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Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Titel: Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
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Seine Linke stieß vor. Die gespreizten Finger zielten nach meinen Augen.
    Mühelos wich ich zurück. Dann flog mein linker Haken heraus.
    Mit trockenem Knacklaut landeten die Knöchel auf seiner Kinnspitze.
    Rotkopf wurde ein Stück länger, drehte einen halben Salto rückwärts und landete auf dem immer noch stöhnenden Spencer.
    Es dröhnte mächtig. Ich hob den Kopf und kickte die zu Boden gefallene Pistole hinter mich.
    Rotkopf war zur Seite gerollt. Seine Augen wirkten nicht mehr wachsam, sondern gläsern. Langsam setzte er sich auf. Seine Linke umspannte das rechte Handgelenk. Er preßte die Lippen aufeinander und schnaubte leise durch die Nase.
    »Steh auf«, sagte ich. »Du auch, Spencer. Mir ist eingefallen, daß wir heute Sonntag haben. Da sind die Banken geschlossen. Aber morgen könnt ihr die 5400 Dollar abheben. Bis morgen abend ist das Geld hier. Und wehe euch, wenn ihr es nicht bringen solltet. Dann möchte ich nicht in eurer Haut stecken.«
    Schwerfällig schraubten sich die beiden in die Höhe. Spencer war grün im Gesicht. In seinem Mund schien sich eine Menge Galle zu sammeln. Der Rotkopf wirkte wie jemand, der langsam aus einem Tagtraum erwacht und die Wirklichkeit nur widerwillig zur Kenntnis nimmt.
    Mit einem Schritt war ich bei ihm. Dann hielt ich seine zweite Pistole in der Hand. Sie war vom gleichen Fabrikat wie die erste. Eine belgische FN. Ich warf die Waffe hinter mich, trat zurück und ließ den 38er am Bügel um den Zeigefinger rotieren.
    »Schert euch weg und richtet eurem Boß aus, daß sich ab heute in dieser Stadt einiges ändern wird.«
    Sie glotzten mich an. In ihren Augen sprühte Haß. Ich hatte zwei Todfeinde. Solange ich lebte, würden sie nicht mehr ruhig schlafen können.
    Ich ging ihnen nach bis zum Ausgang. Spencer setzte sich hinter das Lenkrad. Er hielt sich krumm. Da ihn die Wut beinahe erstickte, ließ er sie an dem unschuldigen Fahrzeug aus. Das Getriebe krachte, und der Motor heulte. Dann verschwand der Wagen im Wald.
    Ich ging ins Restaurant zurück.
    Tante Helen, Irma, Mabel und Fred standen mitten im Raum. Ausnahmslos waren ihre Gesichter wachsbleich. Freds Faust umspannte die erkaltete Shagpfeife, als wolle er sie zerbrechen.
    »Mensch, Jerry«, sagte er. »Wir sind bald gestorben vor Angst. Wir dachten, sie würden dich umbringen.«
    »Das wollten sie auch. Aber das klappt eben nicht immer.«
    Ich ging zur Theke. »Jetzt hätte ich nichts gegen einen achtjährigen Bourbon auf Eis.«
    »Sofort.« Irma eilte zum Flaschenregal und goß mir Kentucky Tavern ein. Es hätte nicht viel gefehlt, und das hohe Glas wäre bis zum Rand gefüllt worden. Aber ich wehrte ab.
    »Das reicht, Irma. Ich muß nüchtern bleiben. Wenn wir Pech haben, passiert heute noch einiges.«
    Tante Helen und Mabel hatten .mich während der ganzen Zeit still gemustert. Jetzt sagte Mabel: »Wie du mit denen fertig geworden bist, Jerry. Einfach großartig. Ich bekomme wieder Mut. Endlich haben diese Gangster mal erfahren, wie es ist, wenn man gedemütigt wird.«
    Tante Helen sagte: »Ich habe dich beobachtet, Jerry. Ich glaube, so was ist dir nicht zum erstenmal passiert.«
    Ich kniff die Augen zusammen, schob das Kinn vor und schnitt ein Buhmann-Gesicht. »Ich lebe davon«, sagte ich düster.
    »Im Vertäuen: Ich bin Berufsgangster und der Schrecken der Ostküste. Aber sagt es nicht weiter!«
    Sie lachten, und das lenkte vom Thema ab.
    Fred kam zu mir und ließ sich ebenfalls einen Whisky geben.
    »Jerry, das war ein Anfangserfolg. Aber die Zukunft macht mir Sorge. Kider wird schäumen vor Wut. Er kann diese Schlappe nicht einstecken. Wenn sich das ’rumspricht, geht die Angst vor ihm verloren. Die Angst aber ist sein Kapital. Deswegen wird er seine ganze Mannschaft aufbieten, und das sind mindestens zwei Dutzend Gangster. Sie werden dich in die Mangel nehmen. Es sei denn, du bist nicht mehr hier, wenn sie anrücken.«
    »Dann würden sie ihre Wut an euch auslassen.«
    Fred hob die Schultern. »Wir können uns ’raüsreden. Ich sage einfach, ich wäre mit deinem Tun nicht einverstanden gewesen. Aber ich hätte gegen dich nichts ausrichten können. Ob sie es glauben oder nicht — immerhin werden sie uns vier nicht einfach umbringen.«
    Ernst sah ich ihn an. »Und was, Fred, wäre damit gewonnen?«
    Verlegenheit legte sich über sein Gesicht. »Lieber zahlen und leben, Jerry«, meinte er leise.
    Ich schüttelte den Kopf. »Und du willst der Bürger eines freien Landes sein.«
    »In jedem Land

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