Jerry Cotton - 2923 - Die Rueckkehr des Kronzeugen
hervor.
»Special Agent Jerry Cotton, und das ist mein Partner, Special Agent Decker«, sagte ich.
»Interessiert mich nicht, wer Sie sind. Alles, was ich wissen will, ist, wieso man mich hierher verschleppt hat«, erwiderte Clancey.
Es wurde Zeit, ihm den ersten Dämpfer zu verpassen.
»Es geschah zu Ihrer eigenen Sicherheit, Mister Clancey. Das FBI hat Sie in Schutzhaft genommen«, antwortete ich.
Er setzte zu einer Erwiderung an, klappte aber zunächst den Mund überrascht wieder zu. Ich deutete auf Phil.
»Kurz bevor unsere Kollegen Sie eingesammelt haben, klebte noch das Blut von Oscar Gage an meinem Partner«, fuhr ich fort.
Steward Clancey zuckte erschrocken zusammen und schaute zu Phil.
»Er saß neben mir in einem Diner, als ihm zwei Killer das Gesicht weggeschossen haben«, sagte er.
Alle Farbe wich aus Clanceys Gesicht und er schluckte angestrengt. Ich schob ihm die Flasche Mineralwasser zu, die bislang unberührt auf dem Tisch gestanden hatte. Als er sich das Glas füllte, klirrte der Flaschenhals gegen den Rand.
»Wir wollten Gage einige Fragen stellen, die alle mit Ethan Sheldon zu tun haben«, sagte ich.
Clancey hatte nur ein oder zwei Schlucke Wasser getrunken. Als ich Sheldons Namen erwähnte, verschluckte er sich und hustete lange anhaltend. Phil und ich warteten stumm ab, bis Clancey sich erholt hatte.
»Ethan Sheldon?«, krächzte er.
»Genau der. Sheldon hat sich aus dem Zeugenschutzprogramm abgesetzt und befindet sich jetzt in New York City«, bestätigte ich.
Clancey schüttelte ungläubig den Kopf.
»Niemals. Sheldon müsste lebensmüde sein, wenn er sich hier jemals wieder blicken ließe«, stieß er hervor.
»Was könnte ihn dazu treiben, ein solches Risiko einzugehen?«, fragte ich.
»Es gab immer wieder Gerüchte, dass damals einer der Anführer des Korruptionsnetzwerks unbeschadet davongekommen sein soll. Falls Sheldon tatsächlich in New York sein sollte, muss es deswegen sein«, antwortete Clancey.
»Wer könnte es sein? Sie standen damals selbst unter Anklage und kennen das Netzwerk besser als jeder andere. Außer natürlich Oscar Gage, aber ihn hat man ja mittlerweile zum Schweigen gebracht.«
Zuerst flackerte Trotz in Clanceys Augen auf, der aber sofort einer großen Angst wich, als ich an das Schicksal von Gage erinnerte.
»Sheldon hatte immer Angst vor einem hohen Tier beim NYPD. Wenn jemand seine Entlarvung fürchten muss, dann ist es dieser Beamte. Können Sie mich auch vor so einem einflussreichen Mann schützen?«, antwortete er.
»Wenn Sie mit uns umfassend kooperieren, erhalten Sie den erforderlichen Schutz. Niemand wird wissen, wo Sie sind«, versprach ich.
Einige Sekunden lang starrte Clancey grübelnd auf den Tisch. Dann hob er den Kopf und nickte mir zu.
»Geben Sie mir das schriftlich, Agent Cotton. Sobald ich das Schriftstück vor mir liegen habe, packe ich aus«, erklärte er.
Phil und ich verließen den Vernehmungsraum, um die erforderlichen Schritte einzuleiten.
***
Für Inspector David Ackland entwickelte es sich schlecht. Seine Hoffnung, dass er als Kontaktmann des NYPD permanent Einfluss auf die Ermittlungen nehmen konnte, verflog zusehends.
»Sie haben es sehr dringend gemacht, David. Was ist denn so wichtig?«, fragte der First Deputy Commissioner.
Ackland berichtete von der totalen Informationssperre des FBI.
»Sie erhalten überhaupt keinen Einblick mehr?«, staunte Frederikson.
»Nein, und ich befürchte, dass die Herrschaften beim FBI nach einem Sündenbock für die Pannen suchen. Sie erinnern sich, dass es damals schon ein gefährliches Gerücht in Bezug auf unser Department gegeben hat?«, erwiderte der Inspector.
Frederikson nickte mit düsterer Miene. Die damaligen Medienberichte standen ihm nur noch zu lebhaft vor Augen. Der Imageschaden für das Department war sehr hoch gewesen, und so etwas durfte sich keinesfalls wiederholen.
»Wer hat die Informationssperre veranlasst?«, fragte er.
Ackland behielt äußerlich seine besorgte Miene bei, doch innerlich triumphierte der Inspector. Sein Vorgesetzter reagierte wie gewünscht.
»Sie kommt von Assistant Director High persönlich, Sir. Alle meine Vorstöße, wenigstens mir den Zugang nicht zu verwehren, hat er ohne Begründung abgewiesen«, antwortete er.
Der First Deputy Commissioner war es gewohnt, durch sein Amt einen nahezu unbeschränkten Zugang zu jeder Schaltstelle in der Stadt zu genießen. Er griff zum Telefonhörer und drückte die Kurzwahltaste, die ihn direkt
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