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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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ein Unwetter!«, rief Frank mit wilder Begeisterung.
    Anita lachte. Frank liebte extremes Wetter. Stürme, Gewitter, Hagel, Platzregen  – alles, was andere Leute sofort Schutz suchend unter den nächsten Unterstand flüchten ließ, wirkte auf ihn wie ein Aufputschmittel.
    Â»Kannst du das Ruder noch für einen Moment übernehmen?«, rief er Anitas Mutter zu, während er die Liegekissen einsammelte, die von der Bö übers Deck verteilt worden waren. »Ich übernehme es, wenn Anita die Schwimmwesten gebracht hat. Wir nehmen Kurs auf den Hafen, und zwar schleunigst.«
    Breitbeinig stand er da, den Kopf zurückgeworfen, das kurze, dunkelblonde Haar verweht, die hellblauen Augen funkelnd
vor Lebensfreude. Geschmeidig balancierte er die Schieflage des Decks aus und winkte Anita lachend zu. »Himmel, ist das Leben schön!«
    Â»Sei vorsichtig«, mahnte sie ihn und sprang den Niedergang hinunter, um die Westen zu holen.
    Anna-Dora nickte, packte das große Holzrad fester und bereitete sich darauf vor, den von Frank angewiesenen Kurs einzuschlagen. Der Winddruck auf den Segeln wurde stetig stärker, sie spürte den Zug am Rad und in ihren Armen. Die Muskeln an ihren Oberarmen traten hervor, so kräftig musste sie dagegenhalten.
    Anita öffnete die Tür zu der großen Kajüte im Bug. Die aufgestaute Hitze schlug ihr wie eine Wand entgegen. Sofort brach ihr der Schweiß aus und strömte ihr über Ausschnitt und Rücken, obwohl sie nichts weiter als einen äußerst knappen Bikini trug. Seit zwei Wochen war es brütend heiß, regte sich fast kein Lüftchen, was besonders im Schiffsinneren jede Bewegung zu einer schweißtreibenden Anstrengung machte. Sie hörte die Wellen hart gegen den Bootsrumpf klatschen und hoffte, dass sie einen Wetterumbruch ankündigten. Sie sehnte sich nach einem erfrischenden Regenguss.
    Die Schwimmwesten waren unter ihrer Koje verstaut. Die Schublade hatte sich verkantet, und sie benötigte einige Zeit, bis sie ihrem kräftigen Rucken nachgab und sich wieder öffnen ließ. Sie zerrte die Westen heraus, prüfte, ob sie einsatzbereit waren. Anschließend klemmte sie sich den Stapel unter den Arm, verließ die Kajüte und durchquerte den Wohnbereich, in dem eine breite, weich gepolsterte Sitzbank mit viel Stauraum darunter und ein solider Tisch eingebaut waren. Hinter dem gut gefüllten Bücherschrank verbarg sich die winzige Küche.
    Als sie den Fuß auf die unterste Stufe des Niedergangs setzte, passierten zwei Dinge auf einmal. Sie vernahm ein eigenartiges Geräusch  – so als würde eine Kokosnuss aufgeschlagen  –, und gleichzeitig legte sich das Boot mit Schwung auf die andere Seite.
Der Boden unter ihr kam hoch, sie fiel hin und stieß sich den Kopf an der Tischkante. Mit einem saftigen Kraftausdruck rappelte sie sich auf. Das Wendemanöver, das ihre Mutter ausführen wollte, war offensichtlich aus irgendeinem Grund schiefgegangen. Vermutlich war der Baum herumgeschwungen, und es war zu einer Patenthalse gekommen  – eine höchst gefährliche Situation an Bord.
    Ein flimmernder Angstknoten setzte sich in ihrer Magengegend fest, obwohl sie sich nicht erklären konnte, warum. Das Boot schwamm schließlich noch und lief hart am Wind, also wurde es von jemandem gesteuert. Entweder von ihrer Mutter oder von Frank. Trotzdem zitterten ihr die Hände. In fliegender Eile raffte sie die Schwimmwesten zusammen, die ihr bei dem Sturz heruntergefallen waren, und hastete hoch. Mit dem Fuß stieß sie die Tür zum Deck auf und trat hinaus.
    Das Boot schoss mit hoher Geschwindigkeit übers Wasser. Ihre Mutter saß im Cockpit, hatte die Hände in die Speichen des Ruders verkrallt und starrte kalkweiß mit aufgerissenen Augen ins Leere. Frank war nirgendwo zu sehen.
    Anita musste sich an der Reling festhalten. In den kabbeligen Wellen bockte die Yacht wie ein störrischer Esel. »Wo ist Frank?« Die Angst brach durch, fraß sich rasend schnell durch ihren Körper, machte ihre Stimme brüchig.
    Ihre Mutter antwortete nicht. Ihr starrer Blick flackerte.
    Â»Mama, wo ist Frank?«
    Wieder bekam sie keinerlei Reaktion. Nicht einmal eine, die ihr bestätigt hätte, dass ihre Mutter sie überhaupt gehört hatte.
    Anita warf die Westen ins Cockpit und lehnte sich über die Reling. »Frank!«, rief sie. Der Wind riss ihr

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