Jerry Cotton - 0512 - 40 Cent fuer Garrys Leiche
festgenommen und vier Kilo Rohopium bei ihm sichergestellt hatten.
»Lassen Sie den Kerl und' das Zeug sofort zu uns bringen, Easton«, bat ich.
Der Lieutenant nickte. Wir erledigten alles, was im Hause erledigt werden mußte, und als wir um halb acht oder kurz danach wieder in unser Office kamen, saß Ericson bereits da.
»Was ist mit Ihrem Gesicht los?« fragte ich und zeigte auf seine Hautabschürfungen.
»Die Lumpen haben mir ein Bein gestellt, als ich türmen wollte. Da bin ich mit der einen Gesichtshälfte über das Pflaster geschliddert.«
»Ihre Schuld, Ericson. Die Beamten hätten bei einem Fluchtversuch sogar von der Waffe Gebrauch machen können. Seien Sie froh, daß sie Ihnen nur ein Bein gestellt haben.«
Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch. Ed Schulz stand mit seiner ganzen imponierenden Größe neben der Tür, als rechne er selbst jetzt noch mit einem Fluchtversuch des Seemannes. Easton hatte sich einen Stuhl in die Nähe des Fensters gestellt. Phil setzte sich ebenfalls hinter seinen Schreibtisch.
»Kommen wir zur Sache«, sagte er. »Schon mal was vom FBI gehört, Ericson?«
»Klar. Amerikanische Bundespolizei.«
»Gut, daß Sie es wissen. Da sind Sie jetzt. Wir sind FBI-Beamte. Ich heiße Phil Decker, das ist Jerry Cotton. Wir sind verpflichtet, Ihnen das zu sagen. Wir müssen Sie auch darauf hinweisen, daß Sie bei uns nicht auszusagen brauchen. Außerdem dürfen wir Ihnen weder drohen noch Versprechungen irgendwelcher Art machen. Ist das absolut klar?«
»Meine Fresse«, sagte Ericson und grinste flüchtig. »Und da hieß es immer, bei euch herrschten rauhe Polizeisitten. Aber schön, ihr habt gewonnen. Jetzt ist für mich wohl doch nichts mehr zu retten. Ich bin bereit auszupacken.«
»Das ist vernünftig«, lobte ich. »Fangen wir mit dem Telegramm an, das Sie vor einer Woche noch auf hoher See aufgegeben haben. Erzählen Sie mal ein bißdien.«
»Na ja«, brummte Ericson und schob sich eine kurze Pfeife zwischen die Lippen. Easton hatte ihm die Handschellen abgenommen und hielt sie fest, bereit, sie jeden Augenblick wieder anzulegen, wenn es ratsam scheinen sollte. »Um ehrlich zu sein; Ich habe schon sechsmal eine Ladung Rohopium in die Staaten gebracht.«
Ich stieß einen leisen Pfiff aus.
»Für wen?« fragte ich.
»Für einen Burschen, den ich nicht namentlich kenne. Doch, das ist wahr. Ich fuhr auf der ›Queen Anne‹, und jedesmal, wenn wir in New York festmachten, wartete der Kerl in einer Kneipe auf mich.«
»In welcher Kneipe?«
»Ich, glaube, sie liegt in der Fulton Street. Ich habe mir den Namen nicht gemerkt, aber ich kann Sie hinführen. Den Weg weiß ich.«
»Gut. Wir werden darauf zurückkommen. Erzählen Sie weiter.«
»Für jedes Paket, das ich einschmuggelte, bekam ich vierhundert Dollar.«
»Das ist zwar viel Geld«, sagte ich. »Aber wenn man überlegt, was die Kerle an dem Stoff verdienen, ist es ein Hundelohn, der Ihnen gezahlt wurde, Ericson.«
»Auf den Gedanken bin ich auch gekommen«, meinte er grinsend. »Deshalb habe ich mich schon beim vorletztenmal ein bißchen umgehört. Aber erst bei meinem letzten Aufenthalt in New York klappte es. Ich bekam Kontakt mit einem jungen Burschen.«
»Kennen Sie seinen Namen?«
»Ja. Brian MacGarry. Er wollte für mich ein Geschäft vermitteln. Ich sollte im letzten Augenblick mein Schiff wechseln und versuchen, früher als die ,Queen Anne in New York zu sein. Mac Garry wollte mir einen Käufer für das Rohopium bringen.«
»Hatten Sie es denn bezahlt?«
»Nein. Woher soll ich denn soviel Geld haben? Ich bekam die Ware in Hongkong von einem Mittelsmann und mußte sie nur in New York abliefern.«
»Und diesmal wollten Sie sich die ganze Lieferung unter den Nagel reißen?«
»Genau. MacGarry wollte einen Käufer vermitteln. Gegen bar natürlich. Ich hätte für den Rest meines Lebens ausgesorgt gehabt.«
»Irrtum«, sagte ich trocken. »Man hätte Sie gefunden, Ericson. Dessen können Sie sicher sein, und Sie wären nicht alt geworden, das können Sie auch glauben. Sie unterschätzen die Beziehungen von Rauschgiftringen, die so stark im Geschäft sind, daß sie die rohe Ware gleich kiloweise beziehen können. Aber bleiben wir bei MacGarry.«
»Ich schickte ihm wie abgemacht ein Telegramm, mit welchem Schiff ich käme. Für diesen Tag sollte er seinen Käufer in Bereitschaft halten.«
Ich nickte. Zwischen Easton und Phil wurde ein stummer Blick gewechselt. Nun wurde einiges klar. Die Männer in dem
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