Jerry Cotton - 0529 - Im Golfclub spielt ein Satan mit
so daß ihn die Leute sehen konnten. Sie schienen beeindruckt zu sein. Vielleicht war es auch der 38er, der plötzlich wie hingezaubert in meiner Hand lag.
Zwei Tische weiter saß ein grauhaariger Herr mit einer älteren Dame. Er war mir bereits beim Betreten des Clubs aufgefallen. Ich hatte sein Bild schon mehrmals in den Zeitungen gesehen, wenn über Wirtschaftsdelegationen berichtet wurde.
Ich wandte mich an ihn. »Würden Sie bitte zum Telefon gehen und den Notruf auslösen? Es meldet sich die nächste Polizeibereitschaft. Erzählen Sie kurz, was hier vorgefallen ist.«
Er blickte mich fest an und stand auf. Die Frau versuchte ihn festzuhalten. »Geh nicht, Steve«, bat sie ängstlich. Er streifte ihre Hand ab und ging mit festen Schritten zu der chromblitzenden Theke im Hintergrund.
Ich sah, wie er die Nummernscheibe drehte. Trotzdem behielt ich die Umstehenden im Auge. Die Gefahr, die gar nicht wie Gefahr aussah, war keineswegs gebannt. Der geringste Funke konnte die Menschen in Bewegung bringen.
Ein Mord war verübt worden, und neben der Leiche lag ein Mann mit dem blutigen Messer in der Hand.
Captain Hywood bewegte sich. Seine Augenlider begannen zu flattern, und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz, als er versuchte, den Kopf zu bewegen.
Endlich schlug er die Augen auf. Er sah das Messer an, und dann fiel sein Blick auf mich. Sein Mund formte lautlose Worte. Ich verstand die stumme Frage und schüttelte den Kopf. Mehr schien mir im Augenblick nicht angebracht zu sein.
***
»Ihr habt versagt!«
Wie ein Peitschenhieb knallte der Satz den drei Männern entgegen. Sie saßen in tiefen Sesseln und fühlten sich so unbehaglich wie noch nie in ihrem Leben.
Jo Lemmy lehnte am Schreibtisch. Seine tückischen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Die Gelegenheit war einmalig. Cotton läge jetzt in einer kühlen Zelle des Schauhauses. Und Captain Hywood wäre sein Mörder gewesen. Wir hätten zwei Fliegen mit einem Schlag erledigt. Den FBI-Mann und den Einsatzleiter der City Police. Habt ihr Idioten noch immer nicht begriffen, daß es um mehr geht als um ein paar lumpige Dollar?«
Sie zogen die Köpfe ein. Von der langen Rede erfaßten sie nur, daß sie das Ding vermasselt hatten.
Der vierschrötige Ted Walver wollte es ganz genau wissen. »Wir bringen das in Ordnung, Boß«, brummte er. »Du warst doch mit unserer Arbeit immer zufrieden! Auf dem Golfplatz…«
Jo Lemmy nagelte ihn mit einem Blick auf seinem Platz fest. »Ich habe dich nicht nach der Vergangenheit gefragt«, sagte er schneidend. »Also vergiß sie!«
Ted verkroch sich in seinem Sessel, was bei seiner Größe nicht leicht war.
Lemmy sah sie der Reihe nach an. Er wußte, was er ihnen Zutrauen konnte.
Er griff in die Innentasche seines Jacketts und holte eine Landkarte heraus. »Herkommen!« befahl er.
Wie Hunde, die ihrem Herrn die Hand lecken wollen, krochen sie näher.
»Das ist Edgewater. Hier, wo das Kreuz steht, befindet sich das Haus von Mr. William Brighton. Er pflegt jeden Morgen um sieben Uhr seinen Rasen zu mähen. Ich möchte, daß er es morgen zum letzten Male tut.«
Ted leckte sich die Lippen. Sein feistes Gesicht mit den Hängebacken strahlte. »Soll ich ihn…«
»Du sollst vor allem nicht fragen«, herrschte ihn Lemmy an. »Ich habe mich deutlich genug ausgedrückt. Das andere ist eure Sache. Ich verlange saubere Arbeit. Noch so eine Stümperei wie im Club oder den kleinsten Fehler, dann wird es auch euer letzter sein. Vergeßt nicht, ihr werdet überwacht.« Sie wurden um einige Grade blasser. Denn Jo Lemmy war ein humorloser Mann. Scherze lagen ihm nicht. Was er versprach, das hielt er auch.
Lemmy scheuchte sie mit einer Handbewegung aus dem Zimmer. Seine Lippen umspielte ein geringschätziges Lächeln. Er hatte eben ein Todesurteil gesprochen — aber nicht über Mr. Brighton!
Nach einer Weile verließ er das Haus, das ihm während seines New Yorker Aufenthalts von seinen Auftraggebern zur Verfügung gestellt worden war. Er konnte es verlassen, ohne von jemandem gesehen zu werden. Er nahm den Weg durch den Keller, gelangte unter das Nachbargrundstück und kam auf der Parallelstraße wieder heraus.
Langsam schlenderte er an den alten Mietskasernen vorbei. An der nächsten Ecke betrat er eine Telefonzelle und wählte LE 5-770.
»Hier Federal Bureau of Investigation, New York. Was kann ich für Sie tun, Sir?«
»Schreiben Sie«, sagte Lemmy mit heiserer Stimme. »Mr. William Brighton in Edgewater. Er soll
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