Jerry Cotton - 2917 - Heisse Ware und kaltes Blei
Fragen stellte, wölbte er verblüfft die Augenbrauen.
»Wie kommen Sie denn auf die Idee, dass ich etwas dazu sagen könnte?«, fragte er.
Mit einem Lächeln deutete ich auf das Mobiltelefon, das seitlich auf seinem Schreibtisch lag.
»Sie haben vielleicht Nerven, Agent Cotton. Halten Sie mich neuerdings für Ihr persönliches Auskunftsbüro?«, fragte er.
»Ihre angebliche Läuterung würde wesentlich glaubwürdiger wirken, wenn Sie uns bei den Ermittlungen auch weiterhin unterstützen«, erwiderte ich.
Einige Sekunden studierte er mein Gesicht und langte dann tatsächlich nach seinem Mobiltelefon. Gotchev benötigte nur drei Anrufe, um unsere Annahme in Bezug auf Hanlans Nebentätigkeit zu bestätigen.
»Es stimmt. Hanlan hat sich einen guten Ruf als Hehler für Diebesgut aufgebaut. Das war nicht einmal mir bekannt. Respekt, Agent Cotton«, sagte er.
Leider konnte er uns immer noch keinen Tipp liefern, wo sich Stan Barlow versteckt hielt. Doch auch so war ich mit dem kleinen Ausflug sehr zufrieden.
»Du hast recht. Wir sollten Hanlan doch direkt mit unserem Wissen konfrontieren. Ich halte ihn nicht für so abgebrüht, dass er kühl darauf reagieren kann«, sagte Phil.
***
Am frühen Nachmittag betraten wir das Vorzimmer von Tim Hanlan. Der Rechtsanwalt war bis vor einer Stunde am Gericht gewesen.
»Mister Hanlan erwartet Sie bereits«, begrüßte uns die Angestellte.
Sie öffnete die Tür zu seinem Büro und zog sich dann diskret zurück.
»Agent Cotton, Agent Decker. Setzen Sie sich bitte«, rief Hanlan.
Er tippte mit fliegenden Fingern auf der Tastatur seines Computers herum, während Phil und ich uns die Besucherstühle zurechtrückten. Mein Partner wählte seinen Platz so, dass er wie zufällig den Fluchtweg zur Tür verstellte. Nach allem, was wir von Hanlan wussten, erwarteten wir höchstens eine Panikreaktion, aber keine handfeste Auseinandersetzung.
»So, diese Notizen musste ich noch anfertigen. Nicht dass mir wichtige Argumente im Prozess fehlen«, entschuldigte er sich.
Hanlan deutete auf ein Tablett, auf dem sowohl Wasserflaschen als auch eine Thermoskanne bereitstanden.
»Wenn Sie einen Kaffee oder ein Glas Wasser trinken möchten, bedienen Sie sich einfach«, bot er an.
»Wir haben ein ernsthaftes Problem, Mister Hanlan. Sie haben uns mehrfach belogen«, sagte ich.
Es war die wirksamste Art, dem Rechtsanwalt das unehrliche Lächeln aus dem Gesicht zu fegen. Es gefror auf seinen Lippen, und ein verärgerter Ausdruck trat an seine Stelle.
»Was erlauben Sie sich, Agent Cotton?«, fragte er.
»Wir wissen mittlerweile, dass Sie einer der gefragtesten Hehler der Unterwelt sind. Außerdem ist uns bekannt, wie Madeleine Forman wirklich heißt und welche Aufgabe sie hatte«, fuhr ich unerbittlich fort.
Das überraschte Blinzeln von Hanlan bewies die beginnende Auflösung seiner vorgespielten Selbstsicherheit.
»Linda Dorfner hat seit fast zwei Jahren für sie die Kontakte zu den Käufern übernommen und dafür ihre Provisionen erhalten«, ergänzte Phil.
Dieses Wissen bezogen wir aus den Bankunterlagen Dorfners, die wir nach ihrer Identifizierung angefordert hatten. Da sie ansonsten keine festen Einkünfte vorzuweisen hatte, konnten die Einzahlungen nur aus ihrer Tätigkeit für Hanlan stammen.
»Ich werde mich zu diesen Einlassungen nicht äußern, Agent Decker! Falls Sie keinen richterlichen Beschluss vorlegen können, verlassen Sie bitte mein Büro«, erwiderte er.
Der Rechtsanwalt erhob sich, um uns damit das Ende des Gesprächs anzudeuten. So einfach würden wir es ihm jedoch nicht machen.
»Sie übersehen da etwas ganz Wichtiges, Mister Hanlan«, sagte ich.
Er schaute mich verwundert an und setzte sich nach kurzem Zögern wieder in den Schreibtischsessel.
»Ach, ja? Und was sollte das bitte sein?«, wollte er wissen.
»Wir wissen, dass der Mord an Madeleine Forman oder eben Linda Dorfner nicht auf Ihr Konto geht. Genauso wenig wie der Anschlag auf Peter Cartwright, der für Sie die falschen Dokumente angefertigt hat«, antwortete ich.
Hanlan musste sich selbst zusammenreimen, worauf ich ihn hinwies. Er benötigte nur wenige Sekunden dafür und wurde sichtlich blass.
»Sie glauben doch nicht, dass der Killer jetzt hinter mir her ist?«, fragte er.
Er schaute ungläubig von mir zu Phil, der ebenfalls kräftig nickte.
»Ja, aber wieso denn?«, fragte Hanlan.
»Sie stehen Barlow im Weg. Er will Ihr Geschäft zerschlagen, um selbst einzusteigen. Außer Ihnen steht ihm
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