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Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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der letzte Brief stammte aus dem Jahr 1969. Diese Schublade hier beherbergte anscheinend te Laaks gesammeltes Privatleben. Ziemlich armselig, dachte Astrid, und selbst dazu hat seine Mutter den Schlüssel.
    Sie beließ die Sachen einstweilen an ihrem Ort, versiegelte den Raum und ging.

    Als sie im Büro gerade ihren etwas mageren Bericht tippte, kam Toppe.
    »Hallo! Wie war's?« fragte Astrid bemüht munter.
    »Besser als sonst. Ich war gerade bei van Gemmern oben, aber der hat noch nichts für uns.«
    Sie erzählte ihm von Mutter te Laak und dem Ehebett.
    »Meinst du, die haben's miteinander ...?« grinste sie.
    »Was hast du bloß für eine unanständige Phantasie!« flachste er zurück.
    Sie blitzte ihn herausfordernd an. »Och, da könnte ich dir noch ein paar ganz andere Sachen erzählen .«
    »Tu's doch«, sagte er und kam zu ihr, aber noch ehe er sie berühren konnte, schrillte das Telefon.
    Es war Bonhoeffer. Toppe hörte ruhig zu, machte sich ein: paar Notizen und meinte nach einer Weile: »Und ich hatte so gehofft, daß es nicht zu einem Fall auswachsen würde!«
    »Tja«, lachte Bonhoeffer, »ich hätt's dir wirklich gern erspart. Meinen Bericht kriegst du am Dienstag, in Ordnung? Bis heute abend; ich bring' Wein mit.«
    »Und?« fragte Astrid gespannt.
    »Eine Pilzvergiftung, Knollenblätterpilz«, antwortete Toppe.
    »Pilzvergiftung? Aber um diese Jahreszeit gibt es doch gar keine Pilze!«
    »Nein.«
    »Höchstens tiefgefroren.«
    »Bonhoeffer hat im Magen und im Stuhl Spuren vom Knollenblätterpilz gefunden«, erklärte Toppe. »Te Laak ist an einer Amanitin-Vergiftung gestorben. Er hat die Pilze mindestens fünf Stunden vor seinem Tod zu sich genommen, aber Bonhoeffer ist sich, aufgrund der Menge, ziemlich sicher, daß es sieben bis zehn Stunden gewesen sein müssen.«
    »Ob die Mutter ihm die in die Rouladen getan hat?«
    »Wohl kaum«, meinte Toppe. »Aber natürlich müssen wir auch das überprüfen.«
    »Sieben bis zehn Stunden«, überlegte Astrid, »das wäre die Zeit, in der er nicht zu Hause gewesen ist...«
    »Auf jeden Fall müssen wir jetzt auch noch van Appeldorn und Heinrichs das Wochenende verderben«, seufzte Toppe und zog das Telefon heran, um die beiden Kollegen anzurufen.

4
    »Der Leib Christi.«
    Er liebte das Licht. Kühl, diffus erhellte es den Altarraum. Er legte die nächste Hostie in eine offene Hand.
    »Der Leib Christi.«
    Es störte ihn nicht, daß nur so wenige zur Morgenmesse gekommen waren. Schließlich war Karneval, und das Volk, triebhaft und schwankend im Glauben, feierte.
    Die, die dem Heiligen Geist nahe waren, die wahre Kirche, nur diese Brüder und Schwestern waren dem Herrn wichtig.
    Der heilige Rest - glücklich, dem Herrn zu dienen, seine Liebe und Fürsorge in sich zu spüren.
    »Der Leib Christi.«
    Die tiefe spirituelle Freude in der Hingabe an Gott, an den Vater. Jesus nacheifern, wie er selbst es tat; auch er opferte sich täglich auf für die Sünden seiner Mitmenschen.
    »Der Leib Christi.«
    Den Ruf hatte er früh vernommen. Die Spiele der Kameraden, ihre Fragen, ihre Probleme hatten ihn nie interessiert. Schon immer war er dem Alltag, dem Konkreten gegenüber vorsichtig gewesen. Verachtet hatte er sie, jene Zweifler, die am Leben klebten.
    »Der Leib Christi.«
    Auf die spirituelle Größe kam es an. Die Größe Gottes erfahren!
    »Der Leib Christi.«
    Seit er endlich in seinem Dienst stehen durfte, hatte er es gut verstanden, seine kleine Herde zusammenzuhalten. Es war seine Pflicht, den Ausbrechern aus der Herde, den verirrten Schafen, den Zorn Gottes zu vermitteln.
    »Das Blut Christi.«
    Er nahm einen tiefen Schluck, stellte den Kelch ab, bedeckte ihn mit dem Tuch.
    Der Wein zog eine glühende Spur die Kehle hinunter, bis in den Magen.
    Die Brust wurde ihm eng, er konnte kaum atmen.
    Zu sterben im Hause des Herrn! Gab es ein größeres Glück? In Deinem Haus, in Deinen Diensten.
    Er liebte das Licht. Die Schmerzen sind Gnade. Ich gehe zum Schöpfer. Wasser und Blut, wie Du, Christus ...
    Der Lektor bemerkte als erster, daß etwas nicht stimmte. Er sah, wie der Pastor die Augen aufriß, mit der Hand zum Bauch fuhr. Als er strauchelte, wußte es auch die Gemeinde.
    Er lag am Boden, das Gesicht eisgrau, mit blutleeren Lippen und röchelte gurgelnd.
    »Ach, du heilige Scheiße! Wat macht der denn da für 'n Quatsch?« rief einer der Meßdiener.
    Der Pfarrer zuckte, schlug mit den Armen, die Augen verdreht, krümmte sich in spastischen Krämpfen.
    Die

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