Jerry Cotton - 2925 - Einmal zu viel getrickst
Brust.
»Nein, das weiß ich nicht. Greg hat Tag und Nacht geschuftet, um uns einen bescheidenen Wohlstand zu ermöglichen. Es kann gut sein, dass er sich dabei nicht ständig überwacht fühlen wollte. Aber er könnte noch leben, wenn Ihre Kollegen besser auf ihn aufgepasst hätten!«
Zu diesem Vorwurf sagte ich nichts. Stattdessen fragte ich: »Kennen Sie eine bestimmte Person, der Sie eine solche Tat zutrauen würden?«
Florence Preston schüttelte den Kopf.
»Eine Person, Agent Cotton? Es gab Hunderte von Fieslingen, die Greg den Tod gewünscht haben.«
»Haben Sie sich nicht gewundert, dass Ihr Mann über Nacht fortgeblieben ist, Mistress Preston?«
»Nein. Wie gesagt, Greg hat schwer geschuftet, er hielt sich mehr in seinem Investmentbüro als daheim auf. Außerdem habe ich gestern eine Schlaftablette genommen. Ich habe unser Penthouse seit dem späten gestrigen Nachmittag nicht verlassen. Sie können Penelope fragen, wenn Sie wollen.«
Penelope war offenbar der Name der jungen Latina-Angestellten. Ich teilte der Witwe noch mit, dass der Leichnam ihres Mannes zunächst obduziert werden musste und erst danach zur Beerdigung freigegeben werden konnte.
»Bitte begleiten Sie uns, um den Toten eindeutig zu identifizieren«, bat ich Mrs Preston. In diesem Fall war das eine Formsache, denn das Mordopfer trug ja seinen Führerschein bei sich und war am Lenkrad seines eigenen Wagens aufgefunden worden. Aber wir wollten uns keine Nachlässigkeit erlauben, aus der uns später ein cleverer Verteidiger womöglich einen Strick drehen konnte.
Florence Preston war nicht begeistert, zog sich aber schnell an und fuhr mit uns zum gerichtsmedizinischen Institut. Der Leichnam war inzwischen dorthin gebracht und aufgebahrt worden.
»Ja, er ist es«, sagte die Witwe, nachdem ein Bediensteter das weiße Tuch von Greg Prestons Gesicht entfernt hatte.
Es waren die einzigen Worte, die Florence Preston seit dem Verlassen des Penthouse an uns gerichtet hatte.
***
»Die Witwe zerfließt ja nicht gerade vor Trauer«, stellte Phil fest. Wir hatten Florence Preston soeben in der West 83rd Street abgesetzt. Nun fuhren wir Richtung Field Office, um mit dem Chef das weitere Vorgehen zu besprechen.
»Wir müssen überprüfen, ob Florence Preston ein Interesse am Tod ihres Mannes gehabt hat. Möglicherweise hat sich das Ehepaar einfach nur auseinandergelebt und sie kann aus diesem Grund den Verlust besser verkraften als andere Frauen in ihrer Situation. Aber es wäre zumindest denkbar, dass die Witwe in Prestons Ermordung verstrickt ist.«
»Als ob unsere Liste von Verdächtigen nicht schon lang genug wäre«, stöhnte Phil. Im Field Office gingen wir sofort zu Mr High. Seine Sekretärin Helen begrüßte uns mit einem charmanten Lächeln.
»Der Chef erwartet euch bereits, June und Blair sind auch schon eingetroffen. Ich bringe euch gleich Kaffee.«
Phil und ich betraten das Chefbüro. Der Assistant Director und unsere beiden Kollegen hatten bereits am Besprechungstisch Platz genommen. Die Unterredung begann, nachdem Helen uns wenig später mit Kaffee versorgt hatte.
Mr High wandte sich zunächst an June Clark und Blair Duvall.
»Wir alle sind Agents und keine übermenschlichen Wesen, June und Blair. Es ist absolut nicht ehrenrührig, dass Sie von der zu beschattenden Person abgehängt wurden. Ich mache Ihnen deshalb ganz gewiss keinen Vorwurf.«
»Aber wir uns selbst, Sir!«, presste unser afroamerikanischer Kollege hervor. »Und wir wären sehr dankbar für eine Chance, um uns von dieser Schmach reinzuwaschen.«
»Preston hat uns ausgetrickst wie unerfahrene Frischlinge«, ergänzte June. »Das können wir einfach nicht auf uns sitzenlassen.«
Der Chef nickte verständnisvoll.
»Sie gehören ja bereits zu der Ermittlungsgruppe, die ich gebildet hatte, um Prestons Finanzbetrügereien aufzuklären. Ich werde Sie auch nicht aus dem Team entfernen. Aber mit der Aufklärung des Mordes habe ich Jerry und Phil beauftragt. – Gibt es schon erste Erkenntnisse?«
Mit dieser Frage wandte sich Mr High an mich. Ich brachte ihn kurz und knapp auf den aktuellen Stand.
»Einen Verdächtigen haben Sie also noch nicht«, stellte der Chef fest. June Clark meldete sich zu Wort.
»Wir haben im Rahmen der Betrugsermittlungen viel über die Menschen herausgefunden, die Preston auf den Leim gegangen sind. Dort hat sich ein gewisser Vincenzo Angeli besonders hervorgetan. Er hat mehrfach vor laufender TV-Kamera Morddrohungen gegen den
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