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Jesuslatschen - Größe 42

Jesuslatschen - Größe 42

Titel: Jesuslatschen - Größe 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Paul
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standen Spalier und jubelten dem Kosmonauten zu. Für uns
Kinder waren die Kosmonauten Helden. Der Propagandaapparat hat da etwas
nachgeholfen. Der technische Fortschritt hat zu dieser Zeit viele Menschen
bewegt und ihnen den Glauben gegeben, in ihrer Zeit etwas zu bewegen. Durch das
große Visier hindurch kann man dem Kosmonauten in die Augen sehen. Diesen einen
Augenblick lang ist Guggenheim der Weltraum und man spürt förmlich das
Glücksgefühl dieses schwebenden Helden.
    Ausgeträumt Herr Paul! Denn am Ausgang gibt es
zwölf Kilo Schwerkraft in Form eines Rucksackes zurück. Das ist leider die
Realität. Vor dem Museum bekomme ich den ersten großen Hund der Pilgerreise zu
Gesicht. Das farbenfrohe Kunstwerk heißt „ Puppy “, es
handelt sich um den acht Meter hohen, ganz Art- ig dasitzenden Welpen, welcher über und über mit bunten Stiefmütterchen bepflanzt
ist. Bleibt nur zu hoffen, dass alle bunten Hunde, welche mir im Folgenden
begegnen werden, so zugänglich sind. Die Eindrücke, welche das „Guggenheim“ bei
mir hinterlassen hat, sind einfach groß-ART- ig ...
    Nach weiten Wegen über das Großstadtpflaster,
kommt allmählich die Herberge in Sichtweite. Verkehrstechnisch ist, bedingt
durch ein förmliches Straßenknäuel, zu Fuß kaum ein Herankommen. Die gedachte
Abkürzung über einen mehrspurigen Kreisverkehr führt unweigerlich zum
Hupkonzert und endet in einer, vom Hafenkanal begrenzten, Sackgasse. Sicher
eine auferlegte Erziehungsmaßname. Im weiten Bogen spannt sich eine lang
gestreckte Fußgängerbrücke über die dicht befahrenen Verkehrsadern und den
Hafenkanal. So gelange ich vor Hupkonzerten sicher und trockenen Fußes in
Richtung Herberge. Etwa dreihundert Meter vor dem Gebäude, weist eine hölzerne
Hinweistafel auf eine steile Treppe. Neben einer Jakobsmuschel sind das Wort
Bidea und ein gelber Pfeil ins Holz geschnitzt. Hier lauert Umweg Nummer zwei.
Schon sehe ich in Gedanken eine Pension mit weichen weißen Betten und das Wort
Bidea übersetze ich leichtfertig mit WC. Also Herbergsturm ade, ich entscheide
mich für die kleine Pension mit dem WC. Die Treppenstufen nehmen kein Ende. Ein
Absatz gibt nur den Blick auf weitere Stufen frei. Der Rucksack drückt, die
Beine sind schwer vom Pflastertreten. Endlich, am oberen Ende der Hungertreppe
befindet sich ein kleines Häuschen. Das kann nur die ersehnte Pension sein.

    Am Haus findet sich kein Hinweis der darauf
schließen lässt, dafür aber ein weiterer „Bidet- Wegweiser“. Der Pfeil weist
entlang einer unbefestigten Straße immer weiter den Berg hinauf. Auch das noch.
In Höhe eines Sportplatzes kommen mir drei ältere Señoras entgegen
geschlendert. Diese nach der Pension befragt, weisen in die Entgegengesetzte
Richtung, zum Herbergsturm. Weiter oben auf dem Berg thront einsam und
verlassen eine Iglesia , was schlicht und ergreifend
mit Kirche übersetzt wird. Diesem Gotteshaus wird sicher das Hinweisschild
gedient haben. Rüdi vergiss nicht, du bist auf einem
Pilgerweg. Weiter oben geht dann Bilbao nahtlos in Landschaft über. Nun suche
ich verzweifelt Rat im mitgeführten Pilgerführer. Hier steht es schwarz auf
weiß: „Bidea“ ist die baskische Bezeichnung für „Weg“. Na prima.
    Das Baskenland ist zweisprachig man spricht
Baskisch, die Amtssprache ist jedoch Spanisch. Viele Hinweisschilder sind rein
in Baskisch beschriftet. Wer sich auf fremde Wege begibt sollte nicht zu
kreativ mit einer, ihm unbekannten, Sprache umgehen.
    Etwas frustriert führt mich der „Bidet-Weg“ in
anderer Richtung erneut an der „Nicht-Pension“ vorbei. Die steilen, aber dafür
bestens bekannten Stufen wieder hinab zum verlockenden Ausgangspunkt, dem
Wegweiser. Meine Schlafträume sind wie Seifenblasen geplatzt. Das Jugendhotel,
mein eigentliches Ziel, steht nun direkt vor mir. Eine Señorita sichtet an der
Rezeption meine Papiere und händigt mir den Zimmerschlüssel aus. Die Aussichten
auf das abendliche Panorama von Bilbao und auf ein Frühstück, lassen langsam
wieder verhaltene Freude zu.
    Ein Student aus Baden Württemberg teilt sich
dieses Zimmer mit mir. Er möchte das Baskenland und die Sprache kennen lernen.
Ganz nebenher erzählt er mir, dass gestern die „ Red Hot Chili Peppers“ vor dem Guggenheim gespielt haben. Für lau, also ohne
Eintritt. Somit erklärt sich auch die Bühne am Guggenheim-Museum, deren
Demontage ich vorhin im Vorbeigehen beigewohnt habe. Das Konzert kann ich nur
in Gedanken nach vollziehen. Ganz sicher

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