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Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich

Titel: Jerry Cotton - 2911 - Jung schoen und toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
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einschließlich einer Sicherheitszone drumherum abgesperrt war, fühlten wir uns schon nach wenigen Schritten wie in einer brodelnden Hölle für Fußgänger. Dezibel statt Fegefeuer.
    Ein misstönender Chor aus Motorengebrüll und Reifengesang schien es darauf anzulegen, uns den Nerv zu rauben, noch bevor wir richtig angekommen waren. Vor der nach Süden schwingenden Einmündung in den Harlem River Drive verlief die Paladino ein Stück parallel zur südlichsten Brückenauffahrt. Letztere war ein Damm, der vom Drive her anstieg und dann in einem scharfen U-Bogen auf die eigentliche Brücke zuführte.
    Während Phil und ich innerhalb der Absperrung durch den Tunnel marschierten, hupten Autofahrer uns ihren Protest entgegen. Wahrscheinlich konnten sie trotz des Halbdunkels das Blinken unserer FBI-Abzeichen sehen.
    Wir erreichten das Ende des Tunnels, und im nun wieder helleren Tageslicht sahen wir die Verkehrsinsel gleich linker Hand. Es war nicht mehr als eine brachliegende Fläche, die beim Bau der kreuz und quer verlaufenden Fahrbahnen übrig geblieben war. Hierher verirrte sich normalerweise kein Fußgänger, am allerwenigsten wohl bei Dunkelheit.
    Ich schätzte das ungenutzte Dreieck auf zweihundertfünfzig bis dreihundert Quadratyard. An seiner Südseite wurde es durch eine senkrechte Wand aus hellen Granitblöcken begrenzt, der Fortsetzung der Tunneleinfassung. Ein Stück weiter folgte der Erddamm, den wir schon von der anderen Seite kannten, und danach ging es auf Betonständern in den scharfen U-Bogen Richtung Brücke.
    Auf dem Dreieck herrschte so viel Betrieb wie vermutlich selten. Rechts, auf der abgesperrten Fahrspur des Harlem River Drive, parkten die Einsatzfahrzeuge, die unmittelbar am Tatort benötigt wurden.
    Auf der linken Hälfte der Dreiecksinsel, zum Auffahrtsdamm hin, stand ein hellgraues Zelt. Die herabhängende Plane des Eingangs wurde fast im Sekundentakt zur Seite geschlagen, um dann mit einem schlappen Klatschen wieder zuzufallen. Gerätekoffer wurden hineingeschleppt, Kunststoffboxen mit Beweismitteltüten heraus.
    Ein rothaariger Mann in Zivil kam heraus, auf einem Tablet-PC tastend. Er schob das Pad in ein Lederfutteral. Dann sah er uns, hob die Hand und kam auf uns zu. Wir kannten ihn. Detective Sergeant Milt Irving war ein Haudegen, einer der erfahrensten Ermittler im Police Department. Er gehörte der Mordabteilung des 25. Reviers an, in dessen Zuständigkeitsbereich wir uns befanden.
    »Kommt mir vor wie eine Ewigkeit«, sagte er.
    »Ist aber erst drei Monate her«, erwiderte ich.
    »Die Kindesentführung am Malcolm X Boulevard«, präzisierte Phil.
    Wir sprachen von dem Tag, an dem wir uns zuletzt begegnet waren. Die Kindesentführung war eine Scheidungsfolge gewesen und ein Mordfall.
    Milt Irving nickte und fuhr sich mit der Hand durch das rostfarbene Haar, das ständig aussah wie vom Wind zerzaust. Sein längliches Gesicht war von einer gesunden geröteten Hautfarbe, als ob er gerade in einem offenen Boot von den Orkney-Inseln zum schottischen Festland herübergekommen wäre.
    »Mit dem Hülsensuchen sind wir wahrscheinlich fertig«, berichtete er. »Genau sechzehn Stück. Smith & Wesson, Colt, Beretta, Glock oder wer weiß was. Kaliber neun Millimeter Parabellum. Sieht so aus, als ob der Kerl ein komplettes Pistolenmagazin verballert hat. Wenn er nicht noch ein zweites angebrochen hat. Aber ihr macht euch besser euer eigenes Bild.«
    »Noch mehr Merkwürdigkeiten?«, fragte Phil.
    »Wie man’s nimmt«, antwortete Irving ausweichend und wiegte den Kopf. »Der ganze Fall ist eine einzige Merkwürdigkeit.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Paul ist im Zelt. Auch der Doc. Wir sehen uns gleich. Ich brauche zwei Minuten frische Luft.«
    »Was meinst du ?«, erkundigte ich mich, während ich ihm auf die Schulter klopfte. »Was hat es mit diesem Tatort auf sich?«
    »Weshalb hat der Täter sein Opfer ausgerechnet hierhergebracht?«, entgegnete der Sergeant. »Das müsste die entscheidende Frage sein, oder?« Er zuckte mit den Schultern. »Aber ehrlich gesagt, keiner von uns weiß bislang eine Antwort darauf.«
    »Dies ist euer Revier«, erinnerte ihn Phil. »Keine ähnlichen Fälle?«
    Milt Irving schüttelte den Kopf.
    »Wie wäre es …«, sagte ich gedehnt, »wenn das Opfer den Täter hergelockt hat?«
    Phil und unser Kollege von der Detective Division sahen mich überrascht an.
    ***
    »Gar nicht so abwegig«, kommentierte Detective Lieutenant Paul Ventura meine

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