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Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor

Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor

Titel: Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor Kostenlos Bücher Online Lesen
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so, daß ich glaubte, den Geruch nie mehr loswerden zu können.
    Abi Bickingtone kniete neben mir. »Thank you, Jerry«, lachte er.
    »Für was?« fragte ich.
    »Für die Schlange! Sonst merke ich es immer früh genug, aber diesmal hätte es zu spät sein können!«
    »Unglaublich, wie du sie gepackt hast«, gab ich zu.
    »Kein Problem, Jerry«, gurrte er. »Ich habe schon als Kind im Sumpf gespielt und noch nie Angst vor einer Schlange gehabt. Vorhin, als ich den Knüppel warf, war es gefährlich für dich. Ich hätte sie mit der Hand nicht mehr erreichen können. Aber sonst…«
    Er schwieg und schaute mich an. »Der G-man aus New York«, sagte er dann ganz versonnen.
    Er himmelte mich an wie ein kleiner Junge einen strahlenden Leinwandhelden. Ich wollte ihn fragen, aber er kam mir zuvor.
    »Weißt du, was Croccer getan hat?«
    »Ich kenne nur das Fahndungsersuchen. Daraufhin habe ich ihn verhaftet. Von uns aus wurde er dem Generalstaatsanwalt von Florida ausgeliefert. Sein Haftbefehl lautete auf Mord«, berichtete ich kurz.
    »Ja«, sagte er. »Es war Mord. Gemeiner, kaltblütiger Mord. Nur so, weil es ihm Spaß machte. Sein Opfer war eine alte Frau. Eine Negerin. Sie wohnte in einer Hütte am Rande des Ortes. Nie in ihrem Leben hat sie einem Menschen etwas zuleide getan, im Gegenteil. Croccer hat früh seinen Vater verloren. Im Krieg, drüben in Europa. Und die alte Frau hat sich oft um ihn gekümmert, als er noch klein war. Damals war er noch nicht so wie die anderen. Erst als er älter wurde. Vielleicht hat sie einen Fehler gemacht, daß sie ihn manchmal noch wie einen kleinen Jungen behandelte, ihm Obst schenkte und so, als er schon größer war. Ja, und dann eines Tages passierte es auf offener Straße. Halb Tompaco hat zugesehen. Niemand hat ihr geholfen, als er sie regelrecht totschlug. Niemand hat ihn festgehalten, als er weglief. Auch Matterns nicht, der dabeistand.«
    »Wer hat ihn angezeigt?« fragte ich nach einer kleinen Pause.
    »Niemand«, sagte er. »Auch ich nicht. Das ist meine Schuld. Eines Tages kamen Kriminalbeamte aus Miami. Irgend jemand mußt sie verständigt haben. Sie wußten es selbst nicht. Man erzählt sich, daß Matterns wahnsinnig wütend war. Jerry, glaub mir, Matterns ist ein großer Verbrecher. Es gibt viele von seiner Sorte hier. Sie halten alle zusammen. Alle. Jeder hat Angst vor Matterns und Hollister.«
    »Wer ist Hollister?« fragte ich.
    »Ihm gehört fast alles Land hier in der Umgebung. Sogar dieser Sumpf gehört ihm. Weißt du, was ein Zertifikat ist?«
    »Ja, Abi. Das weiß ich. Das ist ein Berechtigungsschein, ein Anteilschein oder Ähnliches. Es gibt verschiedene Arten.« Ich war aufmerksam geworden. Irgend etwas schien hier tatsächlich nicht in Ordnung zu sein. »Was ist mit Zertifikaten?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er hilflos. »Einmal habe ich etwas gehört. Sie sprachen von Zertifikaten und einer Grundstücksgesellschaft, von einem Riesengeschäft, und lachten sehr darüber.«
    »Interessant«, murmelte ich. »Ich glaube, du hast mir einen guten Tip gegeben…«
    Er sprang plötzlich auf und lauschte angestrengt.
    Sekunden später hörte ich es auch. Irgendwo stieg ein Hubschrauber auf.
    Die Polizei, dachte ich einen Moment lang.
    Doch Abi Bickingtone nahm mir sofort die Hoffnung. »Das muß Hollister sein! Jetzt jagen sie uns aus der Luft!«
    Der Hubschrauber rauschte heran.
    Wenn sie wirklich als Gegner kamen, wurde es jetzt gefährlich für uns. Der Neger trug ein leuchtend rotes Hemd. Hinter uns lag der Sumpfgraben, aus dem er mir gerade herausgeholfen hatte. Vor uns ein dichtes Feld voll Sumpfgras. Dicht, aber nicht so dicht, daß man von oben kein rotes Hemd erkennen würde. Eine andere Deckung war nicht da.
    Es war ohnehin zu spät.
    Plötzlich peitschte ein Schuß aus der Luft.
    »Sie haben uns erkannt!« rief ich.
    Wieder peitschte ein Schuß. Kein Zweifel. Sie jagten nicht nur ihn, sondern auch mich.
    Ich riß Bickingstone mit mir, wir stürzten vorwärts, dem Buschgras entgegen. Hastig rafften wir einen Arm voll dieser harten, hohen Gräser zusammen und warfen das Zeug über uns.
    Ich hatte das unangenehme Gefühl, mich in ein Schlangennest gelegt zu haben. Und dann prasselte es um uns herum.
    Schon nach einem Atemzug wußte ich Bescheid.
    Tränengas.
    Der Hubschrauber drehte ab.
    Schon.bekam ich Atemnot, und die Augen begannen unter dem Einfluß der beißenden Wolken zu tränen.
    »Komm!« brüllte ich und sprang auf.
    Abraham Bickingtone hustete.

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