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Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Titel: Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
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aushändigen.«
    Fred musterte mich. Sein Gesicht war plötzlich besorgt. »Jerry, du warst zwar früher schon ein rauher Bursche. Aber um Himmels willen, sei nicht unvorsichtig. Du erlebst sonst den Abend nicht mehr. Außerdem: Wenn du wieder weg bist, haben wir es auszubaden.«
    Ich lächelte. »Kommt Spencer hierher?«
    »Ins Restaurant vorn.«
    »Wielange zahlt ihr schon?«
    »Seit anderthalb Jahren.«
    »Das sind 5400 Dollar. Er wird sie euch zurückbringen. Bestimmt.« Ich stand auf. »Ich setze mich vorn an einen Fensterplatz. Sei so gut und gib mir dann den Umschlag.«
    Die vier betrachteten mich, als sei ich lebensmüde.
    Tante Helen sagte: »Mach keinen Unsinn, mein Junge, du weißt nicht, was dir blüht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß mehr, als ihr glaubt.«
    Dann ging ich durch die Schiebetür ins Restaurant. Sämtliche Gardinen waren zur Seite gezogen. Durch die breite Fensterfront fiel das Sonnenlicht. Die weißen Tischdecken leuchteten. Das polierte Chrom der Theke blitzte. Das Restaurant roch angenehm nach Blumen, Holz und dem Leder, mit dem die Stühle und Bänke bespannt waren.
    Ich setzte mich ans Fenster, mit dem Gesicht zur Eingangstür. Tante Helen, Irma und Mabel gingen lautlos hinaus. Sie zogen sich in die Küche zurück. Die Durchreiche war geöffnet. Ich hörte, wie die Schritte der Frauen hinter der Tür verstummten. Dort standen sie jetzt. Wartend, ängstlich, atemlos und mit klopfenden Herzen.
    Fred kam. Er hatte einen weißen Umschlag in der Hand und gab ihn mir. Ich fühlte, daß er dick war.
    »Hast du etwa das Geld ’reingesteckt?« fragte ich erstaunt.
    »Natürlich. Mensch, Jerry, mach keinen Unsinn. Gegen Kiders Organisation kommt niemand an. Nur Regierungstruppen könnten hier Ordnung schaffen.«
    Der Umschlag war nicht zugeklebt. Ich nahm das Geld heraus.
    »Steck ein!« sagte ich. Und meine Stimme klang härter, als ich beabsichtigt hatte. »Steck das Geld ein und überlaß alles andere mir.«
    Er war so erschrocken, daß er gehorchte. Er ging hinter die Theke. Ich sah, daß er sich einen großen Whisky eingoß und ihn pur durch die Kehle stürzte. Dann verzog sich Fred in die Küche zu den Frauen.
    Sehr still war es jetzt im Restaurant. Kleine Staubteilchen tanzten im Licht der Sonnenbahnen. Eine winzige Fliege summte an der Fensterscheibe.
    Der Umschlag lag vor mir. Er war so weiß wie die Tischdecke und hob sich kaum von ihr ab. Die Minuten vergingen langsam. Ich döste vor mich hin. Die Wärme, die freundliche Atmosphäre — sie entspannten. Ich mag diese Momente, in denen man sich sammelt und die Gedanken ordnen kann.
    Diesmal war’s ein verdammt kurzer Moment. Denn durch den Wald näherte sich satt brummend ein Wagen. Er war aus der mittleren Preisklasse, fuhr über den Parkplatz bis zum Eingang des Hotels und stoppte. Zwei Männer saßen darin. Aber nur einer hüpfte ins Freie. Ich kannte weder ihn noch den Burschen, der auf dem rechten Sitz hockte, ein gebratenes Huhn in beiden Händen hielt und wie ein wütender Köter die Zähne hineinschlug.
    Der Ausgestiegene war ein gut durchtrainiertes Halbschwergewicht. Er wirkte enorm kraftvoll und elastisch. Sein Gang, die baumelnden Arme und die zerbeulte Visage unter dem Sommerhut verrieten den Boxer. Er verschwand aus meinem Blickfeld. Sekunden später öffnete sich die Restauranttür.
    Der Mann stiefelte herein, ohne sie hinter sich zu schließen. Das ist Spencer, dachte ich, darauf gehe ich jede Wette ein.
    Er blieb stehen und sah sich um. Nach einem ausdruckslosen Rundblick hielt er seine grauen Augen auf mich gerichtet.
    »Ist hier niemand?«
    Ich starrte ihn an. Mit dem freundlichsten Gesicht, daß ich in dieser Situation fertigbrachte. »Bin ich etwa niemand?«
    Jetzt kam Ausdruck in die Kraterlandschaft seines Gesichtes. Die Wulstlippen verzogen sich. »Ganz recht. Du bist niemand. Wo ist Caine?«
    Mit Daumen und Zeigefinger der Linken hob ich den Umschlag an. Wie in Gedanken spielte ich damit. Dabei wandte ich den Kopf und sah zum Fenster hinaus.
    Für einen Moment blieb es sehr still. Der Kerl überlegte. Ich ahnte, was er dachte.
    Caine hat sich einen Leibwächter besorgt, das dachte der Bursche. Denn natürlich sah er den Umschlag. Und natürlich spürte er das Herausfordernde in meinem Benehmen. Jetzt hatte er sich entschlossen. Er machte kehrt, ging zur Tür, traf auf den Flur. Ich hörte einen gellenden Pfiff. Augenblicklich ließ der Kerl im Wagen das Huhn fallen, sprang ins Freie und kam rasch zum

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