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Jesses Maria - Hochzeitstag

Jesses Maria - Hochzeitstag

Titel: Jesses Maria - Hochzeitstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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an, als er das sagte. Ich fand Johnny total süß.
    Hannes Schneider, er war also später mit Mannis Schützenkönigin Heike der Ersten verheiratet, lud Belinda zu einer Raupen-Fahrt ein. Er trug eine gelbe Öljacke, auf deren Rücken er mit Kugelschreiber ein riesiges Peace-Zeichen gemalt hatte. Und den Trick, sich im Waggon innen neben das Mädchen zu setzen, damit er bei voller Fahrt „ungewollt“ aufderen Schoß rutschen konnte, den kannte Hannes auch.
    Ich sah Belinda und ihm zu, wie sie die halbe Fahrt Händchen haltend im Stehen schafften und dann kichernd in die roten Polster sanken. Natürlich knutschten sie unter dem Verdeck, ich sah es Belinda doch an, als sie ausstiegen.
    Jetzt war ich an der Reihe. Vorher hatte ich mir bei Johnny „Hello A” von Mouth und McNeal gewünscht, hach, ich könnte dieses Lied heute noch mitsingen. In dem Moment, als ich vor Johnny stand, mit zitternden Knien und zitternder Stimme, denn er war ja sehr erwachsen und total süß, hab ich mich endgültig in ihn verliebt. Er hatte mir nämlich zugezwinkert.
    Breitbeinig stellte ich mich nun also im Wagen fünf der Raupe in Positur, die linke Hand steckte in der Gesäßtasche meiner Schlaghose, der Anorak war geöffnet und ließ den Blick auf mein bauchfreies Outfit zu, in meiner rechten Hand qualmte eine Zigarette. Ich machte ein Pokerface, guckte ganz cool, denn natürlich wollte ich mir die Anstrengung der freihändigen Fahrt und meine spontane Verliebtheit nicht anmerken lassen.
    Johnny spielte jetzt „Block Buster“ von The Sweet. Das Karussell setzte sich langsam in Bewegung.
    Die Mitarbeiter von Steuer’s Raupe waren beinahe Artisten, sie sprangen, während sich das Karussell am schnellsten drehte, auf die Trittbretter der Wagen und schäkerten mit den jungen Mädchen. Auf mein Trittbrett sprang jetzt einer, den sie Pickie nannten, er war bestimmt schon achtzehn und hatte schulterlange blonde Locken. Pickie hatte eine Zigaretteim Mundwinkel und eine fast leere Flasche Bier in der Hand. Plötzlich schien er jemanden auf dem Festplatz zu entdecken, er drückte mir die Flasche in die Hand und sagte: „Halt das mal!”
    Ich stand also in der Raupe, geschminkt wie ein Zirkuspferd, aufgetakelt wie ein Popstar aus der ZDF-Hitparade, hielt lächelnd Bier und Kippe fest und beobachtete aus dem Augenwinkel, ob Johnny auch guckte und sah, wie cool ich war, als die Katastrophe passierte.
    Meine Mutter stand an der Treppe.
    Als die Raupe wie in Zeitlupe auf sie zufuhr, sah sie mir direkt in die Augen.
    Mir wurde heiß und kalt vor Schreck, ich ließ Flasche und Zigarette einfach ins Dunkel unter dem fahrenden Karussell fallen, aber es war zu spät. Ich weiß nicht, seit wann sie da gestanden hatte. Es gab keinen Fluchtweg.
    Die Fahrt wurde schneller, Mouth und McNeal sangen „Hello A, hello a, can‘t you see...“, und Johnny sagte, dass er diesen Song extra für das süße Girl in Wagen fünf spielte. Ich wünschte mir, mich wegzwinkern zu können wie die Bezaubernde Jeannie es konnte.
    Das Hupsignal ertönte, das Verdeck der Raupe schloss sich, die Fahrt wurde langsamer, mein Herz raste immer schneller, ich suchte in den wenigen Sekunden, die mir blieben, bis ich das Karussell verließ und meine Mutter erreichte, fieberhaft nach Erklärungen für mein Benehmen und mein Aussehen. Und fand keine.
    Dann schlenderte ich betont lässig auf sie zu, legte alle Unschuldin meinen Blick, öffnete den Mund, um ein verlegenes „Hi!” zu stammeln und bekam unvermittelt eine knallende Backpfeife. Meine Mutter schob mich resolut vom Platz, alle haben es gesehen und es war mir schrecklich peinlich und ich schämte mich in Grund und Boden.
    Als ich mich umdrehte, sah ich Hannes und Belinda mitleidig hinter mir hergucken. Der Rehmer Markt hatte sich in diesem Jahr für mich erledigt.
    Zwei Wochen Hausarrest gab es - und ich durfte kein „Bonanza“ gucken. Das war brutal. Noch brutaler war, dass ich während meines Hausarrestes auch nicht zum Neustädter Schützenfest durfte. Dort würde Steuer‘s Raupe stehen und dort würde Johnny sein und wenn ich nicht hinging, würde er mich bis zur Frühjahrskirmes längst vergessen haben.
    Ich warf mich im Kinderzimmer auf mein Bett und heulte heiße Tränen. Später suchte ich die Single „Hey Tonight“ von Creedence Clearwater Revival aus meiner Plattenkiste. Die B-Seite wollte ich hören. „Have you ever seen the rain“, das war jetzt genau die Musik, die zu meiner Stimmung passte.
    Als ich

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