Jerry Cotton - 0537 - Ich koederte die Mord-Agenten 1 of 3
scheint restlos fertig zu sein.«
»Ist die Frau bei Bewußtsein?«
»Für einen Moment war sie’s wohl.«
»Ich brauche etwa zwanzig Minuten«, sagte ich, »warten Sie so lange, bis Sie Ragan rausschmeißen.«
»Okay. Und… gibt es noch was?«
»Zehn Dollar, wie abgemacht.«
»Okay.«
»Moment«, sagte ich schnell. »Was fährt Ragan für einen Wagen?«
»Eine Jaguar-Limousine. Dunkelgrün. Ein ganz schneller Brummer.«
»Danke.« Ich hängte ein.
Zwei Minuten später stand ich auf dem Parkplatz. Niemand hatte meinen Triumph angerührt. Ich klemmte mich hinters Lenkrad und brauste hinüber nach Queens. Fast auf die Sekunde genau zwanzig Minuten nach dem Anruf parkte ich in einer dunklen Ecke vor dem Krankenhaus.
Ich konnte das Portal gut erkennen. Es war groß, dreiflügelig und ständig in Bewegung.
Wie Ragan aussah, wußte ich nicht. Aber der Jaguar stand ganz in meiner Nähe. Ich wartete. Es verging über eine halbe Stunde. Das, dachte ich, kann bedeuten, daß er an seiner Frau hängt. Also wird er versuchen, sie rauszupauken. Vielleicht hat er auch schon einen Plan mit ihr abgesprochen. Vielleicht weiß sie, was sie zu antworten hat, wenn die Polizei morgen früh Fragen stellt. Angesichts der Lebensgefahr, in der Mabel Ragan anfänglich schwebte, hatte man sie an diesem Tage mit der Vernehmung verschont.
Die Silhouette eines großen Mannes tauchte auf und schob sich wie ein dunkler Scherenschnitt vor den erleuchteten Hintergrund des Portals. Ragan! Er ging langsam, mit gesenktem Kopf, blieb vor dem Jaguar stehen. Ragans Gesicht war für mich nicht zu erkennen. Der Mann schien im Moment benommen zu sein. Er schloß langsam den Wagen auf, stieg ein, ließ den Motor an und fuhr mit auf-.geblendeten Scheinwerfern los.
Ich folgte dem Wagen, hielt aber einen gewissen Abstand.
Er darf keine Zeit verlieren, dachte ich. Wenn er seine Frau retten und alles vorbereiten will, was der Polizei serviert werden soll, muß er noch in dieser Nacht handeln.
Ich fuhr mit offenem Verdeck. Der Nachtwind war lau und strich mir sanft übers Gesicht wie die zarte Hand einer gepflegten Frau.
Ragan fuhr nicht nach Haus.
Er hielt vor einer Telefonzelle, ging hinein und sprach etwa fünf Minuten.
Dann lenkte er den Jaguar nach Manhattan hinüber, zu einem ehrwürdig und vornehm aussehenden, um 1880 erbauten Haus in der westlichen 74. Straße. Durch einen kleinen Vorgarten und über eine breite Steintreppe ging es zur überdachten Eingangstür.
Ragan klingelte. Ich hörte eine schnarrende Stimme in der Sprechanlage. Ragans Antwort war kurz. Ich verstand kein Wort. Die Tür schwang auf. Ragan tauchte in einen dunklen Flur und war verschwunden.
Ich wartete zwei Minuten, dann huschte ich zur Tür und las das emaillierte Schild: Lester Bowl - Anwalt.
Ich wußte Bescheid. Bowl galt als einer der fähigsten, aber auch als einer der umstrittensten Juristen der Stadt. Er verteidigte Gangster, hatte seine Finger in Millionengeschäften und war der beste Berater von Industriekonzernen.
Über irgendeinem, dachte ich, der für mich jetzt noch namenlos ist, braut sich nun wahrscheinlich Unangenehmes zusammen. Ich werde alles versuchen, um es zu verhindern.
***
Gegen Mittag des nächsten Tages war ich so müde, daß sich meine Beine nur noch schleppend bewegten. Ich hatte wenig geschlafen, und das sehr unruhig, war dauernd emporgeschreckt und noch aufgewirbelt von zuviel starkem Kaffee, mit dem ich mich bis in die Morgenstunden wach gehalten hatte.
Jetzt saß ich in einem Café, zwei Steinwurfweiten vom Krankenhaus entfernt, und wartete auf Counter, den Pfleger. Ich war der einzige Gast in dem kleinen Raum. Hinter der Theke langweilte sich ein Glatzkopf. Ab und zu schlug er nach den blauschillernden Fliegen, die über seinen Sandwichtellern kreisten.
Ich hatte den dritten Eiskaffee bestellt, als Counter kam. Er roch nach Krankenhaus, trug weiße Pflegerhosen und ein gelbes Jackett. Er war widerlich. Aber er hatte Ohren wie Radarspiegel und war für mich zur Zeit Gold wert.
»Hier!« Ich steckte ihm eine Zwanzigdollarnote zu. »Haben Sie alles mitbekommen?«
»Alles!« Grinsend zeigte er zwei Reihen schlechter Zähne. »Seit heute morgen war ein mächtiger Rummel. Erst kam noch mal dieser Ragan. Der hat ’ne Stunde mit seiner Frau gequatscht. Ich weiß allerdings nicht, was, ich hatte auf ’ner anderen Station zu tun. Aber dann -kaum, daß er weg war - tauchten die Bullen auf. Ein ganz scharfer war dabei. Ein junger
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