neid der Götter der Finsternis herausforderte.
    Frank hob sein Glas. »Alles Liebe zu deinem Geburtstag, mein Schatz.« Er lehnte sich vor und küsste sie ausgiebig. »Noch
zwei Wochen, dann hab ich dich ganz«, murmelte er, seine Lippen immer noch auf ihren. Ihr Atem mischte sich. Anitas Puls galoppierte.
    Â»Dreizehn Tage«, flüsterte sie. »Welch ein unbeschreiblich herrlicher Tag ist das heute.« Sie schmiegte ihr Gesicht an seines, war süchtig nach Hautkontakt, nach intimer Zweisamkeit. Der Anfang meines Lebens, dachte sie, der Anfang von meinem Traum, der nie ein Ende haben wird.
    Ihre Mutter beobachtete sie und lächelte auf eigenartige Weise. »Oh, da fehlt noch die Hauptüberraschung.« Ohne eine weitere Erklärung stand sie auf und stieg den Niedergang hinunter.
    Anita schaute ihr verwirrt nach. »Noch ein Geschenk? Was das wohl ist? Hoffentlich hat sie nicht zu viel Geld ausgegeben. Ihre Pension ist nicht sehr üppig.«
    Â»Vielleicht schenkt sie dir ein Schmuckstück aus ihrem Bestand. Das hat sie doch früher schon getan.«
    Aber ihre Mutter schenkte ihr keinen Schmuck. Sie legte einen schlichten weißen Umschlag vor ihr auf den Tisch, zwischen Brotkrümeln, Salzstreuer und dem Keramikgefäß, das die Knoblauchbutter enthielt. Anita nahm ihn verwundert hoch. Er hatte einen Fettfleck abbekommen. Sie rieb ihn mit der Serviette weg, wie um Zeit zu

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