Jerry Cotton - 2913 - Die beste Waffe
restriktiven Gesetzgebung des Staates New York in dieser Hinsicht nicht ganz einverstanden, Detective«, stellte ich fest.
Kate Pollard sah mich mit großen, ernsten Augen an. »Vor zwei Jahren hat ein Einbrecher meinen Mann erschossen. Ich hatte Nachtdienst und ging Streife. Leider in der falschen Gegend. Wenn die Waffengesetze anders gewesen wären, hätte er sich wehren können und eine Chance gehabt. So einfach ist das. Bis dahin habe ich immer geglaubt, dass nur Spinner fordern, jedermann sollte eine Waffe tragen. Aber seitdem habe ich meine Meinung geändert, Agent Cotton.«
»Das wusste ich nicht, Detective Pollard«, sagte ich. Ich war zwar nicht ihrer Meinung, aber ihre Verbitterung konnte ich verstehen. Wahrscheinlich machte sich Kate Pollard bis heute Vorwürfe – einfach weil sie zum Zeitpunkt des Verbrechens nicht dort gewesen war, wo sie ihrer Meinung nach hätte sein sollen.
Ihr Job war es, Menschen zu beschützen und zu verteidigen, und in dem einem Augenblick, als es jemanden betraf, der ihr sehr nahestand, war sie nicht zur Stelle gewesen. Solche Selbstvorwürfe entbehren eigentlich jeder Logik, aber sie können zu einer fixen Idee werden, wenn man nicht aufpasst.
Sie schluckte. »Tja, sie sind jetzt sehr verständnisvoll, Agent Cotton.«
»Das ist doch selbstverständlich.«
»Aber ich weiß genau, was Sie jetzt denken.«
»So?«
»Weil das jeder denkt, der das nicht selbst erlebt hat. Wenn es Ihnen so ergangen wäre, dann würden Sie vermutlich auch Leuten wie Kells recht geben.«
»Sagten Sie gerade Kells?«
»Sagte ich das?«
»Kells, wie das Gewehr, von dem gerade die Rede war.«
Sie hob die Augenbrauen. »Interessiert Sie ja doch nicht. Und vielleicht wollen Sie mir jetzt auch noch unter die Nase halten, dass mir die Überwachungskamera bisher nicht aufgefallen ist.«
»De Aufzeichnungen werden wir uns sichern«, kündigte ich an.
»Gut.«
»Aber zurück zu Kells …«
»Kennen Sie den wirklich nicht? Norman Kells, ein Typ aus Virginia. Er betreibt eine Website und einen Kanal auf Youtube. Außerdem kann man ihn manchmal in kleineren Sälen reden hören. Er weist nach, wie die Regierung uns alle betrügt und dass jeder sich bewaffnen sollte!«
»Der Mister Kells, von dem Sie sprechen, ist vermutlich derselbe Kells, der die Mordwaffe konstruiert hat«, erklärte Phil trocken.
Kate Pollard runzelte die Stirn. »Ja, ist es vielleicht schon verboten Waffen zu konstruieren? Samuel Colt war auch ein ehrenwerter Geschäftsmann!«
»So kann man das natürlich auch sehen.«
***
Wir betraten die Pizzeria. Der Leiter der Filiale war ein gewisser Erik Santini. Santini war breitschultrig und korpulent. Er hatte einen dunklen Bart und Arme, die so kräftig waren wie bei anderen Männern die Oberschenkel. Jemandem wie ihm nahm man es sofort ab, dass er in der Küche stand und den Pizza-Teig selbst knetete. Dass er wahrscheinlich nicht einmal eine Backmischung benutzte, sondern seine Pizzen einfach nur aus dem Gefrierfach holte und aufwärmte, stand auf einem anderen Blatt.
»Ich hoffe, Sie sind mit Ihrer Untersuchung bald fertig, Detective«, wandte er sich ziemlich ungehalten an Kate Pollard. »Das ist geschäftsschädigend!«
»Sir, bei allem Verständnis, aber wir können nichts dafür, dass ein Mord genau vor Ihrer Tür geschah«, erwiderte Kate Pollard.
»Wir brauchen die Aufzeichnungen Ihrer Überwachungskamera«, erklärte ich so sachlich, wie mir das in dieser Situation möglich war.
Er kniff die Augen zusammen. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
»Wir brauchen die Aufzeichnungen. Darauf könnte der genaue Tathergang zu sehen sein und das wiederum könnte uns bei unseren Ermittlungen einen entscheidenden Schritt vorwärtsbringen.«
»Brauchen Sie nicht einen richterlichen Beschluss?«
»Ich dachte, Sie wären vielleicht auch daran interessiert, dass dieser Killer gefasst wird«, gab ich zurück. »Ist ja schließlich nicht gesagt, dass er das nächste Mal, wenn er zuschlägt, wieder dermaßen genau trifft, dass nicht einmal eine Scheibe zu Bruch geht.«
»Ich nehme nicht an, dass sich ein ähnlicher Fall so kurz hintereinander am selben Ort ereignet«, erwiderte der breitschultrige Santini.
»Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das Problem dabei sein soll, uns die Aufzeichnungen zu überlassen«, bekannte ich etwas irritiert. »Sie geben uns einfach den Datenträger und fertig.«
Santini seufzte. Er beugte sich etwas näher und sagte dann in gedämpftem Tonfall: »Ich will
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