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Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie an — und das keineswegs nur wegen der Erklärungen, die ich von ihr erwartete. Die Dame war es wert, betrachtet zu werden. Sie hatte rotblondes Haar von der Art, wie man es manchmal auf ganzseitigen Kosmetikanzeigen sieht, sehr lang, schimmernd und seidenweich.
    »Wasser, bitte«, murmelte die Frau.
    Ich trabte in die Küche, um ihr den Wunsch zu erfüllen. Als ich mit einem vollen Glas in den Salon zurückkehrte, dämmerte es mir, daß ich Vivian Benson befreit hatte.
    »Bitte«, sagte ich und drückte ihr das Glas in die Hand. Sie verschüttete ein wenig davon auf ihren kurzen nougatfarbenen Rock. Die Bluse, die sie trug, war aus einem weißen Material und stand am Hals weit offen. Der ziemlich tiefe Ausschnitt offenbarte überdeutlich, daß Vivian Benson — falls sie es war — über hollywoodgerechte Proportionen verfügte.
    »Lieber Himmel«, seufzte sie und stellte das Glas ab. »Ich fürchtete schon, das wäre das Ende. Mein Name ist Vivian Benson. Und wer sind Sie?«
    »Jerry Cotton«, stellte ich mich vor und nahm unaufgefordert Platz. Ich hatte doch noch reichlich zitterige Knie. »FBI-Agent«, fügte ich etwas lahm hinzu. »Was ist passiert?«
    »Ich bin überfallen worden. Ein Mann mit Maske und Pistole drang hier ein und zwang mich dazu, mich fesseln und knebeln zu lassen. Wahrscheinlich war er hinter meinem Schmuck her…« Sie erhob sich und eilte hinaus. Eine Minute später kam sie zurück. Ich sah, daß sie ein außerordentlich langbeiniges Geschöpf war und sich zu bewegen verstand. »Der Schmuck ist noch in der Schatulle«, stellte sie verdutzt fest. »Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    »Er ist von mir gestört worden«, sagte ich, aber ich hatte das Gefühl, daß das nicht den Kern der Sache traf.
    »Ich hörte das Klingeln und gemurmelte Worte — und dann hörte ich einen dumpfen Fall«, erklärte Vivian Benson und setzte sich wieder. »Er hat sie niedergeschlagen, nicht wahr?«
    »Mit einer Stahlrute«, erwiderte ich nickend.
    »Ich möchte wissen, warum er die Weihnachtsplatte aufgelegt hat«, meinte Vivian und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Was sollte dieser Überfall? Ich habe kein Bargeld im Haus, und der Schmuck wurde nicht angerührt…«
    »Im Wohnzimmer sieht es ziemlich unordentlich aus«, erklärte ich vorsichtig. »Der Mann hat etwas Bestimmtes gesucht. Ihn haben weder Geld noch Schmuck interessiert.«
    »Phantastisch! Aber was sollte das gewesen seir? Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    Vivian Benson hatte chromgelbe Augen. Große, verrückte und extravagante Augen, die jedem abstrakten Gemälde Ehre gemacht hätten. Die Wimpern waren lang genug, um wie aufgeklebt zu wirken, aber ich hätte wetten mögen, daß sie echt waren. Vivian Benson mit ihren klassischen, hoch angesetzten Jochbeinen gehörte zu den seltenen Exemplaren der Gattung Mensch, die man immerzu anstarren kann, weil man meint, nie zuvor etwas ähnlich Aufregendes gesehen zu haben.
    Ich schätzte Vivians Alter auf fünfundzwanzig. Ebensogut konnte sie auch nur zwanzig sein. Ihre Augen wirkten romantisch und unschuldig, aber der volle, fast etwas herausfordernd gewölbte Mund machte deutlich, daß hinter dieser vollkommenen Fassade Temperament und Leidenschaften lebten.
    »Hat der Mann mit ifinen gesprochen?« wollte ich wissen.
    »Nur ein paar Worte, als er mir befahl, mich auf den Teppich zu legen«, sagte Vivian. »Ich hörte die Stimme zum erstenmal. Ich bin auch sicher, niemals zuvor seine Augen gesehen zu haben. Es waren Augen, die man nicht vergißt… dunkle, drohende und sehr häßliche Augen.«
    Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich bei meinem Kommen in der Nähe des Hauses parkende Wagen bemerkt hatte, die nicht in diese Gegend paßten. Ich hatte unter anderem einen grauen Chevy und eftnen grünen Fairlane älteren Datums gesehen. Ich fragte Vivian nach den Wagen und erfuhr, daß der Chevy vom Koch des Nachbarn zur Linken und der Fairlane von der Putzfrau des Nachbarn zur Rechten gesteuert wurde.
    »Erzählen Sie mir etwas von Ihrem verstorbenen Mann, bitte«, forderte ich sie auf.
    Vivians chromgelbe Augen weiteten sich. »Warum fragen Sie mich nach Ralph?« wollte sie wissen. Ihre Stimme klang plötzlich ziemlich atemlos.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht«, mutmaßte ich, »galt der Überfall irgendwelchen Papieren oder Dokumenten, die Ihr Mann im Hause zurückgelassen hat.«
    »Das halte ich für ausgeschlossen«, erklärte Vivian entschieden. »Ralph nahm die

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