Jerry Cotton - 2910 - Im Fadenkreuz des Moerders
kreatives Meeting«, konterte Phil.
»Ach, so nennt man das heutzutage«, lachte Ben, der vor einem anderen Computer saß. »Damit ist es jetzt aber aus, wir haben was für euch.«
»Prima. Kommt ihr zu uns in den Konferenzraum oder sollen wir Agent Wilson hierher bitten?«, fragte ich.
»Wir kommen zu euch«, antwortete Ben, nahm einen Stick und stand auf.
Gemeinsam gingen wir zurück in unser derzeitiges Büro und setzten uns an den Konferenztisch. Zach Wilson beendete etwas an seinem Computer, setzte seine Brille wieder auf, die er während der Arbeit am Computer abgelegt hatte, und kam zu uns. Ben steckte seinen Stick in den Computer, der mit dem Beamer verbunden war, und rief eine Datei auf.
»Diese Leute sind sehr vorsichtig mit dem, was sie sagen beziehungsweise schreiben«, begann er, »aber glücklicherweise sind es keine Computerprofis. Es war relativ leicht, die Identitäten zu ermitteln. Allerdings scheint es so, dass sich nicht alle Mitglieder an dem Forum beteiligen. Es werden gelegentlich Decknamen genannt, die im Forum nicht vorkommen. Dazu konnten wir nichts herausfinden. Aber hier die Identitäten, die wir ermitteln konnten.«
Während er die Namen nannte, rief er jeweils ein Foto und einen kurzen Steckbrief auf.
»G. Washington alias Daniel Lundgren. Er ist Richter am District Court for Eastern New York und scheint der Anführer der Gruppe zu sein. D. D. Eisenhower alias Donald Herrington ist Direktor der Eisenhower Academy . W. McKinley alias Sylvester Meyer-Dunham ist stellvertretender Leiter des Pharmakonzerns BestMed und E. Roosevelt alias Mary-Louise Parragon ist Aufsichtsratsvorsitzende der Konzerngruppe WWG Media aus Washington. Außerdem gibt es noch einen C. Coolidge und einen H. Hoover, die wir nicht ermitteln konnten. Das war’s von uns. Jetzt seid ihr dran.«
»Interessante Wahl der Decknamen«, warf Zach Wilson ein. »Das ist mir damals schon aufgefallen. Sie zeigen eine deutliche republikanische Orientierung der Gruppe, was wiederum zu den Zielen passt.«
»Hast du im Internet was gefunden?«, wollte ich von ihm wissen.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, leider nichts Neues. Wie Agent Browder schon sagte, sie sind sehr vorsichtig in dem, was sie ins Netz stellen.«
»Okay. Dann sollten wir uns zunächst einmal genau über die Leute informieren, die Ben und Michael identifiziert haben. Anschließend legen wir fest, wie wir weiter vorgehen«, schlug ich vor.
»Braucht ihr uns noch?«, fragte Michael.
»Im Moment nicht«, antwortete Phil nach einem kurzen Blick zu Wilson und mir. »Vielen Dank für die schnelle Arbeit. Wenn wir wieder was haben, melden wir uns.«
»Alles klar«, bestätigte Michael und verließ gemeinsam mit seinem Partner das Büro.
»Ich würde vorschlagen, ich kümmere mich um die Dame aus Washington. Ihr nehmt auch jeder einen, und wer zuerst fertig ist, nimmt den Vierten«, sagte Wilson und erhob sich. »Einverstanden?«
»Gut, machen wir so«, stimmte ich zu. »Phil, wen nimmst du?«
»Ich hatte schon immer eine Schwäche für George Washington, also übernehme ich den Richter, wenn du nichts dagegen hast.«
Ich zuckte die Schultern. »Kein Problem, dann kümmere ich mich um Eisenhower.«
***
Donald Herrington war sechsundfünfzig Jahre alt, gebürtiger New Yorker und ehemaliger Offizier der Army. Nach seiner ehrenvollen Entlassung aus der Army vor sechs Jahren hatte er die Eisenhower Academy gegründet, eine private Tagesschule, die großzügig Stipendien für Kinder aus sozial schwachen Familien vergab und regelmäßig erfolgreich Anwerbungsveranstaltungen für die Army durchführte. Er war nicht polizeibekannt, abgesehen davon, dass er mit diversen hochgestellten Persönlichkeiten des NYPD gut gestellt war, da er immer wieder auch Programme hatte, wo er vorbestrafte Jugendliche auf seine Schule aufnahm und durch den dort herrschenden militärischen Drill »zur Vernunft brachte«. Mehr gaben unsere internen Suchsysteme nicht über ihn her.
Im Internet gab es sowohl eine private Seite von Donald Herrington als auch eine seiner Schule. Beide Seiten waren offensichtlich von einem PR-Spezialisten gestaltet worden und gaben mir keine wirkliche Auskunft über Herrington. Berichte über ihn gab es ebenfalls, teilweise aus der Presse, wo er mit wichtigen Leuten abgebildet war, wenn er mal wieder ein besonderes Stipendium gewährt hatte, teilweise von Eltern, die die Disziplin lobten, die ihre Kinder gelernt hatten, und teilweise von Kindern, die sich
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