Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen
Nächstes drehen mussten. Solange uns Judd Mills nicht als Gesprächspartner zur Verfügung stand, blieb uns immer noch Enzo Basile.
»Wir werden ihn damit konfrontieren. Er wird sicherlich reagieren und sich dabei verraten«, sagte ich.
»Falls Enzo es nicht vorzieht, wegen des Fehlschlags eine Weile auf Tauchstation zu gehen«, warf Phil ein.
Wir nahmen seinen Einwand sehr ernst. Tatsächlich konnte ein zu direktes Vorgehen den Sohn von Domenico Basile verschrecken und ihn zu einem Tapetenwechsel veranlassen.
»Bisher ahnt Enzo noch nicht, dass wir ihn mit der Entführung in Verbindung bringen. Vielleicht sollten wir ein zufälliges Treffen arrangieren«, schlug ich vor.
Phil grinste schief.
»Wie zum Beispiel heute Abend im Vanity, meinst du?«, fragte er.
Das war mein Plan, und da es keine Einwände seitens Mr High gab, konzentrierten wir uns für den restlichen Tag auf den Freundeskreis von Amber Palmer. Mr High musste unterdessen weiterhin die Medienvertreter besänftigen und mit dem Rathaus verhandeln. Ich fand, dass Phil und ich das bessere Los gezogen hatten.
Mittlerweile lag die Auswertung des Labors vor, in dem die Angaben von Enzo bestätigt wurden. Amber Palmer hatte Drogen konsumiert, und da war sie sicherlich nicht die Einzige aus der Clique.
***
Als Detective Emily Boyd die Handtasche der Toten endlich ansehen durfte, fluchte sie leise. Ihr Partner hockte noch neben dem Leichnam und schaute amüsiert zu Boyd hinauf.
»Wieder nicht der Jackpot?«, fragte er.
»Kein Führerschein, der uns mehr über die Tote verraten könnte. Nur die Visitenkarte einer Agentur hier in New York«, antwortete sie.
Detective Hank Farmer erhob sich und trat neben seine Partnerin. Während die Mitarbeiter des Labors sich um den Abtransport des Leichnams kümmerten, schaute Farmer nachdenklich auf die Visitenkarte in der Hand von Boyd.
»Agentur? Hast du eine Idee, um welche Art von Agentur es sich dabei handelt?«, wollte er wissen.
Seine Partnerin schüttelte den Kopf und zog ihr Mobiltelefon heraus. Sie beschaffte sich alle verfügbaren Informationen zu der Agentur und teilte sie anschließend Detective Farmer mit.
»Dann war unser Opfer vermutlich ein Au-pair. Shit! Das gibt Ärger«, schimpfte er.
»Allerdings. Erst der Mord an der Tochter des englischen Konsuls und nun das hier. Der Captain wird uns mächtig die Hölle heißmachen«, sagte Detective Boyd.
Da sie am Tatort nichts mehr ausrichten konnten, fuhren sie und Farmer zu der Geschäftsadresse der Agentur. Dort wurde ihnen bestätigt, dass ihr Opfer eine Stelle als Au-pair bei einer angesehenen Familie in New York hatte. Als die beiden Detectives wieder in ihren Dienstwagen stiegen, kannten sie den Namen der Toten.
»Sandrine Lescout. Ihre Familie lebt also in Marseille«, sagte Farmer.
»Dann müssen die Kollegen dort der Familie die traurige Nachricht überbringen. Das bleibt uns wenigstens erspart«, erwiderte Detective Boyd.
Ihr nächster Besuch galt der Gastfamilie, die sich tief erschüttert über den Tod der jungen Französin zeigte. Die Detectives konnten einen Laptop mitnehmen, der Sandrine gehört hatte. Als sie zurück im Revier waren und ihrem Captain einen ersten Bericht erstatteten, fiel sein Kommentar wie erwartet aus.
»Die Tote ist eine Ausländerin? Das wird übel, Leute. Besser, Sie klären den Fall schleunigst auf. Warum muss das ausgerechnet in meinem Revier passieren?«, rief er aus.
Die beiden Detectives sparten sich eine Antwort und ihr Vorgesetzter erwartete auch keine von ihnen. Was er wollte, hatte der Captain unmissverständlich formuliert, und so konzentrierten sich die Ermittler auf diesen Fall. Andere Ermittlungen mussten vorerst zurückstehen, darüber waren Boyd und Farmer sich ohne Absprache einig.
»Wir haben eine Liste der Kontaktadressen aus Lescouts Laptop vom Labor erhalten«, sagte Emily Boyd.
Die Techniker hatten zu den elektronischen Kürzeln bereits Klarnamen ermittelt und sie dem Revier zukommen lassen. Die beiden Detectives teilten sich die Namen auf und hängten sich ans Telefon.
***
Da Phil und ich nicht zu früh im Club auftauchen wollten, damit Enzo nicht mölglicherweise gewarnt wurde, fuhren wir nach einem späten Feierabend zu unserem Italiener.
»Alles scheint um das Vanity zu kreisen. Ist dir das auch schon aufgefallen?«, fragte ich.
Bei den Gesprächen, die ich im Laufe des Nachmittags mit den Freunden von Amber Palmer geführt hatte, tauchte der Club immer wieder auf.
»Die
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