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Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Titel: Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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seinem Köpfchen vorging. Ich kenne diese Typen, und ich weiß auch, wie sie reagieren. Er war es, mein Wort darauf!«
    »Da ist ein Punkt, der mich stört — und es ist nicht der einzige«, sagte ich. »Bislang tötete der Krallenmörder nur. Raub stand nicht auf seinem Programm. Warum hätte er diesmal eine Ausnahme machen sollen?«
    »Diesmal war er blank«, meinte Spencer. »Coster war in Druck — er hatte beim Pokerspiel verloren und außerdem noch Schulden gemacht.«
    »Der Krallenmörder hat stets bewiesen, daß er ein Mann von ungewöhnlicher Kraft ist. Er streckte seine Opfer jeweils mit einem Schlag zu Boden. Bei Fay Merlin führte der Angriff nur zu einer leichten Verletzung. Wie erklären Sie sich das?«
    »So kann man doch nicht argumentieren!« meinte der Lieutenant ärgerlich. »Fay Merlin hat sich vermutlich durch eine instinktive Reflexbewegung aus der Gefahrenzone gerettet.« Er beugte sich nach vorn. »Und noch etwas muß ich Ihnen entgegenhalten, Jerry. Unterstellen wir einmal, daß Fay lügt und daß Coster die Wahrheit sagt. In diesem Fall war also ein anderer der Krallenmörder, der Mann, den Coster gesehen haben will. Aber weshalb, bitte schön, schaffte es auch dieser Mann nicht, Fay Merlin mit einem einzigen Hieb zu töten? Wie Sie sehen, kann man mit ein bißchen Dialektik das Geschehen nach Belieben kneten. Ich halte mich an Coster. Er ist ein Gauner und versucht seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Ich werde alles daransetzen, daß er drin bleibt — denn das ist der Platz, wohin er gehört.«
    »Haben Sie Mr. Merlin schon verhört?«
    »Nur ganz kurz. Schließlich hat er mit der Sache nichts zu tun, obwohl er, in gewisser Weise, auch ein Opfer des Verbrechens wurde. Seine junge Frau wurde um ein Haar getötet, das hat ihn ganz schön mitgenommen.«
    »Was ist er für ein Mann?« wollte ich wissen.
    »Angenehm, verbindlich und gebildet, ein Bursche, dem man anmerkt, daß er eine Universität besucht hat«, sagte Spencer. »Natürlich weiß er genau, was er will. Er ist schließlich ein Erfolgsmensch. Aber ich bezweifle, daß er ohne die Erbschaft seines Vaters dorthin gekommen wäre, wo er jetzt ist.«
    »Und wo ist er jetzt?« fragte ich.
    »Da, wo wir niemals hinkommen werden, Jerry«, sagte Spencer mit einem Unterton von Bitterkeit. »Ganz oben! Ich schätze sein Privatvermögen auf fünfzig Millionen.«
    »Was sagte er zu dem nächtlichen Ausflug seiner jungen Frau?« wollte ich wissen.
    »Sie ist einfach von einer Party weggelaufen, aus einer Stimmung heraus!«
    »Eine merkwürdige Stimmung. Soviel ich weiß, war es eine scheußliche Nacht.«
    »Merlin behauptete, daß Fay zuweilen eine etwas abwegig anmutende Sehnsucht nach ihrer alten Umgebung hat, nach dem Geruch der dunklen, etwas verkommenen Straßen. Er erklärte es mir psychologisch. Vor ihrer Hochzeit war Fay arm, aber nicht unglücklich. Sie hat jetzt zwar alles, was sie sich wünschen kann, aber der Luxus, der sie trägt, ist keine Seelennahrung. Es zieht sie immer wieder in das alte Viertel zurück.«
    Ich verabschiedete mich und ging.
    Offen gestanden hielt ich mehr von Costers Aus'sagen als von Merlins psychologischen Deutungen.
    Ich fuhr zu Costers Wohnung. Ich wollte sehen, wie er gelebt hatte. Seine Wirtin würde mir einiges über ihn sagen können.
    Das Haus, in dem er gewohnt hatte, machte den Eindruck, als sei es schon vor Jahren von einer Abbruchkolonne übersehen worden. Es war total verkommen.
    Mrs. Baylon, Costers Wirtin, paßte in dieses Haus. Sie war alt, hager und verschlampt. Ich wies mich aus. Sie führte mich in ihr Wohnzimmer. Der Raum, war seit Monaten nicht aufgeräumt worden. Ich wunderte mich, daß der Christbaum vom letzten Weihnachtsfest nicht mehr darin stand. Die Vermieterin mußte erst eirf' paar Kleidungsstücke von einem Stuhl räumen, ehe ich mich setzen konnte.
    »Mich überrascht es gar nicht, daß er es getan hat«, legte sie gleich los. »Mir war er immer unheimlich!«
    »Wieso?« fragte ich. »Neigte er zur Brutalität?«
    »Das gerade nicht, aber man brauchte doch bloß seine Nase anzusehen, um Be scheid zu wissen! Eine richtige Schlägervisage«, meinte Mrs. Baylon. »Er ist mir schon ein paarmal die Miete schuldig geblieben…«
    »Sie haben das Geld aber trotzdem bekommen?«
    »Mit Verspätung«, schnappte sie. »Die Miete ist am Ersten fällig! Na, und dann sein ganzer Lebensstil! Oft hat er wochenlang völlig apathisch im Zimmer gelegen, auf dem Bett! Dabei müssen einem

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