Jerry Cotton - 2910 - Im Fadenkreuz des Moerders
Secret-Service-Gast. Er erzählte mir von den Frauen, mit denen Wilson sich getroffen hatte. Zu Miss Evans sagte er, dass sie sich anfangs gut zu verstehen schienen und stundenlang geredet haben, später jedoch Meinungsverschiedenheiten hatten und sich dann nicht mehr trafen. Mehr weiß ich leider nicht. Soll ich noch mal nachfragen?«
»Im Moment noch nicht, wir schauen erst mal, was wir so rausfinden. Wenn es nötig sein sollte, melde ich mich noch mal bei dir«, sagte ich und beendete das Gespräch.
Phil saß inzwischen an seinem Computer, las und machte sich Notizen. Daher nahm ich mir das Internet vor. Glücklicherweise war Lundgrens Sohn ein aufstrebender Anwalt und tauchte regelmäßig auf medienrelevanten Partys und Veranstaltungen auf. Auf den Klatschseiten fand ich daher auch Kommentare zu seinem Privatleben. Zu der Trennung von Lisa Maria Evans, mit der er über zwei Jahre liiert war, hieß es offiziell, dass das Paar sich getrennt habe, weil man sich auseinandergelebt und verschiedene Interessen habe, inoffiziell wurde aber berichtet, dass sie sich von ihm getrennt habe, weil seine überhebliche Art, mit anderen umzugehen, ihr zuwider war. An anderer Stelle wurde näher darauf eingegangen und Adam Lundgren, dem Sohn des Richters, wurden rassistische Neigungen unterstellt. Was würden wir noch alles entdecken?
***
»Hast du schon was gefunden?«, fragte Phil eine Weile später, als er mit seinen Recherchen fertig war.
Ich berichtete ihm von dem Gespräch mit Bill und von den Informationen, die ich im Internet gefunden hatte.
Phil nickte. »Das würde passen. Sie ist Ärztin und setzt sich häufig für wohltätige Projekte ein, war sogar mal bei den Ärzten ohne Grenzen . Deswegen hat Richter Lundgren es auch gern gesehen, dass sein Sohn mit ihr zusammen war, und hat es gefördert. Aber wenn Vater und Sohn ähnlich seltsame Vorstellungen über ihre Rolle in dieser Gesellschaft haben, verstehe ich, dass sie nicht länger mit Adam Lundgren zusammen bleiben wollte.«
»Hört sich so an, als wäre sie eine vernünftige Person«, sagte ich. »Wir sollten sie anrufen.«
Wieder nickte Phil. »Hier ist die Telefonnummer, privat und von dem Krankenhaus, in dem sie arbeitet.«
Ich wählte zuerst ihre Privatnummer, erreichte jedoch niemanden. Dann probierte ich es beim Krankenhaus. Nachdem ich ein paar Mal weiterverbunden worden war, hatte ich sie endlich am Apparat. Ich stellte mich vor und erklärte kurz, worum es ging.
»Ich rufe Sie gleich zurück, im Moment geht es gerade nicht«, sagte sie kurz angebunden und legte auf.
Wenige Minuten später klingelte das Telefon und die Rezeption stellte mir Dr. Evans durch.
»Ich wollte sichergehen, dass Sie wirklich vom FBI sind«, entschuldigte sie sich. »Ich bin schon so oft von Reportern angerufen worden, die sich als Wer-weiß-was ausgegeben haben, dass ich dem nicht mehr traue. Also, was möchten Sie wissen?«
Ich erläuterte noch einmal kurz, wie wir auf sie gekommen waren, und fragte sie nach Lundgren und Wilson.
»Adam Lundgren, ja. Einer der großen Fehler meines Lebens. Ich verstehe immer noch nicht, wie ich mich so in ihm täuschen konnte«, antwortete sie auf die erste Frage. »Anfangs schien er so ein netter Kerl und bewunderte meine Arbeit, aber je länger wir zusammen waren, desto mehr versuchte er mich einzuengen. Er wollte nicht, dass ich für ein Projekt nach Afrika gehe oder eine Stelle in der Bronx übernehme. Er sagte, die Leute seien für ihren Zustand selbst verantwortlich und sollten auch selbst sehen, wie sie damit klarkommen. Er hält nicht viel von sozialer Fürsorge und zwischenmenschlicher Verantwortung. Und als sein Vater auch noch damit anfing, ihn zu bestärken und zu erzählen, dass gegen die Regierung etwas unternommen werden müsse und echte Amerikaner wie wir, mit Macht und Einfluss, uns für eine natürliche, gottgewollte Ordnung einsetzen sollten, und uns anbot, sich seiner Gruppe anzuschließen, reichte es mir.«
Das war das erste Mal, dass jemand uns bestätigte, dass Richter Lundgren tatsächlich solche Ansichten kundgetan und eine Gruppe zur Erreichung dieses Ziels ins Leben gerufen hatte.
»Wissen Sie noch mehr über diese Gruppe?«, fragte ich.
»Nein, glücklicherweise nicht. Ich habe an dem Abend, als der alte Lundgren damit ankam, beiden klargemacht, was ich von ihnen und ihren verdrehten Ideen halte. Danach hat Richter Lundgren kein Wort mehr mit mir gesprochen und mit Adam war es auch vorbei. Kurz darauf bin
Weitere Kostenlose Bücher