Jerry Cotton - 0537 - Ich koederte die Mord-Agenten 1 of 3
Umschlag auf. Eine Tausenddollarnote und ein Blatt Papier flatterten heraus. Ich steckte den Tausender in meine Brieftasche. Das Blatt Papier enthielt folgende Mitteilung:
Howard Ragan hat vor zwei Jahren einen Mord verübt, ihn vertuscht und bis heute nicht gesühnt. Decken Sie den Fall auf und führen Sie Ragan seiner gerechten Strafe zu.
Statt einer Unterschrift war die Adresse dieses Howard Ragan vermerkt.
Ich verließ den Lift, ging vier Schritte durch einen engen Gang und blieb vor der Tür meiner künftigen Wohnung stehen.
Howard Ragan - ein Mord - jetzt aufdecken. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Eine Nachricht der Agenten? Ein Irrtum? Oder… Siedend heiß fiel mir ein: Cain war Privatdetektiv gewesen und hatte einen gutgehenden Einmannbetrieb in Chicago gehabt. Hing der Howard-Ragan-Auftrag damit zusammen? Hatte ein Klient von Cains Adressenänderung erfahren? Benutzte er die Gelegenheit, um anonym einen Auftrag zu erteilen?
Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder ging ich der Sache selbst nach, oder ich reichte sie an unseren Verein weiter. Nach kurzem Überlegen entschied ich, selbst die Spur zu verfolgen - falls nicht inzwischen etwas geschah, was eindeutiger nach Agentenorder aussah.
Ich schob den Schlüssel ins Schloß. Aber dort rührte sich nichts. Schließlich kam ich dahinter. Die Tür war unverschlossen.
Ich zögerte. Es mußte etliche Leute geben, die davon wußten, daß ein gewisser Robby Cain in die Wohnung eines gewissen Martin Ellwanger zog.
Ich nahm die Colt-Automatic aus der Schulterhalfter, lud durch, klinkte die Tür auf und gab ihr einen Tritt. Vor mir war das Halbdunkel eines kleinen Vorraums.
Ich knipste das Licht an und trat ein.
Eine neue Umgebung erkunde ich zuerst mit der Nase. Diese Wohnung roch nach Angst, nach bösen Gedanken und nach einem Desinfektionsmittel, mit dem man das restliche Fluidum meines Vorgängers hatte beseitigen wollen.
Von dem Kerl, der hinter der Schlafzimmertür lauerte, roch ich nichts.
Es war die zweite Tür, die ich mit einem Schubs nach innen beförderte. Es gab einen dumpfen Laut. Blitzschnell warf ich mich mit der Pistole in der Hand nach rechts. Aber genauso schnell knallte mir der Mann seinen Totschläger über den Schädel.
Ohne den hellen Sommerhut hätte ich wohl einen Riß unter der Frisur davongetragen. So aber wallten nur ein paar Nebelschleier vor meinen Augen. Und ich torkelte nach links.
Als der Nebel zerriß, sah ich den Burschen.
Er war so groß wie ich, knochig und stark wie ein Gaul, Mit glattem, fast hübschem Gesicht und tiefgekerbtem Kinn. Mit schwarzem kurz geschnittenem Haar und Augen, wie ich sie gelber nie gesehen habe. Und er lächelte.
Wieder ging er auf mich los.
Hart prallte das Handgelenk auf den Lauf meiner Automatic. Brüllend ließ der Mann sein Schlaginstrument fallen. In der nächsten Sekunde erwischte ihn mein linker Haken mit voller Wucht. Leider nicht am Kinn, sondern seitlich am Kopf. Wie eine Gliederpuppe wurde der Kerl ertiporgerissen und durch die Tür in den Vorraum gefegt. Der massige Körper krachte gegen die Garderobe.
Ich sauste hinter dem Kerl her, aber auf dem Gang sah ich gerade noch, wie die Liftkabine versank.
Die Treppe lag am Ende des Ganges. Bis ich dort war, würde der Schläger fünf Etagen Vorsprung haben.
Wütend rannte ich zum Fenster.
Vierzehn Stockwerke unter mir flitzte kurz darauf eine im hellgrauen Anzug steckende Ameise durch das Hochhausportal. Mein Mann überquerte eilig die Straße. Vor dem Café gegenüber parkte ein protziger Wagen. Aus der Vogelperspektive konnte ich den Typ nicht genau erkennen. Ich hielt ihn für einen Buick Riviera. Ein geduckter Schlitten mit silbrigem Metalleffekt. Der Schläger stieg ein und fuhr ab.
Nachdenklich ging ich zur Wohnungstür und verschloß sie von innen. Auch dieser Überfall paßte nicht in das Bild, das ich mir von der Lage machte, War meine Rolle schon geplatzt? Ging es bereits darum, mich zu beseitigen? Unwahrscheinlich, denn für den Gegner war es einfacher, den falschen Robby Cain einfach links liegenzulassen. Während ich an den zähen Gedanken kaute, untersuchte ich mein neues Heim. Es gab fünf große Zimmer. Sie waren elegant und fast neu eingerichtet. Zwar ein bißchen viel Farbe, aber ich würde es ertragen. Am schönsten war das Bad. Mit gelben und grünen Kacheln und riesiger Duschkabine.
Nirgendwo waren Anzeichen einer Plünderung zu erkennen. Nichts war
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