Jerry Cotton - 2910 - Im Fadenkreuz des Moerders
nicht erkennen …«
»… sagt er«, unterbrach ihn Phil, doch Wilson sprach ungerührt weiter.
»… und als Jerry ihm erklärte, um wen es sich handelt, hat er ja direkt gesagt, dass er Teilnehmer an seinem Programm ist.«
»Vielleicht«, wiederholte ich ebenso wenig überzeugt wie Phil.
Dann trat die Kellnerin an unseren Tisch und servierte unser Essen, und wir unterbrachen unsere Unterhaltung.
»Sind wir denn nun einen Schritt weiter oder nicht?«, fragte Zach Wilson und nahm seine Brille ab, um sie zu polieren, als alle Teller leergegessen waren.
»Schwer zu sagen«, meinte Phil und signalisierte der Kellnerin, einen Espresso zu bringen. »Noch jemand?«
Wilson nickte, ich lehnte ab, und die Kellnerin, die das mitbekommen hatte, machte sich an der Theke zu schaffen und brachte kurz darauf zwei kleine Tässchen dampfenden, starken Kaffee.
»Ich finde, wir sollten noch ein bisschen an dieser Owens-Sache dranbleiben. Es ist der einzige Ansatzpunkt, den wir bisher haben, der einzige dunkle Fleck auf den weißen Westen der TAWI-Mitglieder. Und der Besuch bei Lundgren und die Flucht liegen extrem nahe beieinander«, nahm Phil das Gespräch wieder auf.
»Du meinst, sie haben etwas mit Owens’ Flucht zu tun? Dann wäre es aber nicht sehr geschickt, das direkt nach der Feier bei Lundgren zu machen. Sie müssen doch damit rechnen, dass es Nachforschungen zur Flucht gibt und man dabei auf Lundgren stößt«, fragte Wilson und rührte Zucker in seinen Espresso.
»Einerseits hast du recht. Andererseits kann es aber auch absichtlich so gelegt worden sein, denn angenommen, Lundgren hat tatsächlich etwas mit der Flucht zu tun, hätte er so die Gelegenheit gehabt, sich mit Owens abzusprechen, ohne dass es auffällt, und wer würde den Richter verdächtigen, etwas mit der Sache zu tun zu haben, wenn er ihn nicht, wie wir, von vornherein im Visier hätte?«
»Aber wenn TAWI etwas damit zu tun hätte und sie wirklich mit Owens zusammenarbeiten würden, um den Präsidenten umzubringen, warum ihm dann schon drei Wochen vor dem geplanten Anschlag zur Flucht verhelfen? Damit steigt doch nur die Gefahr, dass er gefunden wird«, brachte Wilson ein weiteres Gegenargument hervor.
»Oder aber«, übernahm Phil, »die Behörden lassen in ihrer Aufmerksamkeit nach, da sie davon ausgehen, dass Owens ins Ausland abgehauen ist, wenn er in der Zwischenzeit nicht gefunden wurde, was es ihm einfacher macht, sich in der Stadt zu bewegen. Und Versteckmöglichkeiten haben diese Herrschaften ja wohl genug.«
Wilson nickte zustimmend, trank seinen Kaffee aus und sagte: »Also, auf nach Rikers Island.«
***
Von unterwegs rief Phil Mr High an und informierte ihn über den Verlauf des Besuchs bei Lundgren. Auch unsere weitere Vorgehensweise legte er dar.
»In Ordnung, machen Sie es so«, hörte ich unseren Chef über die Freisprecheinrichtung des Telefons. »Ich melde Sie dort an und informiere Mister Harper. Sprechen Sie noch mit Ben Browder bezüglich der Nachforschungen wegen dieses Fotos, das gelöscht wurde.«
Phil bestätigte das und rief den Technikspezialisten gleich im Anschluss an. Ben sagte zu, dass er und Michael sich darum kümmern würden.
Kurz darauf meldete sich Mr High noch mal, um uns mitzuteilen, zu welchem der zehn Gefängnisse auf Rikers Island wir fahren mussten und wer der Ansprechpartner war. Um dorthin zu gelangen, mussten wir quer durch Queens und kamen am LaGuardia Flughafen vorbei, ehe wir über die Francis-Buono-Brücke nach Rikers Island fuhren.
Wir wurden mehrfach gründlich überprüft, ehe wir schließlich vor Bertram Russels, dem Gefängnisdirektor, standen.
Der hagere Mann Mitte fünfzig mit militärischer Ausstrahlung bat uns an einen Konferenztisch.
»Setzen Sie sich. Ich bin froh, dass Sie gekommen sind«, begann er, was mich aufhorchen ließ. Üblicherweise sind die Verantwortlichen nicht eben froh, wenn andere Behörden ein Versagen, wie einen Ausbruch, in ihrem Bereich untersuchen.
»Ich sprach vor kurzem noch mit dem Zuständigen des NYPD wegen Owens, und er sagte mir, dass es Hinweise gibt, dass er sich nach Mexiko abgesetzt hat und die intensive Suche beendet wird«, fuhr Russels fort und machte ein besorgtes Gesicht.
»Und Sie gehen nicht davon aus, dass Owens in Mexiko ist?«, fragte Wilson.
»Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht«, jammerte Russels beinahe, was nicht zu seiner Erscheinung passte. »Der Präsident kommt bald in die Stadt, und das macht mir Sorgen.«
Ich wechselte
Weitere Kostenlose Bücher