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Jerry Cotton - 2916 - Das Marlin-Projekt

Jerry Cotton - 2916 - Das Marlin-Projekt

Titel: Jerry Cotton - 2916 - Das Marlin-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
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man einen Torpedo abschießen?« – »Noch dazu einen Hochgeschwindigkeits-Torpedo«, korrigierte Phil.
    Doch Cassia Haigh zuckte nur mit den Schultern. »Das sollten wir erst am Tag des Tests erfahren. Das war wohl geheim.«
    Ich drehte und wendete alles, was wir bisher wussten, hin und her. Und plötzlich formte sich in meinem Hinterkopf eine Idee, die immer konkreter wurde. »Dr. Haigh, sagen Sie: Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Bellinda Shaw?«
    Sie sah mich überrascht an, schüttelte dann den Kopf: »Gott, Bellinda … Die habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    ***
    Als Assistant Director Homer das Büro von Mr High betrat, erhoben wir uns alle, um den hochrangigen FBI-Mann zu begrüßen.
    »Behalten Sie bitte Platz, machen Sie sich keine Umstände, meine Dame, meine Herren«, begann er sogleich und referierte kurz über die Odyssee, die ihm der Versuch, etwas über Cercyon herauszufinden, beschert hatte.
    » Cercyon existiert«, begann er dann, während er sich in einen der Sessel fallen ließ, »und es existiert nicht.«
    Er ließ diese Worte wirken und genoss es augenscheinlich ein bisschen, dass wir uns auf diese Äußerung keinen Reim machen konnten.
    »Vorausgesetzt, die Dokumente, die ich im Pentagon einsehen durfte, sind echt und keine Fälschung irgendeines Geheimdienstes – aber darauf deutet meiner Meinung nach nichts hin –, so ergibt sich folgende Lage: Cercyon ist der Name eines informellen Zirkels innerhalb der US Navy, den es schon vor dem Kalten Krieg gab. Es gibt keine Mitgliedsanträge und keine Mitgliedsausweise, man wird einfach zu den Treffen eingeladen oder nicht. So einfach ist das. Unter dem Namen Cercyon treffen sich hochrangige Offiziere und ehemalige Offiziere oder auch hochrangige Politiker und Ex-Politiker, die irgendwann einmal etwas mit der Navy zu tun hatten oder noch haben. Allerdings«, und Homer legte eine Kunstpause ein, »allerdings wird in diesem Zirkel nicht nur Hinterzimmerpolitik betrieben. Diese Gruppe hat sich auch ganz andere Ziele gesteckt: Sie versorgen die Hinterbliebenen von Navy-Soldaten, die im Einsatz ums Leben kamen, wenn deren Familien ansonsten kein großes Einkommen hätten. Zum Beispiel.«
    »Aber Cercyon macht auch Politik?«, riet ich, und Homer nickte.
    »Auch Politik«, bestätigte er, »sie mischen sich ein und verstehen sich dabei als Lobby der kämpfenden Marine. Wenn es etwa um Neubeschaffungen geht – egal, ob es um einen neuen U-Boot-Typen geht oder um ein neues Duschgel für die Truppe –, dann machen diese Herren Stimmung bei den Entscheidern, damit die über ihre Kostenkalkulationen nicht die Anforderungen der Truppe aus den Augen verlieren.«
    »Mir drängt sich da eine Frage auf«, schaltete sich Phil ins Gespräch ein. »All das erklärt nicht diese krampfhafte Geheimhaltung. Da muss also noch mehr dahinterstecken. Zum Beispiel: Vermittelt diese Gruppe auch Kontakte, wenn es mal irgendwo bei der Entwicklung eines – na, sagen wir mal: eines lenkbaren, superkavitierenden Torpedos – haken sollte?«, fragte mein Partner.
    Und erneut nickte Edward G. Homer. »So ist es wohl.«
    Der Leiter der Field Operation Section East öffnete seine altmodisch erscheinende Aktentasche und fischte eine Fotografie heraus.
    »Die hier darf leider nur Assistant Director High sehen und die Agents Cotton und Decker«, sagte Homer und legte das Bild auf die Glasplatte vor unseren Chef. »Das erklärt die Geheimniskrämerei trotzdem nicht«, fügte er fast entschuldigend hinzu, »aber im Pentagon versteht man bekanntlich etwas von Geheimnissen. Deshalb ist die einzige Erklärung, die ich dafür habe: Wenn Cercyon Kontakte vermittelt, dann fließt auch schon mal Geld, das Cercyon dann wieder für eigene Zwecke einsetzt – womöglich an der Steuer vorbei. Aber das ist nur eine Vermutung, und die bleibt bitte in diesem Raum.«
    Wir nickten und sahen uns den großformatigen Abzug des Schwarzweißfotos zusammen an, und natürlich ließ auch Ruby O’Hara, obwohl sie nicht zu den Auserwählten gehörte, den Blick über die Aufnahme schweifen – bis ein Ruck durch sie ging. Sie fummelte ihr Handy aus der Handtasche und rief das Daffoyle-Foto auf, das sie noch dort gespeichert hatte. Dann stand sie auf, näherte sich dem Tisch und tippte mit der Rückseite ihres Kugelschreibers auf ein Gesicht auf dem Foto: »Das ist doch Alfie Daffoyle!«
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte ich und tippte meinerseits auf den Mann, der gleich neben Daffoyle stand. »Und

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