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Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Titel: Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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schaute mich an. Ich spürte wieder einmal, wie sehr ich ihn schätzte und verehrte. Er zog keine voreiligen Schlüsse. Für ihn war ein Mann erst dann überführt, wenn eine lückenlose Beweiskette vorlag. Die Schlagzeilen der sensationshungrigen Boulevardpresse zählten für ihn nicht. »Die Akte wird erst dann geschlossen, wenn Larry Costers Schuld zweifelsfrei erwiesen ist.«
    Sechzehn Uhr dreißig saß ich Larry Coster in der Sprechzelle des Untersuchungsgefängnisses gegenüber. Costers teigige Gesichtsfarbe und die bläulich schimmernden Ringe unter seinen Augen ließen erkennen, daß er seit seiner Verhaftung keinen Schlaf gefunden hatte.
    Seine Stimme klang bitter, schnarrend und boshaft.
    »Zufrieden?« fragte er, nachdem ich ihn kurz gemustert hatte. »Sehe ich aus wie ein Mörder?«
    Ich grinste matt. »Sie sehen nicht aus wie ein Pianist«, stellte ich fest.
    Das stimmte. Er ähnelte eher einem Amateurboxer. Dafür sorgte schon die geknickte Nase. Sein rundes glattrasiertes Gesicht war nicht unsympathisch, auch wenn es sich jetzt verkniffen und umschattet zeigte. Coster hatte dunkles Haar und dunkle Augen. Er war groß und kräftig, aber die Kokserei hatte seine Männlichkeit aufgeweicht. Man spürte, daß er irgendwann im Leben seinen Halt verloren hatte.
    »Ich bin auch keiner, jedenfalls kein richtiger«,- meinte er unwirsch. »Ich klimpere Schlager und lebe davon — manchmal. Aber diese Existenzsorgen nimmt mir jetzt Papa Staat ab. Das ist mir heute schon wiederholt versichert worden. Ihre lieben Kollegen wollen mich partout auf den Stuhl setzen.«
    »Zigarette?« fragte ich ihn.
    Er sank plötzlich in sich zusammen, als er sich zurücklehnte. Er schien gar nicht zu hören, was ich sagte. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
    »Ich wünschte fast, ich hätte es getan«, murmelte er.
    »Was getan?«
    Costers Mundwinkel zuckten. »Ich hätte ihr die Klunkern abnehmen und damit verschwinden sollen. Ich hätte sie zusammenschlagen sollen. Sie hat alles verdient, bloß nicht meine Hilfe. Warum will sie mich töten? Was hat sie denn gegen mich?«
    Ich wußte, was er meinte. Vor meinem Besuch bei ihm hatte ich die Vernehmungsprotokolle gelesen, auch das von Fay Merlin. Die Aussagen der beiden gingen weit auseinander.
    »Mrs. Merlin bestreitet, daß sie Sie angesprochen hat«, sagte ich. »Sie erinnert sich nur daran, daß Sie ihr auf der Straße begegneten und ihr dann folgten. Plötzlich verspürte sie einen brennenden Schmerz am Kopf und stürzte zu Boden. Als sie wieder zu sich kam und die Augen öffnete, blickte sie in Ihr Gesicht. Sie schrie laut und verlor abermals das Bewußtsein.«
    »Das ist nur die halbe Wahrheit«, knurrte Coster. »Sie hat mich angequatscht, Ehrenwort! Sie wollte Feuer von mir haben. Sogar vorgestellt hat sie sich dabei. Mir kam das komisch vor. Ich verdächtigte sie sogar, ein Köder zu sein, ein Girl, das für die Polizei arbeitet. Da ging sie weiter, und mir taten meine Worte plötzlich leid. Als ich ihr hinterherblickte, bemerkte ich diesen Kerl, der ihr folgte — den Krallenmörder.« Er unterbrach sich, irgendwie matt und erschöpft. Seine Mundwinkel senkten sich und bildeten dunkle, bittere Kerben. »Warum erzähle ich Ihnen das? Niemand glaubt mir. Alle klammern sich an die Aussage des verdammten Stauers. Als hätte der die Wahrheit gepachtet! Okay, er sah, wie ich mich über die Puppe beugte. Aber ich wollte ihr doch helfen! Noch ehe ich richtig wußte, was der Kerl von mir wollte, schickte er mich zu Boden — und seitdem erzählt mir jeder, daß ich der Krallenmörder sei. Einfach idiotisch!«
    »Dem Protokoll zufolge waren Sie bei Freunden. Sie haben gepokert und vierhundert Dollar verloren.«
    »Stimmt! Ich wünschte, ich hätte das verschwiegen. Jetzt sieht es so aus, als hätte ich mit einem Raubmord meine leere Brieftasche auffüllen wollen. Fragen Sie lieber diese Puppe, was sie nachts in dieser Gegend wollte. Sie gehörte nicht dorthin. Irgend etwas ist faul daran.«
    »Mrs. Merlin hat eine einfache Erklärung dafür«, sagte ich. »Sie liebt die Nacht, und sie liebt die Gegend, aus der sie stammt. Sie ist in der Remsen Avenue groß geworden.«
    »Tatsächlich?« staunte Coster. »Und das glaubt man ihr?«
    »Es trifft zu. Sie hat bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr in der Hafengegend gewohnt.«
    »Das wirft mich auf die Matte«, meinte Coster verblüfft. »Ich hätte schwören können, daß sie ein Luxusweibchen der High Society ist, ein Produkt der

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