Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes
Hand auf sich selbst. »Sie sehen es an mir.«
»Von welchen Männern sprechen Sie?«
Er beantwortete die Frage nicht sofort. »Gib dem G-man einen Stuhl, Lyda! Setzen Sie sich, Cotton, und ich werde Ihnen die Story erzählen. Wollen Sie einen Drink?«
Ich lehnte ab und begnügte mich mit einer Zigarette.
»Ich bin Rechtsanwalt«, sagte Wingate. »Ich berate meine Kunden in allen Fragen, die das Gesetz betreffen, und manche Klienten wollen von mir wissen, wie sie einen Zusammenstoß mit dem Gesetz vermeiden können. Diese Leute zahlen am besten, und ich habe keinen Grund, ihnen meinen Rat zu verweigern. Ich beriet Harold Greece. Sie kennen den Namen, G-man?«
»Selbstverständlich. Greece ist der Chef eines kleinen Rackets in Brooklyn.«
Wingate lachte. »Mag sein, daß er es einmal war. Heute beherrscht er die Stadtteile Brooklyn und Bronx nahezu ganz. Ich schätze, daß er achtzig Prozent des Rauschgiftgeschäftes in diesem Gebiet und mindestens die Hälfte der illegalen Glücksspielunternehmen beherrscht — von der Prostitution und dem Vertrieb unverzollten Alkohols ganz zu schweigen.«
»Ich bin überrascht, von Ihnen zu hören, daß Greece sich zu solcher Größe gemausert haben soll.«
»Ich habe noch einige Überraschungen für Sie. Drei Männer in New York sind im Begriff, sich zur größten Gangsterorganisation zusammenzuschließen, die je in unserer Stadt bestanden hat. Harold Greece ist einer von ihnen. Die Namen der beiden anderen lauten Franco Rush und Sterling Drain.«
»Ich kenne Rush«, antwortete ich. »Er spielt eine mittlere Rolle im Hafengebiet. Aber von Drain habe ich noch nie gehört.«
»Sie werden in nächster Zeit eine Menge von ihm hören. Drain wird in der Organisation Queens und die Stadtteile jenseits des Hudson übernehmen, während Rush seine Herrschaft über das gesamte Hafengebiet, Manhattan und Long Island ausdehnen wird.«
Ich konnte ein kleines ungläubiges Lächeln nicht unterdrücken. »Ihre Informationen klingen erstaunlich.«
»Sie entsprechen den Tatsachen.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Eine Sekunde lang zögerte er mit der Antwort. Dann erklärte er: »Ich habe die Verträge ausgehandelt, und sie sind in meinem Büro unterschrieben worden. Greece und Drain haben mit mir an einem Tisch gesessen.«
»Verträge über den Zusammenschluß von Gangsterbanden und die Aufteilung der Stadt unter den Gangs?«
Er zog die Augenbrauen hoch. »In solchen Verträgen nennt man es ›Zusammenarbeit‹ und ›Interessensphären‹. Wie bedeutend die Sache ist, sehen Sie daran, daß ich ein Honorar von fünfzigtausend Dollar erhielt. Ich nahm das Geld, machte einen erheblichen Teil meines sonstigen Vermögens flüssig und verließ New York. Ich fühlte mich als Mitwisser einer solchen Aktion nicht mehr sicher in der Stadt. Mein Zustand beweist, daß ich mich nicht irrte.«
»Sie glauben, daß Sie von einem Ihrer Kunden angeschossen wurden?«
»Auf jeden Fall von einem Mann, den sie schickten. Wenn Sie erfahren, daß ich davongekommen bin, werden sie wieder einen Killer auf meine Fährte schicken. Vielleicht kommen sie auch selbst. Jeder von ihnen versteht das harte Handwerk. Ich ziehe es vor, auszupacken, G-man; und ich rechne darauf, das FBI legt ihnen das Handwerk, bevor sie ein zweites und erfolgreicheres Attentat auf mich verüben können.«
»Sie sagen selbst, der Vertrag spräche von Zusammenarbeit und Interessengebieten und anderen harmlosen Dingen. Niemand kann wegen eines solchen Vertrages verhaftet werden.«
»Ich weiß es.« Wingate wandte den Kopf zum Fenster und blickte in den tropischen Garten hinaus. Leise und mit abgewandtem Gesicht sagte er: »Harold Greece erschoß vor drei Jahren den Juwelenhändler Sharon Rubsteen. Der Fall wurde nie aufgeklärt. Unter der Beute befand sich ein Smaragdring mit einem trapezförmig geschnittenen Stein. Diesen Ring trägt heute Greeces Freundin Doreen West. Franco Rush ermordete vor zwei Jahren einen südamerikanischen Schiffskapitän, der schlechtes Marihuana geliefert hatte. Für diesen Mord gibt es zwei Augenzeugen. Sterling Drain brachte vor Jahresfrist einen Mann um, der seine Schwester aus den Klauen des Gangsters befreien wollte. Der Mann hieß David Massen. Der Vorname seiner Schwester lautet Eve, und sie sah, wie Drain ihren Bruder tötete. Sie hat nie gewagt, zur Polizei zu gehen. Noch immer hält Drain sie in einer Art sklavenhafter Abhängigkeit, aber sie wird reden, wenn sie den Gangster nicht mehr
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