Jerry Cotton - 0517 - Am Broadway sind die Naechte heiss
legte seine Hand besitzergreifend auf den Hörer. »Ruhig klingeln lassen!« meinte er. »Erst schließen wir mal unser kleines Geschäftchen ab…«
In Jessica Shirers Augen funkelte kalter Haß. »Ich durchschaue Sie! Sie machen mit Biggle gemeinsame Sache, nicht wahr? Er hat Sie vorgeschickt! Er hat Ihnen aufgetragen, mich zu erpressen, weil er das selber schwerlich tun kann. Er will mit Ihnen fifty-fifty machen! Aber so kann er mit mir nicht umspringen! Biggle hat McGuire getötet, nicht ich!«
Phil blinzelte. Er registrierte den Namen. McGuire? McGuire? Phil konnte sich an keinen Mordfall dieses Namens erinnern. »Aber Sie haben Biggle dafür bezahlt!« sagte er.
»Gut bezahlt«, nickte das Girl. Das Telefon klingelte noch immer. »Geben Sie her!« meinte Jessica Shirer nervös. Sie griff nach dem Hörer, aber Phil zog seine Hand nicht zurück. »Bleiben wir beim Thema!« sagte er.
Das Telefon hörte auf zu klingeln.
Jessica Shirer lehnte sich zurück, aber ihr Körper blieb dabei steif und angespannt. »Biggle hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht!« murmelte sie.
»Das klingt fast wie eine Drohung«, stellte Phil fest. Er nahm die Hand vom Hörer.
»Es ist eine Drohnung!« sagte das Girl wütend.
Phil beobachtete, wie Jessica Shirer aufstand. Sie steckte sich eine babyblaue Zigarette mit Goldstück an und rauchte mit kurzen, nervösen Zügen. »Warum sind Sie auf einmal so schweigsam?« fauchte sie erregt.
»Warum mußte McGuire sterben?« fragte Phil leise.
Jessica starrte Phil in die Augen, reglos und wie versteinert. Phil begriff, daß er einen Fehler gemacht hatte.
Ed Biggle war also über das Motiv des Mordauftrages genau informiert gewesen.
»Wer sind Sie überhaupt?« fragte das Girl kaum hörbar. »Sie haben sich noch nicht einmal vorgestellt!«
Phil beschloß, die Karten auf den Tisch zu legen. Er zog seinen FBI-Ausweis hervor und hielt ihn dem Mädchen unter die Nase.
»Das ist gemein!« keuchte Jessica Shirer aufgebracht. »Hundsgemein! Sie wollten mich ’reinlegen!«
Phil schob die ID-Card in seine Tasche zurück. »Ich habe Sie ’reingelegt«, stellte er sachlich fest. »Üble Verbrechen erfordern zuweilen harte und außergewöhnliche Methoden der Verbrechensbekämpfung. ’raus jetzt mit der Sprache: Warum mußte dieser McGuire sterben?«
Jessica Shirer setzte sich auf die Couch. Sie starrte ins Leere. »Sie können mir nichts nachweisen«, sagte sie sehr schnell und sehr leise. »Gar nichts! Ich habe kein Wort vor Zeugen geäußert. Vor Gericht werde ich bestreiten, die Namen McGuire und Biggle zu kennen. Niemand kann mir das Gegenteil beweisen!«
Phil lächelte spöttisch. »Doch, ich kann es!«
»Ihre Aussage wird gegen meine stehen!«
»Sie vergessen, daß wir noch einige Pfeile im Köcher haben. Ed Biggle zum Beispiel. Wir werden feststellen, wer dieser McGuire war und wo seine Leiche geblieben ist. Ed Biggle wird für die Tatzeit kein Alibi erbringen können. Und dann ist da noch Ihre geschätzte Freundin, Miß Colby. Sie befindet sich augenblicklich in einer sehr peinlichen Situation. Mein Freund Jerry Cotton ist bei ihr. Jerry hat eine große Reihe vorzüglicher Eigenschaften. Eines seiner hervorstechendsten Talente ist die Begabung, einen Verbrecher schnell und sicher zu überführen. Ich bin überzeugt davon, daß er diese Begabung auch im Falle Ihrer Freundin unter Beweis stellen wird!«
»Was hat das mit mir zu tun?«
»Das wissen Sie sehr genau!«
Jessica Shirers Unterlippe begann zu zittern. »Ich war dagegen«, stieß sie plötzlich hervor. »Ich war von Anbeginn dagegen! Aber Rita bestand darauf. Sie glaubte, damit durchzukommen. Jetzt hat sie den Salat!«
»Es ist eine verdammt große Salatportion«, sagte Phil. »Sie reicht für einen Haufen Leute… auch für Sie, Miß Shirer!«
***
Der Anruf kam, als ich Rita Colby in meinem Office verhörte. Sehr weit war ich noch nicht gekommen. Obwohl durch Jessica Shirers Aussage und durch Ed Biggles Verhaftung schon weitgehend Klarheit über das Tatgeschehen erzielt worden war, weigerte sich Rita Colby ganz entschieden, ein Geständnis abzulegen.
Phil war am Apparat. »Wir haben McGuire gefunden. In seiner Wohnung. Erstochen. Dem Arzt zufolge muß Mc-Guires Tod nur wenige Stunden nach Linda Bennets Ermordung eingetreten sein. Genaueres wird die Autopsie ergeben.«
Ich bedankte mich und legte auf.
Kurz darauf kam der zweite Anruf. Ein Sergeant Stripes war am Apparat. Stripes gehörte zum neunundfünfzigsten
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