Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor

Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor

Titel: Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
so aus, als wenn die Stange lang genug wäre, um sich über den Graben legen zu lassen. Ich sagte es ihm, aber er schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er in seiner gutturalen Sprache, »dann kann sie vielleicht brechen. Außerdem ist der Boden am Rand des Grabens zu weich und zu glitschig. Sie kann abrutschen. Lassen Sie es mich nur machen, G-man.«
    »Sage nicht dauernd G-man — ich heiße Jerry!«
    Ein Lächeln ging über sein breites Gesicht. Er sah direkt glücklich aus. »Okay, Jerry! Von meinen Freunden werde ich Abi genannt.«
    »Gut, Abi!«
    »Und von meinen vielen Feinden ›dreckiger Nigger‹!« fügte er finster hinzu.
    »Das sind dumme Menschen, Abi«, sagte ich, »sie…«
    »Festhalten, Jerry!« unterbrach er mich.
    Endlich konnte ich meine Hände von der Luftwurzel lösen. Ich klammerte sie um die lange, rauhe und feste Stange. Abi Bickingtone hielt das andere Ende. Und er begann zu ziehen wie ein Pferd im Geschirr eines überladenen Wagens an einer starken Steigung.
    Ich spürte, wie er mich millimeterweise dem festen Boden entgegenzerrte. Aber ich spürte auch, mit welch unheimlicher Kraft mich der bodenlose, dicke, klebrige Morast festhielt. Ich zweifelte daran, ob er es überhaupt schaffen würde. Er mußte schon über unheimliche Kräfte verfügen, wenn es gehen sollte.
    Jetzt erst rann mir der Schweiß richtig über das Gesicht. Es wurde mir immer heißer. Es brachte mich bis an den Rand meiner Leistungsfähigkeit, den ständigen Zug und den Gegenzug aushalten ‘zu können. Ich kam mir vor wie ein Mann, der in einen Schraubstock gespannt ist und an dem eine Seilwinde zerrt.
    Erschöpft schloß ich für eine Sekunde die Augen.
    »Jerry!« schrie mich Abi Bickingtone laut an.
    Ich riß die Augen wieder auf.
    »Jerry! Nicht einschlafen! Um Gottes willen, nicht einschlafen!«
    Vielleicht war es doch länger als eine Sekunde gewesen, die ich meine Augen geschlossen gehalten hatte.
    Ich schüttelte die Benommenheit ab.
    Abi Bickingtone zeigte keinerlei Spuren einer Erschöpfung. Er arbeitete wie ein Berserker.
    Der Rand des Sumpfgrabens war mir nun doch schon ein ganzes Stück näher gekommen. Fast in die Reichweite meiner Hände.
    Und dann spürte ich, wie sich mir die Haare sträubten.
    Eine giftiggrüne Schlange züngelte am linken Bein des ganz in seine Aufgabe vertieften Negers empor.
    ***
    »Alles klar?« fragte Matterns noch einmal.
    »Alles klar!« nickten die Männer, die um ihn versammelt waren.
    »Gut! Es wird also prinzipiell auf alles geschossen, was sich im Sumpf bewegt. Auch auf den G-man. Wir sind jetzt ein so verdammtes Risiko eingegangen, daß wir uns nicht mehr leisten können, daß der wieder herauskommt.«
    »Ist das nicht auch ein verdammtes Risiko?« fragte Allan Burster. »Er ist immerhin ein G-man, und seine Kollegen werden nicht eher ruhen, bis sie wissen, was los war.«
    »Sie werden ihn nie mehr Wiedersehen. Tote reden nicht«, grinste Matterns. »Auch ein toter G-man kann nicht mehr plaudern!«
    »Und die anderen?« Burster machte eine umfassende Handbewegung.
    Matterns verstand, was sein Scharfschütze meinte.
    »Nach Abschluß der Aktion werden alle Waffen eingesammelt«, entschied Matterns rasch. »Sie kommen in den See, wo er am tiefsten ist. Wenn irgend jemand auf die Idee kommen sollte, etwas zu erzählen, dann hat er nicht nur die maßgeblichsten Männer des Ortes als Zeugen gegen sich, sondern es sind auch keine Waffen zu finden. Wir waschen unsere Hände in Unschuld, so wie es verdammt gute Tradition ist!«
    Die Verschwörer lachten rauh.
    »Auf alles wird geschossen?« fragte Burster noch einmal.
    »Auf alles!« bekräftigte Matterns. »Und was ist mit Croccer?« fragte Burster.
    »Croccer wäre der gefährlichste Zeuge gegen uns!« stellte Matterns mit Nachdruck fest.
    »Verdammt«, knurrte Hollister. »Wenn du in New York oder in Chicago wärst, du könntest…«
    »Was?« fragte Matterns lauernd.
    »Schon gut«, winkte Hollister ab.
    »Du meinst, daß ich dann ein verdammt großer Gangster wäre?« fragte Matterns und lachte. »Wenn du dabei wärst, könnten wir dort eine verdammt gute Gang aufmachen. Aber die, die wir hier haben, gefällt mir auch ganz gut!«
    Wieder dröhnte rauhes Gelächter über den Platz.
    »Auf!« sagte Matterns.
    Er und Burster verabschiedeten sich kurz von den anderen Männern und gingen zu dem Hubschrauber, der startbereit neben dem Parkplatz stand.
    ***
    Einen Moment lag ich erschöpft auf dem modrig riechenden Boden. Es roch

Weitere Kostenlose Bücher