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Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Titel: Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
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Angst. Meine Nerven sind einfach nicht dafür gemacht. Bei jedem Rennen tue ich so, als ginge das Leben weiter, völlig normal. Ich versuche mich abzulenken. Deshalb habe ich vorhin getanzt. Ich will von dem Rennen nichts hören und sehen. Das ist alles.«
    Ich begriff sie plötzlich. Sie zitterte bei jedem Rennen um das Leben des Mannes, den sie liebte. Es war eine Art Selbstschutz, daß sie die Rennen ignorierte und mit Selbsttäuschung und Illusionen zu überspielen versuchte. Es war die Angst vor jenem Ende, dem schon so viele Rennfahrer zum Opfer gefallen waren.
    »Ich habe mich vorhin sehr töricht benommen«, entschuldigte ich mich.
    »Es ist nicht Ihre Schuld«, meinte May und blickte zum Fenster hinaus. »Niemand ist schuld an dem, was geschehen ist…« Ihre Stimme wurde leiser, gespannter und zweifelnder. Ich spürte förmlich, wie ihr Denken in andere Bahnen gelenkt wurde.
    May wandte plötzlich den Kopf und starrte mich an. »Wie ist es geschehen?« fragte sie. Ich erklärte es ihr. »Das war Sabotage!« rief sie. »Sie wollten ihn töten — das ist der Grund!«
    »Sie?« echote ich fragend.
    May inhalierte tief. Sie rauchte jetzt nervös und erregt, und sie zitterte noch immer. Ich glaubte zu spüren, daß das Zittern um Bert einem Beben der Empörung Platz gemacht hatte.
    »Diese Gangster!« preßte sie durch die Zähne. In ihren schönen Augen glitzerten Tränen. »Sie scheuen vox nichts zurück…«
    »Sie meinen Hutchinson, nicht wahr?«
    »Das ist nur einer von ihnen, irgendein kleiner Handlanger«, sagte sie verächtlich.
    »Wer ist der Boß der Gruppe?«
    »Ich weiß es nicht, Ehrenwort!«
    »Worum geht es denn überhaupt? Ist es eine Erpressungsgeschichte?«
    »Ja und nein. Bert hat sich mir gegenüber nicht genau geäußert. Er weiß, wie impulsiv ich sein kann, und befürchtete, daß ich mir damit schaden könnte. Er denkt ja immer nur an die anderen. Aber aus ein paar Wortfetzen und den Andeutungen der anderen glaube ich entnehmen zu können, daß die prominenten Rennfahrer von einem Gangstersyndikat bedrängt werden. Einige der Fahrer haben sich den Forderungen der Gangster gebeugt, aber Bert wollte nicht mitmachen und war entschlossen, den Gangstern das Handwerk zu legen.«
    Ich starrte May an und schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.
    »Das ist typisch für ihn! Warum bin ich nicht früher darauf gekommen! Als er mich in der Bar sah, meinte er, ich sei in dienstlichem Auftrag nach Indianapolis gekommen. Bert wollte jedoch keine Schützenhilfe. Er glaubte, mich vor den Gangstern schützen zu müssen. Er wollte allein mit dem Problem fertig werden. Trotzdem verstehe ich ihn nicht ganz. Ihm mußte doch klar sein, daß er es nicht allein schaffen kann!«
    »Ich bezweifle, daß er nur an Sie dachte, obwohl das gewiß eine Rolle gespielt haben mag«, meinte May. »Einige seiner besten Freunde haben vor dem Syndikat kapituliert. Ich vermute, daß sie sich bereit erklärten, einen Teil ihrer Startgelder an das Syndikat abzuführen. Bert steht zu seinen Freunden. Er verurteilt ihr Paktieren mit dem Syndikat, andererseits möchte er vermeiden, daß sie — und damit der Rennsport — vor der Öffentlichkeit bloßgestellt werden. Aus diesem Grunde wollte er das Problem auf eigene Faust lösen.«
    »Hutchinson war vermutlich bei ihm, um ihm eine letzte Warnung zukommen zu lassen, nicht wahr?«
    »Ja. Ich hörte nur, wie Hutchinson zu Bert sagte: ›Noch können Sie Ihre Meinung ändern. Wenn Sie es nicht tun, werden Sie es bald bereuen — schon sehr bald sogar.‹ Bert sah rot. Er ging auf Hutchinson los und verprügelte ihn so heftig, daß es mir dabei angst und bange wurde.«
    Ich brachte May zum Hospital und ließ mich zurück in die Stadt fahren. Das war es also. Die Verbrechersyndikate hatten sich eine neue Erwerbsquelle erschlossen.
    Autorennen waren im zunehmenden Maße zum Volkssport geworden. Die Asse erhielten Startgelder von mehr als fünfzigtausend Dollar. Mit Siegesprämien kassierten sie pro Rennen oft mehr als hunderttausend Bucks, in Indianapolis und Daytona sogar das Doppelte. Hinzu kamen die Geldzuwendungen der Reifen-, Zündkerzen-, Öl- und Benzinfirmen, die jedes Rennen als eine gigantische Reklameschlacht betrachteten.
    Alles in allem war es ein Millionenzirkus, der sich auch im Lebensstil der Spitzenfahrer niederschlug: Sie arbeiteten mit einem Stab von Mitarbeitern und flogen in eigenen Jets von Termin zu Termin. Kein Wunder, daß es die Syndikate darauf anlegten,

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