Jerry Cotton - 2927 - Ueberfahrt ins Grab
Townsend. Möglicherweise sind die Mörder von Mister Darabont längst wieder von Mount Desert Island verschwunden«, beruhigte ich ihn.
Nachdem die erste Kontaktaufnahme mit dem örtlichen Polizeichef über die Bühne gegangen war, fuhren Phil und ich zu unserem Hotel.
»Sind wir hier richtig?«, fragte ich verblüfft.
Unter der angegebenen Adresse fanden wir ein schmuckes Holzhaus in hellblauer Farbe, mit weiß umrandeten Fenstern und Türen. Phil deutete auf das Metallschild mit dem Namen des Hotels. Mit einer solchen Unterkunft hatte ich nicht gerechnet, doch unsere Wirtin konnte darauf eine plausible Antwort geben.
»Sie werden auf ganz Mount Desert Island keines der üblichen Hotels großer Ketten finden, Agent Cotton. Wir legen Wert auf das gewachsene Erscheinungsbild, und dazu gehören diese Holzhäuser«, erklärte Eleonore Baskin.
Sie war eine reizende Frau von etwa fünfzig Jahren, die ihre blonden Haare mit einem Stirnband bändigte. Ihre gesunde Bräune ließ mich annehmen, dass Mrs Baskin viel Zeit an der frischen Luft zubrachte.
»Mein Mann fängt die Hummer immer noch selbst und ich bereite sie zu. Wenn Sie noch nicht zu Abend gegessen haben, können Sie gerne ins Restaurant kommen«, bot Mrs Baskin an.
Das war ausgesprochen verlockend und daher beeilten wir uns mit dem Auspacken der Reisetaschen. Für unsere Ermittlungen auf Mount Desert Island hatten Phil und ich überwiegend warme Kleidung eingepackt. Die Wettervoraussagen kündigten weiteren Schneefall und einen kräftigen Temperatursturz an. Es machte schlicht keinen Sinn, wenn wir hier mit Anzug und Krawatte auflaufen würden. Nur zwanzig Minuten später setzten Phil und ich uns an einen Tisch im Restaurant.
***
Warum schickte das FBI zwei Agents aus New York? Der Mörder von Lars Darabont verfolgte, wie die beiden Männer aus dem Mietwagen stiegen und im Polizeirevier verschwanden.
»Wissen die mehr, als gut für uns ist?«
Der Plan hatte vorgesehen, dass es zu Kämpfen mit den Gangstern in New York kommen musste und somit zwangsläufig auch zu Ermittlungen. Normalerweise hätte sich aber nur das NYPD für die Auseinandersetzungen interessieren sollen.
»Diese Gangster gehen viel brutaler gegen unsere Leute vor als erwartet«, dachte der Mörder.
Das hatte die ganze Operation auf eine andere Ebene gebracht und für die Einschaltung des FBI gesorgt.
»Der Leichnam hätte abtreiben sollen«, murmelte er.
Der Mord an Darabont war ebenfalls nicht Teil ihres Planes gewesen, aber unvermeidlich. Warum schnüffelte er auch ausgerechnet jetzt auf Mount Desert Island herum?
»Hast du die Agents aus New York kommen lassen?«, fragte sich der Mörder.
Er kannte Darabont gut genug, um Respekt vor seinen Fähigkeiten zu haben. Als sich das Mobilfunkgerät mit der Melodie eines Filmklassikers bemerkbar machte, zog der Mörder sich in den Schatten seines Wagens zurück.
»Ja?«
Es fielen nur zwei Namen. Jerry Cotton und Phil Decker. Der Mörder erhielt die gewünschten Informationen zu den Ermittlern aus New York.
»Sie genießen einen hervorragenden Ruf. Denken Sie also über alle möglichen Alternativen nach, um dieses Problem aus der Welt zu schaffen. Unsere Pipeline darf nicht gefährdet werden«, sagte der Anrufer.
Sie unterhielten sich in ihrer Heimatsprache, die auch der Mörder dem Englischen vorzog.
»Ich löse das Problem. Agent Cotton und Agent Decker werden die Pipeline nicht zerstören«, versicherte er.
»Ich verlasse mich auf Sie. Wir können uns keine Fehler mehr leisten. Es geht um die Sache der Bewegung«, mahnte der Anrufer.
Anschließend trennte er die Verbindung, ohne sich groß von dem Mörder zu verabschieden.
»Alles in Ordnung?«
Ein Mann näherte sich dem Mörder, der soeben sein Mobilfunktelefon in der Innentasche seines Anoraks verstaute.
»Alles bestens. In Washington schneit es wie verrückt«, erwiderte er.
Der Kollege lachte laut auf.
»Da haben wir ja richtig Glück, dass es uns auf diese warme Insel im Pazifik verschlagen hat«, spottete er.
Der Mörder stimmte in das Lachen ein und stieg dabei in den Wagen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er Agent Cotton und Agent Decker erstmals persönlich zu Gesicht bekäme.
***
Wir waren der Empfehlung unserer Pensionswirtin gefolgt und hatten uns für einen Hummer als Abendessen entschieden.
»So einen guten Hummer habe ich noch nie gegessen«, lobte ich.
Es war kein übertriebenes Kompliment, sondern entsprach der Wahrheit. Phil schloss sich
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