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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Titel: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
Autoren: Michael Ende
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leises Schnarchen sich anhörte wie das Zirpen einer Grille.
    »Ich werde ihn kaiserlich belohnen«, sagte der Kaiser leise. »Und was den Oberbonzen Pi Pa Po betrifft, so mögt ihr beruhigt sein. Er und seine Genossen werden ihrer Bestrafung nicht entrinnen.
    Von nun an ging es den beiden Freunden natürlich sehr gut. Sie wurden mit allen erdenklichen Ehren überschüttet. Und wer immer ihnen begegnete, der verneigte sich bis zum Boden vor ihnen.
    Den ganzen Vormittag über herrschte in der kaiserlichen Bibliothek die größte Aufregung. Die Bibliothek bestand aus siebenmillionen-dreihundertundneunundachtzigtausend-fünfhundertundzwei Büchern. Sämtliche gelehrten Männer Mandalas waren damit beschäftigt, alle diese Bücher in höchster Eile durchzulesen. Sie hatten nämlich den Auftrag, schnellstens herauszufinden, was die Bewohner der Insel Lummerland am liebsten zu Mittag essen und wie man es kocht. Schließlich fanden sie es auch und schickten Nachrichten in die kaiserliche Küche zu Herrn Schu Fu Lu Pi Plu und seinen einunddreißig Kindern und Kindeskindern, die auch alle Köche waren, einer immer kleiner als der andere. Und Herr Schu Fu Lu Pi Plu kochte an diesem Tag das Essen eigenhändig. Er und seine zahlreiche Familie hatten natürlich inzwischen längst erfahren, was geschehen war, und nun platzten sie alle fast vor Stolz über Ping Pong, das jüngste Familienmitglied, und waren völlig durcheinander vor Aufregung.
    Als das Essen fertig war, setzte sich Herr Schu Fu Lu Pi Pl u seine allergrößte Kochmütze auf, die so groß war wie ein Federbett. Und dann trug er persönlich das Essen in den kaiserlichen Speisesaal.
    Den beiden Freunden - Fing Pong schlief noch - schmeckte es so großartig wie niemals zuvor in ihrem Leben, das Erdbeereis von Frau Waas vielleicht ausgenommen. Sie lobten Herrn Schu Fu Lu Pi Plus Kunst gebührend, und der Oberhofkoch wurde ganz rot vor Freude, und sein runder Kopf glänzte wie eine Tomate. Übrigens gab es diesmal auch richtige Gabeln, Löffel und Messer zum Essen. Das hatten die gelehrten Männer nämlich ebenfalls in ihren Büchern gelesen und hatten dem Kaiserlichen Hofsilberschmied den Auftrag gegeben, ganz schnell Bestecke zu liefern.
    Nach der Mahlzeit spazierte der Kaiser mit den beiden Freunden auf eine große Terrasse hinaus. Von hier aus konnte man die ganze Stadt mit ihren tausend goldenen Dächern überblicken.
    Sie setzten sich unter einen großen Sonnenschirm und plauderten erst eine Weile über dies und das. Dann lief Jim hinunter und holte aus der Lokomotive das Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel. Beide Freunde erklärten dem Kaiser von Mandala die Regeln, und dann spielten sie miteinander. Der Kaiser war zwar sehr eifrig bei der Sache, aber er verlor oft, und darüber freute er sich außerordentlich. Er dachte nämlich im stillen: Wenn diese Fremden so viel Glück haben, dann gelingt es ihnen vielleicht wirklich, meine kleine Li Si zu befreien! Später erschien auch Fing Pong, der endlich ausgeschlafen hatte. Und dann gab es nach lummerländischem Rezept Kakao und Kuchen, und Fing Pong und der Kaiser, die so etwas nicht kannten, versuchten beides und fanden, daß es ausgezeichnet schmeckte.
    »Wann wollt ihr nach der Drachenstadt aufbrechen, meine Freunde?« fragte der Kaiser, als sie fertig waren.
    »Sobald wie möglich«, antwortete Lukas. »Wir müßten nur erst mal feststellen, was es mit dieser Drachenstadt eigentlich auf sich hat, wo sie liegt, wie man hinkommt und noch so verschiedenes.«
    Der Kaiser nickte.
    »Heute abend, meine Freunde«, versprach er, »werdet ihr alles erfahren, was in Mandala über diese Stadt bekannt ist.«
    Dann führten der Kaiser und Fing Pong die beiden Freunde in den Garten des kaiserlichen Palastes, um ihnen bis zum Abend die Zeit zu vertreiben. Sie zeigten ihnen alle Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel die wunderbaren mandalanischen Wasserspiele und Springbrunnen. Herrliche Pfauen stolzierten umher mit Schweifen wie aus grünem und violettem Gold; blaue Hirsche mit silbernen Geweihen kamen zutraulich heran; sie waren so zahm, daß man auf ihnen reiten konnte; es gab auch mandalanische Einhörner, deren Fell wie flüssiges Mondlicht glänzte, Purpurbüffel mit langem, welligem Haar, weiße Elefanten mit diamantenbesetzten Stoßzähnen, kleine Seidenäffchen mit lustigen Gesichtern und tausend andere Seltsamkeiten.
    Abends aßen sie gemeinsam auf der Terrasse, und als es dunkel wurde, gingen sie in den Thronsaal zurück. Hier
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