Jetzt mal Butter bei die Fische
Kopf geht:
Ich kann unmöglich ab sofort mein berufliches Schicksal selbst in die Hand nehmen, weil…
Ich weiß nicht, ob ich Sie in diesem Buch überzeugen werde. Aber ich möchte Sie bitten, trotzdem meine Vorschläge auszuprobieren. Vielleicht wird dies Ihr Denken stärker beeinflussen, als Sie es heute für möglich halten – so geht es nämlich vielen Menschen, die in meine Coachingpraxis kommen und anfangs kaum eine Chance für sich sehen.
Alles ganz easy?
Bestimmt nicht. Klar, es ist natürlich viel einfacher, ausgetretenen Karrierepfaden zu folgen und immer das zu nehmen, was man uns gerade bietet. Aber wollen Sie es wirklich nur einfach haben? Seine Karriere selbst in die Hand zu nehmen, bedeutet jede Menge Arbeit! Es ist nicht gemütlich, weil wir gezwungen werden, uns mit den Grenzen unserer Komfortzone auseinanderzusetzen. Und sie manchmal zu überschreiten. Es kommt einiges auf Sie zu:
Der Arbeitsmarkt ist viel größer als die Summe der Stellenangebote Der Begriff »Arbeitsmarkt« löst bei den wenigsten freudige Erregung aus. Eher wird er assoziiert mit Mangel, Ungerechtigkeit und Ablehnung. Wie das Spielfeld der coolen und angesagten Kinder – auf dem wir leider schlechte Karten haben und höchstens am Rand stehen und zuschauen dürfen. Wer »dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung steht«, ist arbeitslos und damit automatisch Bittsteller und eine arme Sau.
Also versuchen wir natürlich alles, um mit diesem Markt möglichst nichts zu tun zu haben. Und das bewegt leider viele Menschen dazu, sich beruflich gar nicht zu verändern und lieber in der Duldungsstarre zu verharren.
Dabei ist der Arbeitsmarkt einfach nur ein großer, kaum überschaubarer Marktplatz, auf dem ein ständiges Kommen und Gehen herrscht. Nur eine Minderheit hält sich hier länger auf. Haben wir am Anfang und Ende eine Jahres beispielsweise drei Millionen Arbeitslose, sind es nicht unbedingt dieselben Personen, die hier zwölf Monate auf dem Abstellgleis stehen.
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist auch, dass sich der Arbeitsmarkt vor allem in Stellenanzeigen und Jobbörsen abbildet. Das war vielleicht einmal so – aber heute ist dies nur ein kleiner Ausschnitt, denn immer mehr Jobs werden auf anderen Wegen besetzt: durch Mitarbeiter aus anderen Abteilungen, über Empfehlungen, Netzwerke, persönliche Kontakte, Personalvermittler und Zeitarbeitsagenturen.
Viele Menschen glauben nämlich noch, dass der »normale Weg« zur neuen Beschäftigung über Stellenbörsen läuft. Das bedeutet für sie, dass es ausreicht, sich dort umzuschauen und sich ausschließlich auf dort ausgeschriebene Jobs zu bewerben – und damit viele gute Möglichkeiten ungenutzt zu lassen. Ich werde später noch darauf zurückkommen, wenn es darum geht, wie Sie an Ihren begehrten Job herankommen.
Ihr nächster Job wird wohl nicht Ihr letzter sein »Atypische Erwerbsformen« heißt im Beamtendeutsch alles, was nicht eine unbefristete Vollzeitstelle ist. Das klingt nach Ausnahme von der Regel und nicht gerade attraktiv. Wer will schon »atypisch« sein. Kein Wunder, wenn die meisten Menschen glauben, sie müssten unbedingt am klassischen Karrieremodell des lückenlosen, schrittweisen Aufstiegs in nur einer Richtung festhalten. Jede »Unterbrechung« wird dann als Unglück verstanden. Viele Menschen lehnen durchaus interessante Jobangebote ab, weil sie nicht in das eigene Karriereraster passen und deshalb das schöne Bild des stringenten Lebenslaufs verderben könnten.
Die Realität sieht aber schon heute ganz anders aus: Neben dem unbefristeten Fulltimejob arbeiten wir in Teilzeit, mit Zeit- oder Projektvertrag, als Leiharbeiter, selbstständig und als »feste Freie« – und zwischendurch nehmen wir uns Eltern- und Sabbatzeiten. Die Vorstellung, dass, wer einmal aus dem »normalen Beschäftigungsverhältnis« aussteigt, nie wieder eingestellt wird, ist inzwischen antiquiert. Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft ganz selbstverständlich zwischen den verschiedenen Formen der Arbeit und Nicht-Arbeit hin und her wechseln werden. Das »Atypische« wird der Normalfall, die lineare Karriere ist passe.
Warum ich das glaube? Weil wir alle davon profitieren: Weil es für Unternehmen günstig ist, sich kurzfristig die Arbeitsleistung einzukaufen, die gerade benötigt wird. Und weil es für uns Arbeitende anscheinend immer wichtiger wird, dass unsere Arbeit zu unseren Interessen und unserer aktuellen Lebenssituation passt. Wir bekommen Abwechslung und
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