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Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod

Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod

Titel: Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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erzwingen, so waren die Chancen für die Kidnapper mehr als mäßig. Wer würde schon für ihn ein Vermögen ausgeben? Seine Frau konnte es nicht, weil sie kein Vermögen hatten. Und daß sie Spione sind, ist auch nicht anzunehmen, dachte er. Bei uns werden zwar ein paar Heeresaufträge ausgeführt, aber das sind doch alles keine Sachen, für die sich ein Spion interessieren würde. Alles harmloser Kram, der längst allen Wissenschaftlern der Erde bekannt ist. Was aber wollen sie dann von mir?
    Sosehr Allan Eagle sich auch anstrengte, streng logisch seine Lage zu analysieren, er konnte keinen einleuchtenden Grund für seine Entführung finden. Warten wir’s ab, dachte er. Sie werden schon noch mit der Sprache herausrücken. Schlimm ist nur, daß sie in der Firma jetzt nicht mit dem großen Versuch anfangen können, den wir gestern vorbereitet haben. Aber das war schließlich nicht seine Schuld.
    Nach einer Weile hörte er in seinem Rücken Geräusche. Er hatte das unbestimmte Gefühl, als hätten einige Männer den Keller betreten. Zunächst freilich sah er nur den Mann mit der sichelförmigen roten Narbe auf der Wange, der noch immer den blauen Kittel trug. Er schleppte ein schweres großes Buch mit sich und legte es vor Allan Eagle auf den Tisch. Es war in schwarzem Leder eingebunden und trug keine Titelprägung.
    »Hallo, Mr. Eagle«, sagte jemand in seinem Rücken.
    Wegen seiner Fesselung konnte Eagle den Kopf nur wenig nach hinten drehen, und da er glaubte, daß sich dieser Mann genau hinter ihm befand, unternahm er gar nicht erst den Versuch, ihn anzusehen.
    »Was soll das eigentlich?« fragte er nur.
    »Wir werden darauf zu sprechen kommen. Ich begreife Ihre Ungeduld, aber Sie werden bald unterrichtet sein, was wir von Ihnen verlangen. Sie sind Chemiker, nicht wahr?«
    »Allerdings.«
    »Sie arbeiten bei den Central Industries, richtig?«
    »Das ist kein Geheimnis.«
    »Vor einigen Wochen gab es in einer Illustrierten eine Reportage über das Werk und über einige der bedeutendsten Mitarbeiter. Sie waren auch darunter, Eagle.«
    »Ja, das stimmt. Ich bin Leiter der chemischen Versuchsabteilung.«
    »Gut, gut. Bevor wir wieder zu diesem Thema kommen, Mr. Eagle, möchte ich Ihnen etwas zeigen. Sie haben sicher schon davon gelesen, daß die alten Chinesen wahre Meister darin waren, anderen Menschen ausgeklügelte Schmerzen zuzufügen.«
    »Das weiß ich nicht. Manchmal wird so was behauptet. Bewiesen hat es mir noch niemand. Und ich bin Wissenschaftler. Ich glaube nur, was mir bewiesen wurde. Auf das Gerede der Leute kann man nichts geben.«
    »Schlag Seite 14 auf!« befahl die Stimme in Eagles Rücken.
    Der Narbige trat wieder an den Tisch heran und klappte das schwere Buch auf. Er blätterte eine Weile, dann rückte er das aufgeschlagene Buch näher zu Eagle hin.
    »Betrachten Sie sich die Abbildung einmal«, forderte die Stimme in seinem Rücken.
    Eagle beugte sich vor, soweit es seine Fesseln erlaubten. Er schluckte.
    »Hübsch, nicht wahr?« fragte die Stimme hinter ihm.
    »Scheußlich«, knurrte Eagle.
    »Sehen Sie sich die Stelle links unten genau an.«
    Unwillkürlich irrte Eagles Blick in die angegebene Richtung. Seine Augen weiteten sich. Unwillkürlich hielt er den Atem an.
    »Zeigt es ihm!« befahl die Stimme scharf.
    Eagle fühlte, wie sein Stuhl zurückgezerrt wurde. Er geriet außerhalb des Lichtkreises der Tischlampe in ein dämmeriges Zwielicht. Männerhände machten sich an ihm zu schaffen.
    »Verdammt noch mal, was soll denn der Unsinn?« rief er wütend.
    Niemand antwortete ihm. Es gab ein paar schwache Geräusche von den Bewegungen der Männer, dann war es auf einmal totenstill. Eagle schloß die Augen und spürte, wie der Schmerz scharf und heiß in seinen Körper drang. Er preßte die Lippen fest aufeinander und nahm alle seine Kraft zusammen, um nicht zu schreien, nicht loszubrüllen wie ein Tier. Er fühlte nicht, wie ihm Schweiß ausbrach und über die Stirn und die Oberlippe lief. Er hörte nur seinen eigenen, schwer gehenden Atem und das Flattern seines Herzens, das bis in den Hals hinauf dröhnte.
    Wieviel Zeit verging? Waren es fünf Sekunden oder fünfzig? Oder gar Minuten? Eagle wußte es nicht. Er wußte nur, daß er einen Schmerz empfand, der scharf und durchdringend war, und er wußte nicht, wie lange er ihn würde aushalten können.
    »Schluß!« sagte die Stimme hinter ihm.
    Der scharfe Schmerz verschwand, und es blieb nur ein Brennen zurück, daß wie eine Erlösung war

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