Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Titel: Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
heißt, wir erwarten sie erst, heute nachmittag.« Sie band die Schürze ab. »Du bekommst das schönste Zimmer. Mit Südbalkon.« Irma nahm meinen Arm und zog mich zur Tür. »Aber jetzt müssen wir zu Tante Helen. Wird die sich freuen…«
    ***
    Es war rührend, wie mich meine Tante empfing. Sie erkannte mich sofort, als wir ihr kleines Büro in der ersten Etage betraten. »Jerry«, rief sie. Dann kam sie mir flink entgegen, und in ihren blauen Augen glitzerten Freudentränen.
    Tante Helen war schlank und schmal. Vor fünfzig Jahren hatten sich die Männer ihretwegen Duelle geliefert. Nun war ihr Haar weiß geworden. Aber das gütige Gesicht wirkte immer noch frisch, hatte wenig Falten, strahlende Augen und stets einen vergnügten Ausdruck.
    Nach der langen Begrüßung mußte ich drei Dutzend Fragen beantworten. Über meine Person gab ich nur unverbindliche Auskunft. Aber Mutter und Tochter, die mich anstrahlten, als sei ich das Christkind, merkten es nicht.
    Ich erhielt ein wunderschönes sonniges Zimmer.
    »Mein Gepäck«, erklärte ich, »ist noch im Wagen. Er steht in einer Werkstatt.«
    Irma, die mir das Zimmer gezeigt hatte, stand an der Tür.
    »In einer halben Stunde, Jerry, sind Fred und Mabel zurück. Dann essen wir gemeinsam. Hältst du es noch so lange aus?«
    »Natürlich, gibt es Forellen?«
    »Die größten, die wir haben. Wir essen in dem kleinen Nebenzimmer des Restaurants. Du weißt doch noch Bescheid?«
    »Natürlich. Ich finde mich. Bis nachher.«
    ***
    Fred war so alt wie ich. Ein netter intelligenter Bursche, der die harten Arbeiten in diesem Familienbetrieb versah. Mabel, seine Frau, war sehr zart. Sie stammte aus Natchez und hatte den Gedanken, Kunstmalerin zu werden, auch nach fünfjähriger Ehe noch nicht aufgegeben. Sie war die Jüngste in unserem Kreise, nicht hübsch, aber lieblich und charmant.
    Ich sah ihr an, daß sie zu nichts Bösem fähig war. Fred behandelte sie liebevoll. Es schien eine vorbildliche Ehe zu sein. Überhaupt — die vier verstanden sich prächtig.
    Wir saßen im Nebenzimmer des Restaurants, der für kleine Festlichkeiten reserviert ist. Die Schiebetür blieb einen Spalt offen — für den Fall, daß Gäste kamen. Die Mahlzeit war großartig. Dazu gab es erlesenen Wein.
    Als das Küchenmädchen — eine Mulattin — das Geschirr abräumte, stopfte Fred seine Shagpfeife.
    »Du kannst rauchen, Jerry«, ermunterte mich Irma.
    »Woher weißt du denn, daß ich diesem Laster huldige?«
    Lächelnd deutete sie auf meine Jacke. »Typisch Junggeselle. Brennt sich gleich zwei Löcher mit der Zigarette in den Stoff.«
    Ich lachte. Es klang etwas hohl. »Was nicht alles passieren kann.«
    »Das läßt sich nicht mal Kunststopfen. Schade um den schönen Anzug.«
    Fred stand auf. »Es ist ein Uhr, Tante Helen. Spencer wird gleich kommen. Wir müssen den Umschlag fertigma- I chen.«
    Schlagartig, als hätte jemand an einem Schalter gedreht, war die Fröhlichkeit von den Gesichtern gewischt. Sekundenlang blieb es still.
    »Was ist denn los mit euch?« fragte ich. »Ärger?«
    Fred ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen. »Jerry, das ist eine lange Geschichte. Am besten, du hältst dich ’raus.«
    »Mach schon! Ich bin neugierig.«
    »Um es kurz zu erklären: In dieser Gegend gibt es einen verdammt mächtigen Mann. Er gehört wahrscheinlich zur Mafia. Er beherrscht uns, macht uns fertig, spielt mit uns, wie er will, erpreßt uns und setzt seine Terrortruppen ein, wenn sich jemand auflehnt. Er hat den Sheriff auf seiner Seite. Andere Polizeigewalt haben wir in unserer Stadt nicht. Außerdem kommt es nie soweit, daß andere Behörden eingreifen. Natürlich, ich schätze, die Verbrechen des letzten Jahres auf mindestens acht Morde. Aber — Mord ließ sich nie nachweisen. Alles waren Unfälle. Es gab Autounfälle mit Fahrerflucht. Berry Hicks ertrank in seinem Swimmingpool, obwohl er ein ausgezeichneter Schwimmer war. Tex Sanders stürzte in eine Schlucht. Und so weiter… Es reicht nie, um eine große Untersuchung anzustellen.«
    »Du hast von einem Umschlag gesprochen. Müßt ihr etwa Abgaben zahlen?«
    »Dreihundert Dollar. Jeden Monat. Das ist nicht mal viel. Aber Kider schröpft auch die Kleinen. Aus Prinzip. Damit sich die Millionäre, die hier wohnen, nicht ungerecht behandelt fühlen.«
    »Hm. Und nachher kommt ein Mann namens Spencer, der sich euer Geld holt?«
    »Ja.«
    »Bitte, Fred«, sagte ich freundlich, »gib mir den Umschlag. Diesmal möchte ich ihn Spencer

Weitere Kostenlose Bücher