Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
fiel auch Mr. High in die Melodie ein. Es war das erstemal, daß ich ihn pfeifen hörte. Sein Gesicht war vor Erregung gerötet.
    »Phil«, rief er atemlos, »das ist es! Das ist die Melodie des Fort Worth Blues. Sie haben mich darauf gebracht.«
    Ich blickte immer noch verständnislos von einem zum anderen. Was, zum Teufel, wurde hier eigentlich gespielt?
    »Der Fort Worth Blues«, erklärte Phil, »war einer der großen Hits zu Beginn der 50er Jahre. Durch ihn wurde ein armer italienischer Einwanderer mit einem Schlag berühmt. Sein Name war Angelo Tinetto.«
    Ich war ehrlich überrascht. »So war doch der angebliche Drohbrief dieses Warenhausbesitzers unterzeichnet, nicht wahr? Das ist wirklich interessant. Von Tinetto habe ich allerdings nie etwas gehört. Was tat er denn? War er Sänger?« Mr. High antwortete an Phils Stelle. »Nein, er war Musiker. Tinetto war seinerzeit einer der größten Solisten seines Fachs.«
    »Und was spielte er?«
    Noch ehe der Chef Antwort geben konnte, war es aus Phil schon herausgeplatzt: »Mundharmonika!«
    ***
    Kate Thompson drückte zum zweitenmal auf den Knopf neben der Fahrstuhltür. Wo blieb denn der Aufzug nur? Kate sah ungeduldig auf die Uhr. In zehn Minuten war Feierabend, und sie mußte noch ihren Stand in Ordnung bringen. Die Abteilungsleiterin hielt es damit sehr genau, weil sie, wie alle Angestellten, Angst vor Mr. Riddle hatte.
    Kate Thompson verzog verächtlich die hübschèn Lippen, als sie daran dachte, wie selbst seine höchsten Mitarbeiter vor ihm katzbuckelten. Noch drei Monate, dann kann sich der Alte eine neue Verkäuferin für die Damenabteilung suchen, dachte sie mit Genugtuung. Dann würden Bill und sie genug Geld haben, um endlich heiraten zu können.
    Kate hatte sich gerade mit dem Gedanken abgefunden, die 13 Stockwerke ins Erdgeschoß zu Fuß zurückzulegen, als sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte. Sie sah es an der Skala neben der Tür. Die kleinen Felder, die die Stockwerke markierten, leuchteten der Reihe nach auf. 5. Stock, 10., 11., 12… Der Fahrstuhl hielt an. Kate schob die Tür zurück.
    Sie wollte schreien, aber sie brachte keinen Ton heraus. Die Stimme versagte ihr den Dienst. Schwindlig lehnte Kate Thompson an der Tür und starrte in die hell erleuchtete Kabine. Was sie sah, war so schrecklich, daß sie an einen Traum glaubte.
    Aber es war kein Traum. Die Schleier vor Kates Augen verschwanden. Fred Riddle würde nie mehr seine Angestellten schikanieren. Er würde überhaupt nie mehr etwas tun, denn er war so tot wie seine Augen, die direkt in die der Verkäuferin zu starren schienen. Die Augen waren es gewesen, die Kate diesen Schock versetzt hatten. Sie waren weit aufgerissen, die Pupillen waren unnatürlich groß. Fred Riddle mußte vor seinem Tod das Entsetzen geschaut haben.
    Der Besitzer zweier Warenhäuser lag zusammengesunken in einer Ecke der Fahrstuhlkabine. Riddles Jackett war verrutscht und gab einen Teil seiner makellos weißen Hemdenbrust frei. Kate wollte einen Schritt auf ihren toten Chef zugehen, als sie sah, wie sich von der linken Brustseite her das Hemd rot färbte.
    Diesmal versagte ihre Stimme nicht. Ihr schriller Schrei war noch nicht ganz verhallt, als auf dem langen Flur die ersten Türen aufgerissen wurden.
    ***
    Wir waren zu dritt. George Summers, der im Aufträge von Mr. High den Warenhausbesitzer Riddle beschatten sollte, hatte sich uns angeschlossen. George war kein Vorwurf zu machen. Er hatte seinen Auftrag weisungsgemäß ausgeführt und sich an Riddles Fersen geheftet. Aber er konnte dem Mann schließlich nicht verbieten, sein eigenes Geschäft zu betreten, und er hatte ebensowenig Befugnis, ihm bis in sein Privatbüro zu folgen.
    »Verzeihen Sie, meine Herren, ich wußte nicht, daß auch das FBI… Ich habe bereits die City Police verständigt.«
    Der kleine Mann mit der Nickelbrille stellte sich als der Prokurist des Hauses vor. Er war völlig verstört, immer wieder wanderte sein Blick in die Liftkabine.
    »Schrecklich, unfaßbar, ich kann es noch nicht glauben«, murmelte er vor sich hin, »der arme Mr. Riddle…«
    Ich ließ Phil und George am Fahrstuhl zurück und folgte Beatty in den nüchternen Raum, der sein Büro darstellte.
    Er erzählte mir alles, was er wußte. Wie Miß Thompson, eine Verkäuferin, die Leiche im Aufzug gefunden hatte. Wie sie einen entsetzlichen Schrei ausgestoßen hatte und beinahe ohnmächtig geworden war. Wie sie dann alle aus ihren Zimmern gestürzt waren und das junge

Weitere Kostenlose Bücher