Jetzt! - die Kunst des perfekten Timings
Technologie), Politik (Tracks für politisch-ideologische Veränderungen), Recht (Tracks für Änderungen bei Gesetzen und Vorschriften) und soziokulturelles Umfeld (etwa Tracks für den Aufstieg und Niedergang sozialer Bewegungen oder veränderte Wertvorstellungen).
Nicht zu vergessen sind die Kontextfaktoren. Sehen Sie Tracks für Aktionäre und für Verhalten und Reaktionen verschiedener Agenten und Akteure vor. Stellen Sie sich den Kontext als einen Satz konzentrischer Kreise vor, angefangen beim Einzelnen über die Gruppe, die Firma oder Organisation bis hin zur Branche und zur Nation. Der größte Kontext ist der globale, der internationale Vorgänge erfasst. Ordnen Sie jedem »Ring« einen eigenen Track oder einen Satz von Tracks zu.
Es geht darum, dass Sie alle beweglichen Elemente in dem Kontext, in dem Sie sich befinden, ausmachen. Eine hilfreiche Regel lautet, sämtlichen »Substantiven« einen eigenen Track zuzuordnen. Alles, was eventuell eine eigene Entwicklungssequenz haben könnte, zum Beispiel eine eigene Änderungsrate, einen eigenen Rhythmus oder eine eigene Interpunktion, bekommt einen eigenen Track. Jeder dieser Tracks kann das, was in Ihrer Situation vor sich geht, potenziell beeinflussen.
Alle verborgenen oder übersehenen Tracks suchen
Dieser Schritt ist etwas komplexer. Wir neigen dazu, Prozesse, die sich auf unsere Arbeit und unser Unternehmen auswirken, zu übersehen, weil unsere Beschreibungen der Welt häufig »flach« sind. Um die Höhendimension zu erfassen, müssen wir Ereignisse anders beschreiben. Nehmen wir als Beispiel die Äußerung: »Eine Firma beschließt, ein Produkt herzustellen und zu vermarkten.« Dieser Satz bezieht sich auf eine einzige Zeitschiene: zuerst A, dann B; zuerst herstellen, dann vermarkten.
Dieselbe Ereignisfolge lässt sich als polyphone Struktur beschreiben, indem wir sie parallel betrachten. Untersuchen Sie einfach jedes Element auf seiner eigenen Zeitschiene: jeweils eine Schiene für die Firma, den Herstellungsprozess, das Produkt und den Markt. Jedes dieser vier Elemente wird sich im Laufe der Zeit verändern und mit anderen überschneiden. Firmen werden gekauft und verkauft. Neue Technologien verändern die Herstellung des Produkts. Marketingstrategien entwickeln sich ebenso weiter wie der Markt für das Produkt.
Der Wechsel von der seriellen zur parallelen Betrachtung rückt Fragen der Zeit und des Timings in den Vordergrund. Ist es der richtige Zeitpunkt für diese Firma, dieses spezielle Produkt auf den Markt zu bringen? Wird sich ihre Marketingstrategie schnell genug verändern? Diese Fragen fördert ein Satz nicht zutage, der lediglich sagt: »Eine Firma beschließt, ein Produkt herzustellen und zu vermarkten.« Aus diesem Grund ist eine andere Sichtweise sinnvoll. Da die Welt komplex ist, neigen wir dazu, sie zu vereinfachen, und weil sie in Bewegung ist, stabilisieren wir sie. Wir müssen uns über diese unbewussten Vereinfachungen unserer Welt im Klaren sein (und daran arbeiten, sie zu überwinden), sonst entgehen uns die überlappenden Ereignisse, die sich auf unsere Tätigkeit auswirken.
Die Sichtweise zu ändern ist keineswegs bloß eine akademische Übung. Erinnern wir uns, wie General Rupert Smith den Wandel des modernen Krieges beschrieb. Entscheidend ist seine Formulierung »Hin und Her«, ein Hinweis darauf, dass eine Art Parallelstruktur notwendig ist, um das Ganze zu verstehen. Wenn wir nicht in polyphonen Strukturen denken, führt das zu Verwirrung und letztlich zu Frustration. Nehmen wir ein Problem der zeitlichen Interpunktion. Wann wird ein Krieg vorbei sein? Wann wird erneut Gewalt ausbrechen? In einer seriellen Welt gibt es Antworten auf solche Fragen. In der polyphonen Welt sind solche Antworten weitaus weniger klar umrissen. Statt zu einer einzigen Antwort zu führen, wirft eine Frage weitere Fragen auf: Was müssen wirparallel erledigen, und wie beeinflussen diese verschiedenen Prozesse sich gegenseitig, wenn wir sie im Laufe der Zeit umsetzen?
Wenden wir uns nun Möglichkeiten zu, alle relevanten Tracks (Ereignisse, Situationen, Umstände), die durch andere Tracks verborgen oder verdeckt werden, zu finden und zu bedenken.
Vergessene Tracks
Bei verschiedenen Arten von Tracks neigen wir dazu, sie zu vergessen. Ein Grund, warum wir sie übersehen, ist die Copland-Beschränkung. Die Lage wird durch sie einfach zu vielschichtig. Die beiden ersten »vergessenen« Tracks ergeben sich aus Änderungsraten, die zu langsam
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