Jerry Cotton - 2910 - Im Fadenkreuz des Moerders
Riverside Cafe ?«, fragte ich spöttisch.
»Und bei dem Anruf auf Lundgrens Privatleitung sechs Tage vorher hast du dich verwählt?«, sagte Phil im gleichen Tonfall.
Wilson sagte darauf nichts.
»Wir wissen, dass du der Verräter bist«, sagte ich. »Und ich brauche dir nicht zu erklären, was das für dich bedeutet. Doch noch kannst du deine Situation verbessern, wenn du mit uns zusammenarbeitest und uns hilfst, den Anschlag zu verhindern und die Hintermänner zu überführen.«
Auch dazu schwieg Wilson. Egal, was Phil und ich versuchten, um ihn aus der Reserve zu locken, er zeigte nicht die geringste Reaktion.
Nach etwa einer Stunde gab ich Phil ein Zeichen, eine Pause zu machen. Wir ließen Wilson alleine sitzen und besprachen uns kurz vor der Tür.
»Wir haben keine Zeit, uns weiter mit ihm abzuquälen«, sagte ich. »Der Präsident kommt in etwa drei Stunden und hier kommen wir nicht weiter.«
»Stimmt«, bestätigte Phil. »Wir sollten ihn wegbringen lassen und ihn uns wieder vornehmen, wenn die andere Sache erledigt ist.«
Ich nickte und wir gingen zurück in den Verhörraum.
»Du darfst die Nacht auf Staatskosten auf Rikers Island verbringen«, teilte ich Wilson mit und bezeichnete ihm aufzustehen. Sicherheitshalber legten wir ihm Handschellen an und Phil ergriff seinen Arm.
Wir informierten den diensthabenden Beamten, dass wir einen Wagen brauchten, der einen Gefangenen nach Rikers Island brachte, und gingen zum Ausgang, um dort auf den Wagen zu warten.
***
Mein Handy klingelte und ich ging ran, während ich die Tür aufstieß und nach draußen trat, zu dem dort wartenden Wagen. Wilson und Phil folgten mir.
»Jerry«, hörte ich Joe Brandenburgs Stimme, »es ist sehr wichtig. Ich beschatte Donald Herrington. Er hat einen länglichen Koffer geholt und sich auf den Weg Richtung Federal Plaza gemacht. Doch vor kurzem habe ich ihn aus den Augen verloren. Er kann überall in der Nähe sein. Erwartet ihr einen Zeugen oder so?«
Noch während Joe sprach, hatte ich nach Wilsons Arm gegriffen und ihn zurück zur Tür gezogen – keine Sekunde zu spät. Dort, wo Wilson eben noch gestanden hatte, schlug ein Projektil ein.
Auch wenn seine Hände gefesselt waren, reagierte er einwandfrei. Er warf sich auf den Boden und robbte zur Tür, die Phil zuerst erreicht hatte. Ich sprang ebenfalls hindurch und rief ins Telefon: »Such auf den Dächern, Joe! Danke für die Warnung.«
Dann steckte ich das Telefon weg und half Wilson beim Aufstehen. Er war wackelig auf den Beinen und wirkte geschockt, was mich überraschte. Es war sicher nicht der erste Mordanschlag, der auf ihn verübt worden war.
Wir bugsierten ihn zurück in den Verhörraum, ließen ihn sich auf einen Stuhl setzen und befreiten seine Hände. Phil holte ein Glas Wasser, das er mit einem dankbaren Nicken annahm. Dann signalisierte er, ihm etwas zu schreiben zu besorgen. Phil holte auch das und legte es vor ihn hin.
»In meiner Brille ist eine Wanze eingebaut«, schrieb Wilson. »Sagt nichts dazu, tut so, als ob ich verletzt wäre und ich ein Schlafmittel bekäme und ihr mich dann alleine lassen würdet. Bringt die Brille an einen sicheren, stillen Ort, dann sage ich euch, was ich weiß.«
Wir nickten zum Zeichen, dass wir verstanden hatten.
»Du wirst ja immer blasser, bist du verletzt?«, begann Phil das Theater. Wilson stöhnte theatralisch.
»Ich rufe einen Arzt«, sagte ich und verließ den Raum. Draußen organisierte ich, dass ein anderer Agent die Rolle eines Arztes übernahm und vorgab, Wilson aufgrund einer leichteren, aber schmerzhaften Verletzung ein Schlafmittel zu geben.
»Am besten lassen wir ihn hier liegen, hier ist er sicher und hat es einigermaßen gemütlich. Außerdem können wir den Raum abschließen«, sagte ich.
»Ja, lass uns gehen, wir haben viel zu tun«, meinte Phil. »Alleine kommt er aus diesem Raum nicht raus.«
Phil ging zur Tür, öffnete und schloss und verriegelte sie. Dann nahm ich vorsichtig Wilsons Brille, wickelte sie in eine dicke Decke, die ich mitgebracht hatte, und trug sie, nachdem Phil mir wieder geöffnet hatte, hinaus in einen anderen, unbenutzten Raum.
Ich hatte ihn gerade wieder verlassen und verschlossen, als mein Handy erneut klingelte. Wieder war es Joe.
»Ich wollte dir nur sagen, dass ich ihn habe«, berichtete er. »Dort, wo ich ihn verloren hatte, ist er mir auch wieder in die Hände gelaufen. Er hatte es sehr eilig, was angesichts des Scharfschützengewehrs, das er dabei hatte, nicht
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