Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes
Gangstern an. Diaper hatte folgende Idee: Gangster kassierten viel Geld, aber dieses Geld ist illegal, nicht versteuert. Es ist heiß. Die Gangster können es nicht gewinnbringend anlegen, ohne Gefahr zu laufen, daß sie dabei in der letzten Phase des ungesetzlichen Handelns erwischt werden. Das Beispiel Al Capones kennen alle. Auch er wurde am Ende von Beamten des Finanzministeriums überführt.«
Mr. High machte eine Pause.
»Diaper eröffnete also eine Art Anlagebüro für Gangster. Soweit wir feststellen konnten, hat er es dabei nicht weit gebracht. Gene Diaper scheint ein leichtlebiger Typ gewesen zu sein. Er hatte viele Freundinnen, und damit kommen wir zum zweiten Akt dieser Tragödie. Eine dieser Freundinnen heißt Caroline Hope. Diaper geht mit allen seinen Freundinnen nicht zart um. Er quält sie, und wir können annehmen, daß er auch Caroline Hope gequält hat. Die genauen Umstände, die zur Tat geführt haben, werden wir nicht mehr erfahren. Jedenfalls erschießt diese Caroline Hope eines Tages Diaper. Wenn wir Wingate verhören können, wird er vielleicht behaupten, Caroline Hope hätte ihren Freund aus niederen Beweggründen getötet. Ich glaube, daß es eine Affekthandlung war. Nach der Tat irrt sie durch die Straßen. Sie sucht Hilfe, einen Rat, und schließlich geht sie zu einem Anwalt, und sie gerät an Dyan Wingate. Sie beichtet ihre Tat. Sie erzählt von Diapers Plänen und seinen Geschäften, und Wingate erkennt blitzartig die Chance, die sich ihm bietet. Zunächst mal spielt er den großmütigen Retter. Er schafft die Leiche weg. Er läßt Caroline Hope untertauchen. Er besorgt falsche Papiere. Von jetzt ab heißt Caroline Hope Ly da Varnot, und natürlich macht Wingate sie zu seiner Geliebten. Dann, nachdem Gras über die Sache gewachsen ist, knüpft er dort an, wo Diaper aufgehört hat. Er legt für Gangster heißes, ungesetzlich erworbenes Geld gewinnbringend an. Um genau zu sein, er denkt an seine Gewinne, nicht an die seiner Kunden. Er übernimmt Diapers Namen. Er findet neue Kunden. Fünf Jahre lang blüht sein Geschäft. Er zahlt den Gangstern gute Zinsen. In Wahrheit gibt er ihnen nur einen Bruchteil des eingezahlten Kapitals zurück, das er für sich und seine eigenen Ziele verwendet. In diesen fünf Jahren wird er zum ›General‹, zu einem Mann, der vielfältige und einträgliche Beziehungen zu New Yorks Unterwelt pflegt. Keiner seiner Kunden weiß, daß. ›General‹ Gene Diaper in Wahrheit der Anwalt Dyan Wingate ist.«
Helen kam herein. »Eine Unterschrift, Sir«, bat sie. Mr. High Unterzeichnete das Schriftstück. Im Hinausgehen zwinkerte mir Helen zu. »Gehaltserhöhung«, flüsterte sie.
»Helen, ich werde Sie wegen Verrats von Staatsgeheimnissen vor Gericht bringen«, sagte Mr. High ruhig. Er lehnte sich zurück. »Vor ungefähr einem Jahr wurde Wingates Situation ungemütlich. Einige seiner Kunden, die große Einzahlungen geleistet hatten, verlangten ihre Kapitalgelder zurück. Zu den wichtigsten und größten gehörten Harold Greece, Franco Rush und Sterling Drain. Wingate-Diaper hatte sie auch in Rechtsfragen beraten. Er wußte, was sie auf dem Kerbholz hatten. So war es für ihn nicht schwierig, die Einzelheiten ihrer Verbrechen zu erfahren. Er setzte den zweiten Teil seines Planes in Gang. Er erfand die Story von der Gründung der Supergang und behauptete, selbst ein erstes Opfer geworden zu sein.«
»Er wurde also nicht angeschossen?«
»Er inszenierte eine sorgfältig vorbereitete Show, bei der ein bestochener Arzt die Hauptrolle spielte, und er nahm diesen angeblichen Mordversuch zum Anlaß, Ihnen, Jerry, die drei Gangster zu verraten. Er rechnete damit, daß alle drei bei der Auseinandersetzung mit dem FBI den Tod finden würden. Um ganz sicher zu sein, warnte er selbst jeden vor dem Zugriff des FBI. So machte er sich selber zum Handlanger des Todes.«
»Und Lyda Varnot spielte mit?«
»Wingate erzählte ihr, daß es sich nur darum handele, üble Gangster zur Strecke zu bringen. Sie wissen, Jerry, wie sie reagierte, als sie Wingates Mordabsichten erkannte.«
Ich klopfte eine Zigarette aus dem Päckchen. »Ich glaube, sie hätte ein besseres Schicksal verdient gehabt.«
»Kein Glück«, stellte Phil lakonisch fest.
ENDE
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