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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ihnen das Päckchen zu geben.« Sie holte aus der Tasche ihres gelben Mantels ein handgroßes Päckchen aus graubraunem Papier, das mit Klebestreifen verschlossen war. Ich zerriß den Klebestreifen und faltete das Papier auseinander. Ein dickes Bündel Dollarnoten kam zum Vorschein.
    Carmies Dauerlächeln verschwand beim Anblick des Geldes. Sie stieß einen leichten Seufzer aus. Nachlässig steckte ich die Dollars in die Tasche. Das Mädchen nahm den Koffer auf. »Ich gehe jetzt«, sagte sie. »Good bye!«
    »Kann ich Sie Wiedersehen, Carmie?« Die Frage genügte, um das Lächeln auf ihr Gesicht zurückzuzaubern. »Wir könnten uns ein wenig miteinander amüsieren.« Ich klopfte auf die Jackentasche. »An Betriebskapital herrscht kein Mangel.«
    »Ich weiß nicht, ob es gern gesehen wird, wenn wir uns treffen.«
    »Probieren wir es aus!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich will mich erst einmal vergewissern.«
    »Wo kann ich Sie erreichen?«
    Sie zeigte auf das Telefon. »Ich kenne Ihre Nummer. Ich werde Sie anrufen.«
    »Wann?«
    Sie drohte mir mit dem Zeigefinger. »Seien Sie nicht so ungeduldig.«
    Ich begleitete sie bis zur Tür. Sie ging mit einem Hüftschwung, der das Pendel jeder Standuhr übertraf, den Korridor entlang, und sie rechnete offensichtlich damit, daß ich ihr nachsah, denn vor dem Lift drehte sie sich noch einmal um und hob die Hand. Ich winkte zurück, wartete, bis sie in den Lift gestiegen war und abwärtsglitt. Dann sauste ich los. In Känguruh-Sätzen raste ich die Treppen hinunter.
    Ich erreichte die letzte Treppe, als die Kabine im Erdgeschoß stoppte. Mit wankenden Knien und keuchenden Lungen wartete ich, bis Carmie Lift und Haus verlassen hatte. Vorsichtig betrat ich die Straße. Carmie hantierte an einem Wagen, einem alten, stellenweise verknautschten Ford. Sie öffnete den Kofferraum und legte den Koffer hinein. Als sie die Haube schließen wollte, hatte sie Schwierigkeiten. Wieder und wieder knallte sie den Deckel hinunter, aber das Schloß rastete nicht ein. Ich nutzte die Gelegenheit. Ihre Aufmerksamkeit war so abgelenkt, daß ich es riskieren konnte, zum Mercury zu schleichen. Als Carmie endlich ihren Wagen bezwungen hatte, saß ich bereits hinter dem Steuer, und als sie losfuhr, hängte ich mich an.
    Sie fuhr in südlicher Richtung, überquerte die Maryland Avenue und steuerte den Ford auf einen Parkplatz an der Duncan Street. Ich sah sie, als sie den Parkplatz verließ. Sie trug nichts in den Händen. Offenbar hatte sie den Koffer im Wagen zurückgelassen. Ich ließ ihr genug Vorsprung, blieb aber im Mercury. Sie ging zur Maryland Avenue zurück. Ich ließ den Wagen langsam bis zur Ecke rollen. Ich kam rechtzeitig, um zu sehen, wie Carmie ein Geschäft betrat, das einige Dutzend Yard von der Ecke straßenaufwärts lag.
    Als ich den Wagen die Maryland Avenue hinauffuhr, konnte ich die Aufschrift auf dem großen Schaufenster lesen: Harold Govin, Friseur — Kosmetiksalon.
    ***
    Die Buchstaben der Aufschrift, vergoldet und jeder zehn Zoll hoch, bedeckten das gesamte Schaufenster. Ich suchte eine Parklücke für den Mercury, ging zu Fuß zurück und betrat den Laden. Die Mitte nahmen eine niedrige Theke und ein großes Regal ein, das mit Flaschen, Cremetiegeln, Parfümpackungen, Haarbürsten, Kämmen usw. vollgepackt war. Rechts vom Eingang befanden sich die Behandlungsnischen für Ladys. Die einzelnen Nischen konnten mit Wandschirmen verdeckt werden.
    Die andere Seite wurde von der Gentlemen-Abteilung eingenommen. Nur ein Kunde saß in einem Sessel, den Kopf auf eine Nackenstütze gelehnt. An seinem Kopf hantierte ein hochgewachsener, aber krummrückiger Mann, der einen himmelblauen kurzärmeligen Arbeitskittel trug. Auf der Brusttasche, aus der zwei oder drei Scheren und einige Kämme hervorragten, standen in Goldstickerei die Buchstaben H und G.
    Als ich den Laden betrat, verneigte sich der Mann, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. »Guten Morgen, Sir! Sie wünschen, Sir?« Er sprach Englisch mit einem ausländischen Akzent. Sein Gesicht war lang und faltig, und sein Gebiß war mit einer Menge Gold aufgemöbelt worden. Das Haar trug er in einer modernen Schrägfrisur, die so perfekt war, wie es nur Perücken sein können.
    »Anita!« rief er. »Schnell, Anita!«
    Hinter einem der Wandschirme auf der Ladys-Seite tauchte ein rothaariges weißhäutiges Mädchen auf. Auch sie trug den blauen Kittel mit den goldgestickten Initialen. Der stark geschminkte Mund war zu groß und zu üppig.

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