Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes
fürchten muß.«
Erst jetzt sah er mich wieder an.
»Ich denke, Sie können jeden der Gangster verhaften und vor ein Gericht bringen, wenn Sie Beweise für Mord in den Händen halten.«
»Und auf welche Weise sind Sie in den Besitz dieser Beweise gelangt, Mr: Wingate?«
»Als der Vertrag abgeschlossen wurde, verlangte Franco Rush Sicherheiten. Er sagte, es müsse verhindert werden, daß er eines Tages von einem seiner Partner in den Rücken geschossen werde. Es kam zu einem Streit. Der gerade abgeschlossene Vertrag drohte zu platzen. Ich schlug vor, jeder solle sich dem anderen ausliefern. Wenn jeder von jedem Beweise eines schweren Verbrechens besäße, könne keiner etwas gegen die anderen unternehmen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Es leuchtete ihnen schließlich ein, und sie gestanden sich gegenseitig ihre Morde.«
»Vor Ihren Ohren, Mr. Wingate?«
»Nein, ich ließ die Gentlemen allein, aber ein Rechjsanwaltsbüro wäre ohne Mithöranlage unvollkommen eingerichtet.«
Ich stand auf. »Danke für die Informationen, aber Sie hätten sich Ihr Krankenlager erspart, wenn Sie das FBI sofort unterrichtet hätten.«
»Halten Sie keine Moralpredigten, Mr. Cotton«, antwortete Mr. Wingate unfreundlich. »Es genügt mir, wenn das FBI mir ein zweites Krankenlager erspart — oder eine Beerdigung.«
***
Acht Tage später wußten wir, daß Dyan Wingates Tips haargenau mit den Tatsachen übereinstimmten. In den Archiven der City Police fanden wir die Akten der ungeklärten Mordfälle. Wir fanden heraus, daß Harold Greece eine Freundin mit Namen Doreen West unterhielt. Ein Foto, daß heimlich von der Lady in einem Nachtklub geschossen worden war, zeigte einen massiven Smaragdring an ihrer Hand, der offensichtlich mit dem Ring aus der Raubmordbeute identisch war.
Für die Ermordung des südamerikanischen Schiffskapitäns lagen die Zeugenaussagen zweier norwegischer Matrosen vor, die den Täter beschrieben. Die Beschreibung stimmte mit dem Aussehen Franco Rushs überein, aber die Matrosen hatten damals kein Bild des Gangsters gesehen, und natürlich kannten sie seinen Namen nicht. Über die norwegische Botschaft machten wir die Matrosen ausfindig, übermittelten telegrafisch ein Bild und erhielten die Bestätigung. Wir baten die norwegische Regierung, die Matrosen als Zeugen in die USA zu schicken.
Im Falle von Sterling Drain stellte sich heraus, daß eine gewisse Eve Massen für ihn in einem Nightclub arbeitete und daß der Bruder dieses Mädchens vor ungefähr zwölf Monaten ermordet aufgefunden worden war.
»Beginnen wir mit Greece«, sagte Mr. High, als wir die Überprüfung der Wingate-Informationen abgeschlossen hatten. »Franco Rush können wir erst festnehmen, wenn die norwegischen Seeleute ihre Aussagen auf amerikanischem Boden wiederholt haben, und bei Drain können wir nicht wissen, wie das Mädchen reagiert.« Er überreichte mir zwei Dokumente. »Ein Haussuchungsbefehl für die Wohnung der Doreen West und eine Beschlagnahmeanordnung des Gerichtes für alle Gegenstände, bei denen der Verdacht auf gesetzwidrige Aneignung besteht.«
»Wann besuchen wir die Dame?« fragte Phil.
»Am frühen Morgen«, lachte ich. »Vor zehn Uhr sind solche Damen unausgeschlafen, ohne Make-up, unfrisiert und sehr viel weniger widerstandsfähig als in großer Kriegsbemalung.«
Am anderen Morgen um neun Uhr stoppte ich den Jaguar vor dem Hochhaus, in dem Doreen West ein 300-Dollar-Apartment bewohnte. Wir verzichteten darauf, uns über die Sprechanlage anzumelden, fuhren mit dem Lift hoch, und Phil deponierte seinen Daumen auf dem Klingelknopf. Er mußte ihn ungefähr zehn Minuten dort lassen, bevor endlich die Tür aufgerissen wurde. Ein kreischendes blondes Wesen, eingehüllt in einen blauseidenen Morgenrock, ging mit gespreizten krallenlangen Fingernägeln auf Phil los. »Bastard! Höllensohn! Lausiger…!« Ein Strom von Schimpfworten prasselte auf uns herunter, und Phil wich erschrocken zurück.
»Sind Sie Miß Doreen West?« fragte ich die Furie höflich, und die Höflichkeit brach ihre Wut wirkungsvoller als jede Gewalt. Sie verschluckte die letzten beiden Silben einer besonders harten Beschimpfung, starrte mich zehn Sekunden lang an und fauchte gedämpft: »Haben Sie nicht lesen gelernt, Junge? Steht mein Name nicht in zollgroßen Buchstaben unter der Klingel?«
Ich drückte den Haussuchungsbefehl in ihre immer noch kratzbereiten Finger. »Cotton vom FBI«, sagte ich bekümmert. »Ich bin untröstlich, daß
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