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Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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vollkommen ruhig gewesen. Morgens hatte sie im Präsidium ein paar Akten aufgearbeitet, allen möglichen Kleinkram erledigt, war dann nach Hause gefahren, hatte ein paar Zeiträtsel gelöst, sich was gekocht, gegessen und ausgiebig gebadet.
    Als der Anruf kam, stand sie gerade vor dem Spiegel und überlegte, ob sie sich nicht doch endlich von ihrer langen, dunklen Mähne trennen und sich eine peppige rote Kurzhaarfrisur zulegen sollte. Sie klemmte den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr und flocht, während sie zuhörte, ihr Haar zu einem Zopf.
    »Laut Notarzt ist die Todesursache unklar«, meinte der Diensthabende aus der Zentrale.
    »Okay«, nuschelte Astrid durch das Haargummi zwischen ihren Zähnen, »dann fahr' ich mal hin.«
    Es war kurz nach Mitternacht, als sie ihren Wagen schräg auf dem Bürgersteig vorm Stadthalleneingang abstellte. Sie fand es nicht weiter schlimm, daß sie damit quasi die Durchfahrt blockierte, denn der Streifenwagen ihrer grünen Kollegen parkte genauso quer.
    Einer der Beamten stand an der Treppe, die zur Garderobe und zu den Toiletten führte, und hatte alle Hände voll zu tun, ein paar »Herren« in Schach zu halten. Das reichlich genossene Bier machte ordentlich Druck auf die Blase, und die Männer fanden es überhaupt nicht komisch, daß man sie nicht zum Klo lassen wollte.
    Astrid hatte Mühe, sich an dem Pulk erhitzter Körper vorbeizuschlängeln.
    Der Tote lag auf dem Rücken, den Mund weit offen. Wenigstens hatte ihm jemand die Augen geschlossen.
    Es stank nach Erbrochenem und Kot.
    Am Garderobentresen standen vier Männer und sprachen leise mit einem anderen Kollegen, den Astrid noch nicht kannte.
    Der Notarzt kam auf sie zu. »Sie sind von der Kripo?« fragte er hastig.
    »Ja, Steendijk. Guten Abend. Was ist los?«
    »Tja«, rieb er sich die Nasenwurzel, »der Mann hier ist bei der Veranstaltung zusammengebrochen. Als wir ankamen, war er schon tot. Wir haben noch reanimiert, aber ...« Er zuckte die Achseln und glättete mit beiden Händen sein Haar.
    »Sie sehen ja selbst. Erbrechen, wässeriger Durchfall. Es sieht mir ganz nach einer Vergiftung aus.«
    »Welches Gift?« fragte Astrid.
    Der Arzt zog blasiert die Augenbrauen hoch. »Sehr schwer zu sagen. Da kommen Hunderte in Frage.« »Klar, aber um welche Stoffgruppe handelt es sich?« beharrte sie.
    »Stoffgruppe? Keine Ahnung.«
    Sie seufzte innerlich, gab aber noch nicht auf. »Welche Symptome haben Sie denn festgestellt?«
    »Das sagte ich doch eben schon«, meinte er unwirsch. »Erbrechen und Durchfall.«
    »Und wie waren die Pupillen? War er kaltschweißig?«
    Er sah sie ausdruckslos an. Was für eine Pflaume, dachte sie.
    »Gute Frau, Sie brauchen einen Spezialisten. Da muß ein Toxikologe ran. Ich bin nur Orthopäde.«
    Astrid nickte nur und sah wieder hinunter zum Toten.
    Von oben schallte eine Lachsalve herunter und ein quäkendes Tä-tää, Tä-tää, Tä-täää.
    »Ich habe noch was anderes zu tun«, drängte der Arzt.
    »Ja, gut. Wir fordern dann Ihr Protokoll an«, antwortete sie und drehte sich zu den vier bleichen Männern um.
    »Wieso Protokoll? Ich brauche doch gar keins zu schreiben.«
    »Doch, doch. Sie schreiben uns eins«, sagte sie leise und ging zum Garderobentresen.
    »Guten Abend. Ich bin Frau Steendijk.«
    »Das sind die Freunde von dem Verstorbenen«, meinte der Kollege und kam einen Schritt auf sie zu. »Sie waren bei ihm, als er bewußtlos wurde. Kommen Sie, erzählen Sie der jungen Kommissarin, was passiert ist.«
    Die Männer sahen sich gegenseitig an.
    »Nein«, sagte Astrid bestimmt. »Es reicht, wenn ich mich zunächst mit einem von Ihnen unterhalte. Mit Ihnen vielleicht«, wandte sie sich an Friedrich Schmitz, der ihr am nächsten stand. »Würden Sie drei bitte oben im Foyer auf mich warten?«
    Der Kollege hatte offenbar Probleme mit ihr. Er zog die Augen zusammen und hob das Kinn.
    Sie schaute den Männern nach, wie sie schweigend die Treppe hochgingen.
    »Wie heißt der Tote?« fragte sie den Beamten.
    »Te Laak. Die fünf Männer waren gemeinsam ...«
    »Später«, meinte Astrid und bemühte sich um ein freundliches Lächeln. »Sagen Sie mir erst mal, wo er zusammengebrochen ist.«
    »Oben im Saal.«
    »Im Saal? Dann gehen Sie besser hoch und sorgen dafür, daß niemand was anfaßt, daß nichts verändert wird. Am besten lassen Sie sich von einem der Freunde zeigen, an welchem Tisch sie gesessen haben.«
    Der Polizist grinste merkwürdig. »Meinen Sie nicht, wir sollten lieber

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